Tanulmányok Budapest Múltjából 19. (1972)

Nagy Lajos: A Buda visszafoglalását ábrázoló lotharingiai gobelinek kérdései = Zur Frage der Lotharingischen Gobelins mit der Darstellung von Buda 113-129

LAJOS NAGY ZUR FRAGE DER LOTHRINGISCHEN GOBELINS MIT DER DARSTELLUNG VON BUDA Leopold von Lothringen ließ zur Verherrlichung seines Vaters Karls von Lothringen, der in den Kriegen gegen die Türken eine große Rolle gespielt hatte, zwei Reihen Gobelins über dessen Sieg anfertigen. Alle fünf Stücke der sogenannten Kleinen Siegesreihe (1705—1710) sind in Nancy hergestellt wor­den, von der Großen Siegesreihe dagegen 16 Gobelins unter der Anleitung von Mitte Charles in den Jahren von 1709 bis 1717 in Nancy, die anderen 4 Mitte der zwanzinger Jahre des 18. Jahrhunderts unter der Anleitung von Bacor Josse in La Malgrange. Die Urquelle von sämtlichen über die Siege Karls von Lothringen ange­fertigen Gobelins ist eine vor 1690 hergestellte, derzeit in der Wiener Alber­tina aufbewahrte Bilder von van der Meulen. Meulens Zeichnungen verwen­dete auch Charles Herbei als Vorlage für die Ausschmückung des Thriumph­bogens, der 1698 bei Gelegenheit des feierlichen Einzugs Leopolds von Lothringen in Nancy aufgestellt wurden. Heute befinden sich diese Ölbilder in der Hofburg von Innsbruck. Ebenfalls Meulens Zeichnung war die Vorlage für ein Bild, das Faust 1694 anfertige. Die in der Albertina aufbewahrten Bilder Meulens sind als Vorlagen für Gobelins gedacht gewessen, denn das Bild ist in der Darstellung spieltbildlich wiedergegeben. Die beiden Gobelinreihen weichen in der Darstellung voneinander ab. Die kleine Siegesreihe gibt das Bild im Spielbild. Für die Kleine Reihe wurden die Meulen-Zeichnungen unmittelbar verwendet, doch wer den Karton herges­tellt hat, wissen wir nicht. Der Verfertiger der Gewebe hielt sich streng an seine Vorlage ; es ist ganz offensichtlich nicht seine Absicht, sondern eher seinen beschenkten Fähigkeiten zuzuschreiben, daß die Wiedergabe des Bildes ziem­lich primitiv ist und durch die Webfehler noch schlechter ausfällt. Wahrschein­lich war auch diese primitive Ausführung der Grund dafür, daß man sich zu einer neuen Reihe entschloß und zur Zeichnung der neuen Kartonen den französischen Maler du Rup nach Nancy berief. Du Rup jedoch nahm nicht die Meulen —Zeichnungen zur Vorlage, sondern die von den Ölbildern Herbeis angefertigten Kartons, also die Spiegelbilder der Spiegelbilder, wodurch schließlich zu erklären ist, daß die nach den Kartons von du Rup hergestellten Gobelins eine spielbildliche Darstellung wiedergeben. Du Rup und sein Nachfolger J. B. Martin kopierten Herbeis Bilder nicht etwa nach Sklaven­manier, sondern stellten die Kartons ihren künstlerichen Vorstellungen und den Ansprüchen der Gobelin-Technik entreschend her. Von Meulens Bilderreihe geben die Budaer Zeichnungen, und darunter besonders diejenigen, welche die Einnahme Budas und seine Plünderung sowie den Triumphzug Karls von Lothringen darstellen, Stadtbilder wieder, die uns von anderen Darstellungen her nicht bekannt sind. Diese Stadtbilder konnten nur an Ort und Stelle angefertigt worden sein. Meulen sebst war nicht bei der Belagerung von Buda dabei. Die Teilnahme eines Hofmalers des französichen Königs Ludwigs XIV., also Meulens, an einem Krieg Österreich gegen die Türken ist undenkbar. Vorstellbar ist dagegen, daß ein zum Führungsstab Karls von Lothringen gehörender Ingenieur die ursprünglichen Skizzen anfertigte. Karl von Loth­ringen hätte dann noch zwischen 1687 und 1690 Meulen den Auftrag zur 128

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