Tanulmányok Budapest Múltjából 24. (1991)

TANULMÁNYOK – STUDIEN - Nemes Márta: Lechner Ödön Iparművészeti Múzeuma = Das Kunstgewerbemuseum von Ödön Lechner 65-114

des Gebäudes wohi anpassend, eine „in freier, individueller Auffassung" gestaltete Architektur, unter Verwendung der Produkte der entwickelten ungarischen farbigen Keramikindustrie. Der zweitprämiierte Entwurf spiegelte die starke Wirkung der Formsprache Steindls wider, beim dritten wurde gerade der Mangel an einem einheit­lichen Stil beanstandet. Der ursprünglichen Konzeption gemäß sollte der erste Preis der Auftrag selbst sein, doch konnte mit der Fertigung des Ausfuhrungspläne nicht sofort begonnen werden, da sich im Laufe des Wettbewerbs herausstellte, daß das zur Verfügung stehende Grund­stück nicht genügend groß war. Der Ankauf von weiteren 1000 Quadratklaftern wurde erforderlich. Den Auftrag zur Anfertigung der Bebauungspläne für das so entstandene mächtige Grundstück erhielten nach einigem Hin und Her die Verfertiger des mit dem ersten Preis ausgezeichneten Entwurfs. Die Genehmigungszeichnungen blieben in der Verfielfältigung von György Klösz erhalten. Der dort dargestellte Zustand entspricht im wesentlichen dem Bild des heutigen Gebäudes. Aus materiellen Gründen entfiel nur der Bau des Flügelendes in der Hőgyes-Gasse und eines Teils des Querflügels im hinteren Hof. In der Geschichte des Gebäudes bedeutet das Auftauchen von 345 Stücken der ursprünglichen Ausführungspläne im Sommer 1987 ein außerordentliches Ereignis, wofür es im Zusammenhang mit Lechners Bauten bisher kein Beispiel gab. Die in den verschiedenen Schränken des Museumsarchivs 90 Jahre hindurch nicht inventarisiert aufbewahrten Pläne unterrichten jetzt authentisch über fast alle Einzelheiten der Aus­führung. Mit den Arbeiten wurde im Herbst 1893 begonnen, und von den ersten 168 Tagen sind sogar die Tagesberichte der Bauarbeiten erhalten geblieben, und so ist bekannt, daß bei der Fundamentierung tiefer gegraben werden mußte als geplant und daß die dauernd nötige Grundwasserabführung viele Sorgen bereitete. Es wurde mög­lichst auch in der Nacht gearbeitet, um den vorgesehenen Übergabetermin im Herbst 1896, als Schlußakt der Millenniumsfeiern, einhalten zu können. Die Detailpläne der Ausführung wurden vom Büro Pártos, gleichzeitig mit dem Fortgang der Bauarbeiten, fortlaufend geliefert. Ende 1894 waren die Tragkonstruktion und das Dach des gewaltigen Gebäudes fertiggestellt. Auch die Auftragszeichnungen für die Fassadenverkleidungselemente und die Dachschalung waren schon 1894 fertig, und zwar im Maßstab 1:20 bzw. 1:1 (!). Das größte Interesse dürfte den erhaltenge­bliebenen 46 statischen Plänen und Berechnungen zuteil werden. Die zu einer ornamen­talen Verzierung geformte Tragkonstruktion der großen Halle Heß auch bisher keinen Zweifel darüber, daß Lechner ebenso wie Horta zu der modernsten Konstruktion die ausdruckvollste Form gefunden hatte. Obwohl die Literatur über das Gebäude bzw. die Architektur Lechners schon eine Bibliothek füllen könnte, ist über die drei Stockwerke umfassende Vorhalle mit räumlicher Rahmenkonstruktion und Konsolen aus geniete­tem Stahl nirgends ein Wort zu lesen. Es ist klar, daß in Unkenntnis der Ausführungspläne die Zusammenhänge zwischen Inhalt, Struktur und Form nicht erschlossen werden konnten. Wir sind jetzt erstmals in der Lage alle drei Aspekte gleichzeitig prüfen und auch erstmals mit Dokumenten nachweisen zu können, daß das Gebäude von der ideellen Formulierung des Inhaltes (Museum: mit seiner emporstrebenden, auch von entfernten Punkten der Stadt Aufse­87

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