Tanulmányok Budapest Múltjából 24. (1991)
KÖZLEMÉNYEK – MITTEILUNGEN - Lengyel Beatrix, Cs.: Budapest ostroma : Széchényi Viktor gróf feljegyzései, 1944. december 24.–1945. február 12. = Die Belagerung von Budapest : Tagebuchaufzeichnungen des Grafen Viktor Széchényi, 24. Dez. 1944.–13. Febr. 1945. 175-231
BEATRIX CS. LENGYEL DIE BELAGERUNG VON BUDAPEST TAGEBUCHAUFZEICHNUNGEN DES GRAFEN VIKTOR SZÉCHÉNYI, 24. DEZ. 1944 -13. FEBR. 1945 Im letzten Jahre des IL Weltkrieges wurde Ungarn zum Kriegsschauplatz. Von den Grauen des Krieges, dem riesigen Verlust an Menschen und Material, sind zahlreiche Publikationen, Arbeiten und Quellenangaben, sowohl in Ungarn als auch im Ausland erschienen. Diese beziehen sich vornehmlich auf das derzeitige und somit schon unpersönliche Geschehen im ganzen Lande oder in einem seiner speziellen Gebiete. Erinnerungen aber, also persönlich geprägte Publikationen, sind meist viel später nach dem Kriege entstanden und behandeln vorwiegend politische Manöver und strategische Vorstellungen. Unter dieser mächtigen Literatur befinden sich nur in verschwindender Zahl solche Quellenangaben und derzeitige Aufzeichnungen einzelner Vertreter der verschiedensten gesellschatflichen Gruppen, die für den Forscher und Interessenten zugänglich sind. Einstige Tagebücher und Notizen befinden sich - der Forschung unzugänglich - meist in Familienbesitz. Darum ist es von besonderer Bedeutung, daß wir diesen, bisher nirgends publizierten Tagebuchabschnitt des Grafen Viktor Széchényi /eingetragen während der Belagerung von Budapest 1944-1945/ ohne jede Abäderung hier veröffentlichen konnten. Graf Viktor Széchényi ist am 10. Okt. 1871 in Preßburg geboren, als 4. Sohn des Grafen Dénes Széchenyi und seiner Frau Mariette, geb. Gräfin Hoyos. Seine Kindheit verbrachte er teils in dem Preßburger Haus seiner Eltern, teils im Familienschloß von Somogyvár im südlichen Transdanubien. Er erhielt eine sorgfältige Erziehung. Seine Eltern, sehr fromme Katholiken, legten besonderen Wert auf den Unterricht und die Ausübung der Religion. Nach der Gepflogenheit jener Zeit, wurden dem Kind mehrere Sprachen beigebracht. Die höheren Klassen des Gymnasiums absolvierte er bei den Budapester Piaristen. Anschließend verbrachte er ein Jahr in einer Wiener Privatschule zur Vorbereitung auf seine militärische Laufbahn, die er dann in der Kadettenschule im mährischen Weißkirchen antrat. Nach Beendigung seines Studiums trat er mit 19 Jahren in den Dienst des nach dem Kaiser Wilhelm benannten 7. Husarenregimentes. Er diente in Cegléd, Kecskemét und Szabadka. 1894 kam sein Regiment nach Wien, wo er bald zu der berittenen Kaiserlichen Garde beordert wurde. 1896 wurde er zum Kammerherren der Erzherzogs Otto ernannt /als Oberleutnant des 7. Husarenregiments/. Dort lernte er den Erzherzog Karl näher kennen, welcher, damals noch ein Kind, der letzte Herrscher der Monarchie wurde. - Das Amt des Kammerherrn nahm ihn nicht allzusehr in Anspruch, und so konnte der intelligente und alles aufmerksam beobachtende junge Mann, welcher guten Einblick hinter die Kulissen der Politik und des Hoflebens hatte, lebenswichtige Erfahrungen sammeln. Im Jahre 1897 verlobte er sich und heiratete bald darauf die Tochter des damaligen Landwirtschaftsministers, Gräfin Caroline Ledebur-Wicheln. Nach der Heirat folgten 220