Tanulmányok Budapest Múltjából 15. (1963)
Kumorovitz L. Bernát: A budai várkápolna és a Szent Zsigmond-prépostság történetéhez = Zur Geschichte der königlichen Burgkapelle und des St. Sigismund-Kollegiatstiftes zu Buda 109-151
ganisation der Propstei der eines Kapitels gleich war, waren ihre Mitglieder auch dementsprechend lector, cantor und custos, sowie Kapitulare und Chorkleriker. 6. In kirchenrechtlicher Hinsicht war die königliche Kapelle eine exempte Institution und unterstand direkt dem Erzbischof von Esztergom (Gran). Ihre Pflichten bestanden vornehmlich in der Veranstaltung und Sicherung der Gottesdienste am königlichen Hof. Ein weiterer, kultur- und regierungsgeschichtlich sehr wichtiger und interessanter, in internationaler Hinsicht aber einzigartiger Teil ihres Betätigungsfeldes bestand in ihrer Beteiligung an den schriftlichen Arbeiten des königlichen Hofes. Vom Beginn des 14. Jahrhunderts an bis um 1375 stellte der comes capellae regiae in seinem eigenen Namen, jedoch mit dem Siegel des Königs als glaubwürdiger Ort (locus credtbilis) Urkunden aus. Im Jahre 1375 änderte sich sein Wirkungskreis, indem seine Kanzlei, sich den Gerichten anpassend, die Klagen der prozeßführenden Parteien entgegennahm, den zuständigen Richter bestimmte und im Namen sowie unter dem (richterlichen) Siegel des Königs die erforderlichen Schreiben ausfertigte. 7. Die Funktion der juridischen Schriftlichkeit des comes capellae regiae nahm um das Jahr 1435 ihr Ende. Die Tätigkeit der Priesterschaft der königlichen Kapelle beschränkte sich von da ab auch in Ungarn endgültig nur auf das Gebiet der Diturgie; demzufolge wurden auch die auf sie bezüglichen Quellenangaben immer spärlicher. Seither wird die von Sigismund gegründete Kapelle nur selten als königliche Kapelle erwähnt. Als Kleinkapitel der Burg von Buda bleibt sie bis zur Türkenzeit erhalten, und die Quellen nennen sie, auch verschiedene andere Beinamen hinzufügend, abwechselnd bald Kirche des hl. Sigismund, bald Kirche der Jungfrau Maria, oder auch gleichzeitig auf alternative Weise: Kirche (Kapitel) der hl. Jungfrau Maria bzw. des hl. Sigismund, manchmal aber auch Neue Kirche der Jungfrau Maria, oder Kleinere Kirche der Jungfrau Maria. Zum vollwertigen Kollegiatkapitel entwickelte sie sich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die Türken wandelten sie in eine Dschami um (Kütschük Dschami). Nach der Türkenherrschaft erwähnen die Quellen sie nur mehr als St. Sigismundskirche, ihr ursprünglicher und primärer Name war also im Laufe der 150 Jahre gänzlich in Vergessenheit geraten. Seit Sigismund waren wiederum die Kapläne die Priester der alten königlichen Burgkapelle. Ihre Organisation war seit den Königen Albert und Wladislaw I. jener der königlichen Burgkapellen der Nachbarländer ähnlich, mit einem rector oder magister an der Spitze. Nach 1540 wurde auch diese Kapelle zur türkischen Dschami (Seraj Dschami, Enderun Dschami). 151