Tanulmányok Budapest Múltjából 25. (1996)

TANULMÁNYOK - Sármány Parsons Ilona: Jüdische Kunstmäzenatentum in Budapest und die Rolle der Künstler im Aufbruch zur Moderne = A zsidó származású polgárság mecenaturája Budapesten a századelőn 249-268

betrieb (Journalismus, Hochschulen, Universitäten). Dadurch konnten sie leicht Gebrauch machen vom intemationalen Informationaustausch der Kunstwelt; - sie waren schon früh für die Probleme der modemen urbanen Gesellschaft und damit auch der Avant-garde sensibilisiert; - sie konnten als zweite, dritte Generation wohlhabender Budapester Bürger mit der Unter­stützung solcher Gemeinschaften und Institutionen der Budapester Mittelklasse rechnen, wie zum Beispiel das „Casino" der Leopoldstadt, die Freimauerlogen, die Freundeskreise der Eltem oder ehemalige Schulkontakte. Weil die Modemisiemng des Landes stark mit Problemen der Urbanisierung und den Groß­städten verknüpft war, bedeutete ein wohlhabender Stadtbewohner zu sein schon an und für sich ein potentieller Vorteil, um sich in diesen Prozess erfolgreich einschalten zu können. Diese Bedingungen konnten die jungen Leute von Anfang an für eine größere Offenheit gewinnen und hatten einen dynamisierenden Effekt. - Diese Gedanken sind vorläufig Vermutungen. Wenn es auch eine statistisch beweisbare Tatsache ist, daß in Wien, in Berlin oder in Budapest es viele avantgardistische Künstler jüdischer Abstammung vor dem Ersten Weltkrieg gab, so steht eine sozialhistorische und sozialpsycholo­gische Analyse nach wie vor aus. Dm ARCHITEKTUR Die Förderung des "unganschen Stils" durch das assimilierte Bürgertum. Die Einwohnerzahl Budapests verfünffachte sich in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts auf 930 000, und hatte einen ungeheuren Bauboom zur Folge, der auch die Rep­räsentationsgebäude der Stadt betraf. Dies hatte zur Folge, daß nicht nur die einheimischen Arbeitskräfte gebunden, waren, sondem eine Fülle faszinierender Bauaufgaben angeboten wurden, die viele Ausländer in das Land lockten, zum Beispiel den ersten Architekten jüdischer Abstam­mung, Ignác Wechselmann der sich 1854 in Pest niederließ.'' Wie schon oben erwehnt, in den 90-er Jahren erreichte das Budapester bürgerliche Judentum ein Niveau finanzieller Sicherheit und Wohlstands der seinen talentierten Söhnen schon gestattete Berufe ohne sicheres Einkommen zu wählen. Dieser Wohlstand und die Akkulturierung zum Ungamtum setzte große schöpferische Energien in der jungen Generation frei. Nicht nur Geld und eine leicht erreichbare Kulturelite waren vorhan­den, sondem es herrschte im Ungarn der frühen neunziger Jahre auch Optimismus und Forschrittsglaube. An der Schwelle zum Millennium hofften die führenden Gesellschaftsklassen, daß dem Land eine glänzende Zukunft bevorstehe, daß die politischen und wirtschaftHchen Ermngenschaften der letzten Jahrzehnten noch gesteigert werden könnten und Ungam bald ein blühender, modemer europäischer Staat sein werde. Der jüdische Mittelstand, der einen großen Anteil an dieser wirtschaftlichen Entwicklung gehabt und ihn teilweise eigentlich geschaffen hatte^ teilte den Stolz und den Zukunftsoptimismus der Ungarn andere Konfessions. Gerade 1895 er­reichten diese Ungam mosaischen Glaubens die juristisch abgesicherte Emanzipation, als der jüdis­che Glaube dem Christlichen Glauben juristisch gleichgesetzt wurde. Diese politische Ermngenschaft von 1895 hat selbstverständlich das Vertrauen der Juden in das christliche Ungam emotional verstärkt und eine Reihe besonderer Gesten und Bekenntnisse zum Ungamtum auf gesellschaftlicher und kulturellen Ebene hervorgemfen. Diese, eine nationale Loyalität unbedingt betonen wollende Kulturarbeit des jüdischen Mittel­standes bedeutete in der Kunst, aber auch in der Kunstfördemng eine einmalige Sondererschei­nung. Die enthusiastischsten Vertreter und Befürworter des sogenannten „ungarischen Stiles" 259

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