Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

1. Einführung (Paula Zsidi)

im Jahre 1894 - das Aquincum Museum, das auch die römischen Ausgrabungen koordiniert und durchführt. Dieses traditionelle Element der For­schung wirkte und wirkt sich noch heute unbe­dingt vorteilhaft auf die wissenschaftliche Arbeit aus, die in Anbetracht des Umfangs der Aufgaben - seit 1973 - auch gegenwärtig in Gruppen und fallweise unter Einbeziehung von freien Mitarbei­tern erfolgt. Die Mitglieder einer Gruppe, meist acht bis zehn Mitarbeiter gleichzeitig, leiten gemäß der antiken Topographie das Forschungspro­gramm einer Gebietseinheit und versehen daneben auch die administrativen Aufgaben der Pflege des archäologischen Erbes im jeweiligen Gebiet. In den vergangenen Jahrzehnten haben so insgesamt dreißig Archäologen verschiedene Ausgrabungen geleitet, d.h. an den topographischen Forschungen teilgenommen. Kennzeichnend für die Forschungen der letz­ten dreißig Jahre ist, daß den gegenständlichen und topographischen Angaben, im Gegensatz vor allem zu den epigraphischen Quellen, eine immer gravierendere Rolle zufiel. Während die Zahl der Inschriftdenkmäler, verglichen mit den früheren Zeiträumen, nur in bescheidenem Maße angestie­gen ist, hat sich zur gleichen Zeit eine solche Menge neuer topographischer und siedlungshisto­rischer Daten angesammelt, daß auf Grund des­sen einzelne Kapitel der oben erwähnten früheren Zusammenfassungen neu formuliert werden muss­ten. Es genügt, an die Freilegung des Legionsla­gers oder des Alenlagers von Óbuda bzw. die Klä­rung der Siedlungsstruktur der Militärstadt oder der Wehranlagen der Zivilstadt zu erinnern. Dank der Entwicklung der archäologischen Methoden wurde es möglich, die Spuren früherer Perioden, in erster Linie des Zeitabschnitts der römischen Besetzung und des keltischen Weiterlebens, zu erforschen sowie das spätrömische Zeitalter und die Frage der Kontinuität neu zu bewerten. Von wohltuendem Einfluss auf die einheimischen bzw. Forschungen in Aquincum dieser beiden Uber­gangszeitalter war nicht zuletzt das seitens der internationalen Fachkreise gezeigte Interesse. Neben den topographischen und siedlungsge­schichtlichen Forschungen haben wir auch in der wissenschaftlichen Aufarbeitung einzelner Fund­gruppen durchaus Fortschritte zu verzeichnen, natürlich im Rahmen unserer begrenzten Mög­lichkeiten. So sind die Übersichten bestimmter Steindenkmäler (eine Gruppe der Skulpturen, Grabmäler, Grabmale), der Keramiktypen einzel­ner Fundorte sowie der Knochen- und Schmuck­gegenstände großenteils fertiggestellt bzw. stehen vor dem Auftreten, während die Aufarbeitung zweier wichtiger Quellengruppen, der steinernen Inschriftdenkmäler und des numismatischen Mate­rials, noch nicht abgeschlossen ist. Man kann also sagen, daß die letzten drei Jahr­zehnte in erster Linie eine Periode des Sammeins von Material waren. Aufgabe des kommenden Zeitraums wird es abhängig von den Materialpub­likationen sein, die angehäuften Daten detailliert auszuwerten und die Ergebnisse in unsere bis­herigen Kenntnisse zu integrieren, was uns nur dann gelingen wird, wenn wir die gegenwärtigen Forschungsergebnisse einheitlich und systematisch ordnen. Dies ist das erstrangige Ziel der jetzigen Synthese, welche unseren Absichten gemäß Aus­gangspunkt bzw. Grundlage für spätere mono­graphische Aufarbeitungen sein kann. Prinzipiell gründen die Zusammenfassungen der einzelnen Themen natürlich auf den Angaben aus den Jahren vor 1969, die Betonung aber liegt auf den im seit­her vergangenen Zeitraum erzielten neuen Ergeb­nissen. Beim Betrachten des Inhaltsverzeichnisses der vorliegenden Arbeit ist die Disproportion im Umfang der einzelnen Themen nicht zu übersehen. Das ergibt sich großenteils aus der ungleichen Aufarbeitung der Themenbereiche, aber natürlich spielt dabei auch eine Rolle, daß der Band das Werk „vieler" Autoren ist. Einzelne Forschungsge­biete können zahlreiche neue Ergebnisse vorweisen (z. B. die Topographie, wenngleich es auch inner­halb der topographischen Einheiten Abweichungen im Grad der Erforschung bzw. Aufarbeitung gibt), andere Gebiete haben weniger spektakuläre Fort­schritte zu verzeichnen (z. B. Kunst, Religion), und bestimmte — ansonsten wichtige — Gebiete wurden sogar ganz ausgelassen. So fehlt beispiels­weise eine Synthese der die Bevölkerung in Aquin­cum, die lokale Zusammensetzung von Gesellschaft

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