Tanulmányok Budapest Múltjából 19. (1972)
Kumorovitz L. Bernát: Adatok Budapest főváros Árpád-kori történetéhez = Beiträge zur Geschichte der Haupstadt Budapest im Zeitalter der Árpáden 7-37
BERNÁT L. KUMOROVITZ BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER HAUPSTADT BUDAPEST IM ZEITALTER DER ARPADEN Eine der wichtigsten Fragen für den ersten Zeitabschnitt in der Entwicklung der Städte Buda und Pest zur Landeshauptstadt: Ist es feststellbar, dass der König von Ungarn auf dem Gebiet des Kollegialkapitels von Óbuda zwischen 1212 und 1235 eine Kurie besass und — wenn ja, hat er sie zeitweise auch wirklich benützt? Für die Beantwortung dieser Frage sind die folgenden fünf Urkunden von entscheidender Bedeutung: 1. Die undatierte, auf, bzw. um das Jahr 1213 anzusetzende, glaubwürdige Urkunde eines gewissen D o m a, deren Urheber in der Kurie von Buda (in curia Budensi) Zahlungsverpflichtungen nachkommt ; 2. und 3. das in seiner Glaubwürdigkeit angezweifelte Urkundenpaar König Andreas II. vom Jahre 1212, das unter anderem von der Verschenkung des Gebietes von Óbuda an das dortige Kapitel berichtet ; 4. die ebenfalls angeblich unechte, nach 1212 datierte Urkunde des Königs, die die Wächter des Königspalastes in Óbuda (de custodibus regie domus) und die dort lebenden Diener der Würdenträger des königlichen Hofes erwähnt; 5. Bêlas IV. — angeblich gefälschte — Urkunde von 1269 über eine Wiedergutmachung der dem Bistum Veszprém zugefügten Schäden. Auf die erste, seinerzeit von Karácsonyi nur teilweise benützte, danach in Vergessenheit geratene Urkunde stiess de Verfasser; er stellte ihren unschätzbar grossen Wert in Hinsicht unseres Themas sowie ihren Beleg für die Entstehung der Hauptstadt fest. Demgegenüber bescheftigt das Urkundenpaar Andreas IL von 1212 seit fast zweihundert Jahren die Forscher der Geschichte der Hauptstadt. Noch kam es zu keinem endgültigen, einhelligen Ergebnis, da einige Historiker beide Urkunden für glaubwürdig halten, während andere sie als Fälschungen verwerfen. Nach Szentpétery und den ihm Folgenden sei die längere Variante des Urkundenpaares glaubwürdig, die kürzere hingegen deren gefälschte Kurzfassung. Neuerdings behauptete G. Györffy, beide Exemplare seien gefälscht, doch bewahre das kürzere den Text der verlorenen Originalurkunde treuer. Im Verlaufe der wissenschaftlichen Bewertung der aufgezählten Urkunden wurden letzter Zeit zwei gegensätzliche Behauptungen aufgestellt. Der Verfasser zog aus der Urkunde des Doma und aus mehreren Angaben von Rogerius die Schlussfolgerung, dass die ungarischen Könige um die Wende des 12. Jahrhunderts im geographischen Zentrum des Landes — neben Familienzentrum Gran (Esztergom) und dem sakralen Zentrum Stuhlweissenburg (Székesfehérvár) — in Óbuda einen neuen Verwaltungs- und Regierungssitz gründeten und ihn auch bis zum Mongoleneinfall benützten. Zur selben Zeit aber verwarf Györffy wegen der Schenkung von Óbuda an das Kapitel im Jahre 1212 das von Karácsonyi festgestellte Datum der Urkunde von Doma. Er setzte sie auf die Zeitspanne zwischen 1209 und 1213 an und behauptete weiterhin, Óbuda sei als Königssitz in der Zeit von Imre und Endre — ausgenommen die Zeit zwischen 1205 und 1212 — in den Hintergrund gedrängt worden; erst Béla IV. hatte Óbuda wieder zur königlichen Residenz und zum zentralen Verwaltungsitz erhoben. „Deshalb kann man den Baubeginn der königlichen Kurie, des Palastes, mit dem Jahr 1235 ansetzen." Seiner Meinung nach wurde die nach 1212 ausgestellte und die Wächter der königlichen Kurie 36