Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

2. Schwerpunkt und Charakteristika der Forschungen in Aquincum 1969—2002 (Klára Póczy)

des ungeteilten Pannonién exakt das Doppelte an Truppenstärke für notwendig erachtete als am nördlichen Limesabschnitt, um auf dieser Linie (und nicht nur von der Savemündung her) die Eroberung Dakiens vorzubereiten. Ebenso wichtig war im Hinblick auf die Erfor­schung des Rhein-Donau-Limes, als vergleichende Angabe, die Lokalisierung der Wehranlagen des 2. und 3. Jahrhunderts des Legionslagers Aquincum (T. NAGY 1977, PÓCZY-NÉMETH-SZIRMAI­KOCSIS 1986), der inneren Gebäude des Kastells sowie die Klärung seines Grundrisses. Beachtlich ist die Zusammenstellung der den Umbau des Lagers nach 260 dokumentierenden Daten, d. h. der Strategie jenes Zeitalters, als man die äußere Linie des rheinischen Limes und auch Dakien aufgab (PÓCZY 1990). Als unerwartetes Ergebnis fand man die Spuren des in der Spätkaiserzeit, um 320-330, im Vor­raum des früheren Kastells in Aquincum errichte­ten, den veränderten strategischen Anforderungen genügenden neuen Legionslagers (FACSÁDY 1976, PARRAGI 1976/1, PÓCZY 1977, KOCSIS 2001/1). Spuren der erneuten Befestigung dieses „Kastells" sowie der gleichzeitigen Umgestaltung des Militäramphitheaters zu einer zweiten - klei­neren - Festung stammen von der Wende 4.-5. Jahrhundert (T. NAGY 1973, 123.). Diese beiden Militärverbände wachten über die zwischen ihnen liegende Zivilsiedlung, deren Einwohnerschaft im Laufe der Völkerwanderung desöfteren neue Ele­mente ergänzten. Die Erkenntnis, daß an der Stelle der Zivil­stadt im 1. Jahrhundert ein Auxiliarlager existiert hat (ZSIDI 1990/2), und die davon abhängige Dokumentation der Periode des vicus militaris (T. NAGY 1971/1) ist eines der wichtigsten neuen Ergebnisse. Folge dieser Erkenntnis war die Bau­periode der Hauptstraßen bzw. des Forums des hier nach der Periode der Hilfstruppen verbleiben­den und noch vor Erlangung des Municipiumran­ges aufblühenden vicus peregrina (PÓCZY 1995). Zu den neuen Ergebnissen der Stadtforschung in Aquincum gehört auch die Identifizierung der Wehranlagen und des Stadtzentrums der Zivilstadt. Mehrere Studien beschäftigten sich mit dem hohen Mauerwerk der die Stadt abweichend von den antiken Vorschriften in unregelmäßiger Anordnung durchquerenden Wasserleitung, hat dieses Bauwerk doch jahrhundertelang das Bebauungsschema und Straßennetz des Stadtzentrums bestimmt. Wenn man die Stadtentwicklung Aquincums mit der von Carnuntum vergleicht, zeigt sich schon ab dem 3. Jahrhundert, wie sich das politische Gewicht - insbesondere nach der Aufgabe Dakiens - von der westlichen Hälfte der Provinz an den östlichen Frontabschnitt verlagerte. Gleichzeitig war es wichtig, daß die Einteilung der in den Rang eines Statthaltersitzes aufrücken­den Militärstadt canabae legionis nach Regionen erkannt, ihr Straßennetz registriert und die auf Abb. 5. Freilegung des südöstlichen Teils der Militärstadt (Grabung von Orsolya Madarassy 1989-1990). Im Hintergrund die wiederhergestell­ten Reste des Militäramphitheaters urbane Gestaltung hindeutenden Erscheinungen dokumentiert werden konnten (PÓCZY 1983/1, PÓCZY 1986/2, MADARASSY 1999/1, MADA­RASSY 1999/2). (Abb. 5.) Bemerkenswert ist aber auch, daß es gelang, den sich zum Ende des 4. Jahrhunderts herausbildenden Stadtteil zu bestim­men und die - oben bereits erwähnte - neuerliche Bautätigkeit im Gebiet zwischen den beiden Kas­tellen, dem spätrömischen Legionslager und dem später zur Festung umgebauten Militäramphithea­ter, zu erkennen (Christentum 2000, 35-38.).

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