Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.4. Die Zivilstadt von Aquincum - 5.4.4. Neue Elemente in der Topographie der Zivilstadt von Aquincum - 5.4.4.2. Wasserver- und entsorgung, Gebäude des Stadtzentrums (Klára Póczy)

dem zum Podium führenden Treppenaufgang. Der Platz war zu dieser Zeit mit Terrazzo belegt, und schon damals entstand auch der Bodenbelag der Opferstätte auf dem Platz. Im Mörtel des Belages kam eine Münze Trajans zum Vorschein (POCZY 1995, 470). Hier stand in dieser Zeit vermutlich das Heiligtum der Kapitolinischen Trias. Nach Tibor Nagy diente der Bau später der Pflege des Kaiserkults (T. NAGY 1973, 119, 120-121). Im Laufe der Grabungen bestätigte sich die Annahme, daß man das Heiligtum nach Erlangung des Colo­nia-Ranges erweitert bzw. vergrößert hat, so dass nur der Grundriss des Tempels unverändert blieb. Der Platz vor dem Heiligtum wurde mit Steinplat­ten gepflastert und mit einer Reihe von Räumen umgeben. Durch die Ausgrabungen konnte der Grundriss des Großen Tempels im nördlichen und westlichen Teil ergänzt werden (PÓCZY 1984/1, 21) Auf der westlichen Seite setzte das Aquädukt dem weiteren Ausbau des Heiligtums Grenzen. Irgendwann im 4. Jahrhundert renovierte man die Fassade des Gebäudes. Es erhielt eine neue Treppe, und in dieser Treppe wurden auch zur früheren Periode gehörende Marmorbruchstücke von Götterskulpturen vermauert (PÓCZY 1980/1, 104). Die Basilika erhob sich in der ersten Gestal­tungsphase vor dem Podium des Großtempels. An ihrem späteren Standort, auf der Ostseite der Straße A, war zu jener Zeit ein Markt (T. NAGY 1973, 119). Erst im severischen Zeitalter nahm den Gerichtsverhandlungen dienende Basi­lika, die ihren dreischiffigen Grundriss bis ins 4. Jahrhundert bewahrte, den Platz des Marktes ein. Für ihren Umbau im 4. Jahrhundert förderten die Ausgrabungen zahlreiche Beweise an den Tag. 5 Bei den Nachgrabungen an der sog. großen öffentlichen Therme (PÓCZY 1970, 182-184) fand man unter den Steinperioden auch Spuren eines Gebäudes mit Holzkonstruktion. In der Periode des Municipiums wurde das Bad aus Stein errichtet. Damals konnte man es von der ostwestlichen Hauptstraße her betreten. Erst in 5 Grabung K. Póczy und Gy. Hajnóczi 1972, Plan 2, Nr. 3. der Severerzeit wurde der Eingang an die nörd­südliche Hauptstraße verlegt und auch die Latrine der Therme an das Wasserleitungs- und Kana­lisationssystem angeschlossen. Spätere Umbauten und Veränderungen zeigten sich hauptsächlich im südlichen Teil des Gebäudes. Hier entstand in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts ein laconicum, wobei aber das in südlicher Nachbarschaft stehen­de Fortuna Augusta-Heiligtum von den Umbauten unberührt blieb. Im Gebiet südlich der großen öffentlichen Ther­me wurde Mitte des 3. Jahrhunderts das macellum errichtet, in dessen früher noch unerforschtem westlichem Trakt man bei den Nachgrabungen auf Reste abgebrochener Steinmauern aus dem 2. Jahrhundert stieß (PÓCZY 1970, 184-186). In der Toreinfahrt seines an der nördsüdlichen Hauptstraße gelegenen Haupteingangs dürfte ein Hausheiligtum gestanden haben, dort kam - dem Charakter des Gebäudes entsprechend — ein mit der Verehrung Minervas verbundenes Steinrelief ans Licht (ZSIDI 1993/1, 187, 190). Neuere Forschungen ergaben, daß sich nördlich des Eingangs Lagerräume und auf der Südseite ein Herd befanden. 6 Die gesamte Westseite der nordsüdlichen Haupt­straße säumte eine Ladenreihe (tabernae), bei deren Nachgrabungen auch die Schichten des 2.-4. Jahr­hunderts aufgedeckt wurden. 7 Außerdem konnte dabei der früher bestehende Teil der Ladenreihe (Abb. 5.) in südlicher Richtung ergänzt und im Ergebnis dessen geklärt werden, daß diese sich bis zur südlichen Stadtmauer fortgesetzt hat. 8 Ein ganz neues Ergebnis der behandelten Forschungs­periode ist, daß es gelang, einen nahezu 100 m langen Abschnitt der den Aquädukt begleitenden rückwärtigen Mauer der Ladenzeile freizulegen. In der Mauer öffneten sich Fenster mit Eisengittern, 6 O. LÁNG, Az aquincumi macellum ásatási anyagfeldolgozás és építészeti analógiák (az 1965. évi ásatás anyaga). [Das Aquincumer macellum. Aufarbeitung des Grabungsmaterials und bauliche Analogien (Material der Grabung 1965)]. Manuskript der Diplomarbeit. ELTE Régészettudományi Intézet, 2001, 118-136. 7 Grabung M. Németh und Gy. Hajnóczi 1971, Plan 1, Nr. 29. 8 Grabung M. Pető 1975, Plan 3, Nr. 39.

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