Tanulmányok Budapest Múltjából 19. (1972)
Spira György: Pest a negyvennyolcas forradalom szeptemberi fordulatának kezdetén = Pest zu Beginn der September-Wendung der ungarischen Revolution von 1848/49 327-358
GYÖRGY SPIRA PEST ZU BEGINN DER SEPTEMBER-WENDUNG DER UNGARISCHEN REVOLUTION VON 1848/49 Nachdem sie nicht nur in Wien und Prag, sondern auch in Mailand ihre Positionen erfolgreich hatten festigen können, sahen die Habsburger Ende August 1848 die Zeit gekommen, endlich auch mit Pest abzurechnen. Am 26. August also hat Generalleutnant Baron Josip Jellacic, Banus von Kroatien, der sich schon seit Monaten darauf vorbereitete, auf die ungarische Revolution einzustürmen, die Weisung bekommen, seine Truppen so schnell wie möglich zur Eroberung der ungarischen Hauptstadt in Bewegung zu setzen. Andrentags unternahm auch die österreichische Regierung, was nur möglich war, um die öffentliche Meinung zu bearbeiten, und gab deshalb eine endgültige Form ihrer berüchtigten Denkschrift, welche Ungarn der Zerstörung der Reichseinheit zieh. Als das Haupt der ungarischen Regierung, der liberale Graf Lajos Batthyány, die Verschlimmerung der Lage sah, reiste er am 28. August nach Wien, um dem Hof für die Zurückhaltung Jellacic' gewaltige Konzessionen anzubieten. Die Radikalen der ungarischen Revolution dagegen, wissend, daß die Habsburger mit keinerlei teilweisen Zugeständnissen zufriedenzustellen seien, und überzeugt, daß die Konterrevolution in keinem Falle ihre Angriffspläne aufgeben werde, sahen deswegen schon seit längerer Zeit jedwegiges Verhandeln mit Wien als aussichtslos an. Sándor Petőfi warf also bereits Mitte August den Gedanken auf, die sich allzusehr an der Kompromißpolitik festhaltende Regierung und den größtenteils aus regierungstreuen Elementen Zusammengesetzen Landtag zu entfernen und eine revolutionäre Diktatur einzuführen. Und zwar die Partei der Radikalen, der Gleichheits-Club, nicht so weit ging, hat er am 23. August doch eine große Massenmobilisierung initiiert, um auf die Liberalen der Revolution Einfluß auszuüben und sie voranzutreiben. Die Schritte der Radikalen rufen jedoch in der Masse der Liberalen anfangs gerade nicht so sehr die Entschlossenheit zu kämpfen, als viel mehr das Mißtrauen gegenüber dem linken Flügel hervor. Inzwischen hatte sich allerdings der oberste Organisator der Konterrevolution in Ungarn, Palatin und königlicher Statthalter Erzherzog Stephan hinter den Kulissen fiebrig an die Arbeit gemacht, die Regierungsmacht an sich zu reißen, bevor der Angriff von Jellacic einsetzen würde. Nur konnte er nicht damit rechnen, daß vor Beendigung seiner Vorbereitungen sich die Möglichkeiten einer radikalen Politik günstiger gestalten sollten. Das Repräsentantenhaus hatte nämlich auf einen Antrag von Lajos Kossuth, des am weitesten links stehenden Mitglieds der Regierung, gleichermaßen eine Deputation zum Wiener Hof geschickt, um in Erfahrung bringen zu lassen, ob Ungarn im Falle eines Angriffes von Jellacic mit der Unterstützung des gekrönten Hauptes Ungarns rechnen könne. Diese Deputation hatte aber vom Herrscher keinerlei Zusicherung erhalten können. Die Nachricht von der ausweichenden Antwort des Herrschers, die die zusammen mit Batthyány zurückkehrende Deputation am 10. September nach Pest brachte, rief sowohl in Kreisen des liberalen Adels, als auch bei den Pester Volksmassen ungeheure Empörung hervor und ließ zur allgemeinen Überzeugung werden, daß weiterhin mit Wien zu verhandeln doch nur überflüssig sei. Am Abend des 10. September kam es also in Pest zu einer gewaltigen Massendenmonstration gegen die Habsburger, welche den Gleichheits-Club dazu ermutigte, nunmehr tatsächlich für den Sturz der Batthyány-Regierung zu 357