Tanulmányok Budapes Múltjából 11. (1956)
Tóth András, A pesti egyetemi könyvtár a modem fejlődés útján
garischen Akademie der Wissenschaften gleichsam auf dem Boden. Kr besass kristallklare Prinzipien über den Bibliothekarberuf und über die fachwissenschaftliche Bildung, gleichzeitig kannte er aber auch die Grundsätze der modernen BibHothektechnik- und Architektur aufs gründlichste. Nach seiner Ernennung legte er sich sofort ins Werk, die dringendsten Ausbesserungsarbeiten am baufälUgen Bibliotheksgebäude vorzunehmen ; erreichte sodann, dass die Regierung die Errichtung eines neuen Bibliotheksgebäudes anordnete. Er nahm regen Anteil an der Ausarbeitung der Pläne, die gemäss der von ihm gegebenen Gesichtspunkte entworfen wurden. Es lag nichts an ihm, dass nach 1848—1849 die VerwirkUchung des Planes unterblieben ist. Durch zielbewusste Aquisitionspolitik brachte er es soweit, dass die Bibliothek — trotz ihrer ans Minimale grenzenden jährlichen Dotation — ihre klaffenden Lücken nach und nach ausfüllen konnte. In den Jahren 1844—49 bereicherte er durch jährlich 1000 Bände den Bestand der Bibliothek, gegenüber dem insgesamt 9000 Bände betragenden Zuwachs des vorhergehenden Vierteljahrhunderts. Seine weitreichenden und perspektivischen Aquisitionsprinzipien und Erfahrungen brachten den entsprechenden Erfolg : seine Wirkung machte sich auch im Universitätsunterricht und auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Forschung merkbar. Bei der Organisation der fachlichen Bibliotheksarbeiten betrachtete er als vornehmste Aufgabe, die Bibliothek der Öffentlichkeit immer zugänglicher zu machen. »Eine Bibliothek muss auf jedmögliehe Weise nutzbar gemacht werden« — so lautete eine seiner Grundsätze. Deshalb wandte er sich auch mit grosser Energie an den Ausbau des modernen Zettelkatalog-Systems der Bibliothek. Seiner Auffassung hinsichtlich der kulturellen und wissenschaftlichen Funktion der Bibliothek entsprechend, sorgte er für die quantitative Erhöhung des Leserverkehrs. Auch während der Ferienmonate Hess er den Lesesaal offen und bemühte sich, immer breitere Schichten des hauptstädtischen Publikums in den Leserkreis der Bibliothek einzubeziehen. Auch in dieser Hinsicht achtete er auf die Qualität und schon in einem seiner ersten Berichte konnte er sich mit Freude äussern »dass während seitens der studierenden Jugend früher meist belletristische und unterhaltende Bücher gelesen worden sind, heute die wissenschaftliche Richtung vorherrscht«. Seinen wissenschaftlich verankerten Bibliotheksprinzipien gemäss war er selbst schaffender Wissenschaftler und er tat alles, um die diesbezügliche Betätigung seiner Mitarbeiter nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu fördern. Die erste Phase seiner Direktion kennzeichnet sich durch feste Ansichten in Bibliotheksproblemen, durch Bewandertheit und aktive Teilnahme am wissenschaftspolitischen Leben, durch zielbewusste theoretische und praktische Arbeitsorganisation, schliesslich durch weitgehende Berücksichtigung der kulturellen und wissenschaftlichen Ansprüche. Bloss sachliche — personelle und materielle — Schwierigkeiten hinderten ihn daran, dass er in der Weiterentwicklung seiner Bibliothek nicht noch durchschlagendere Erfolge erzielen konnte. Seine organisatorische Betätigung, welche er während der ersten Jahre seiner Direktion dem Dienste der Bibliothek widmete, fasste er in den neuen Statuten der Bibliothek zusammen. Diese im Jahre 1848 genehmigten Statuten stellen — im Gegensatz zu den am Ende des 18. Jahrhunderts verfassten älteren Statuten rein mechanischen Charakters — die erste auf modernen Gesichtspunkten beruhende Bibliotheksordnung dar : sie enthalten die modernen Grundsätze und Vorstellungen ihres Schöpfers. Die Bibliothek der Pester Universität wurde, dank der Tätigkeit Franz Toldys, zum bedeutendsten geistigen Mittelpunkt des hauptstädtischen Lebens während der Reformzeit in dem Masse, dass sie sogar in den Jahren des Absolutismus erfolgreich der fortschrittlichen Wissenschaft und den Interessen des Ungartums dienen konnte. 18* 275