Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)
5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.2. Der Statthalterpalast von Aquincum (Katalin H. Kérdő)
den nördlich der nördlichen Abschlussmauer des bekannten Palastgebäudes Pfeilerreste gefunden, die - obwohl sich ihr Alter archäologisch nicht bestimmen lässt - bedeuten könnten, daß es auch in Richtung der Zivilstadt und des jüngst freigelegten Brückenkopfes irgendeine Verbindung (z. B. Wasserleitung) gegeben haben muss. Gleichzeitig ist angesichts der hier entspringenden Quellen nicht ganz auszuschließen, daß die Wasserversorgung des nördlichen Badetraktes oder in Richtung Militärstadt, über eine gewiss vorhandene Brücke, die Versorgung des Legionslagers durch lokale Quellen abgesichert war. Dasselbe trifft für die Wasserversorgung in östlicher Richtung zu, und zwar über die nach Transaquincum führende, im 19. Jahrhundert aufgenommene römische Brücke. 15 Der Gebäudekomplex des Statthalterpalastes dehnte sich also in ostwestlicher und in nördlicher Richtung über die ganze Kleine Insel aus, während im Süden vermutlich die 1996 gefundene Abschlussmauer und der Turm seine Grenze bildeten. 16 Zudem ist nicht nur auf der Klein-Insel, sondern auch auf der Groß-Insel (Nagy-sziget) mit Wacht- und/oder Signaltürmen zu rechnen. Allem Anschein nach wurde der la und darauf ein magisches Quadrat mit der Inschrift SATOR-AREPO (Mayer-Veleza 2000, A. Domenicano - I. Hargitai, More on the ROTAS Magic Square. The Mathematical Tourist 2003/3. Springer Verlag, New York, 47-49.). 13 Mc Kay führt als Analogien das Praetorium von Vetera Castra (Xanten), den Palast des Dux ripae in Dura Europos, weiters Carnuntum/Bad Deutsch Altenburg (PISO 1995, 209) sowie das Praetorium von Trier bzw. dessen vorkonstantinische Periode an (G. Mc Kay, Römische Häuser und Paläste. Deutsche Ausgabe bearbeitet und erweitert von Rudolf Fellmann, Atlantis, 1984, 223, 225-226.). Parallelen sind auch zwischen dem Praetorium von Colonia Agrippinensis (Köln) und den entsprechenden Perioden des Palastes in Aquincum zu beobachten (G. Precht, Baugeschichtliche Untersuchung zum römischen Praetorium in Köln. Köln/Bonn, 1973, 109-111.), obwohl sie sich durch die Lage des Ersteren außerhalb der Stadtmauern unterscheiden (PRECHT op.cit., Taf. 5. 1). 14 In den hier freigelegten Gebäudedetails waren im Mörtel einer abgerissenen Mauer über einen längeren Abschnitt die Stempel COH VII BRAN zu beobachten. Demnach sind diese ins Zeitalter Caracallas zu datieren (KERDO 1997/3, 33). Komplex wesentlich stärker bewacht als bislang angenommen. Der gegenwärtig bekannte Palast hat eine Grundfläche von 120x150 m (1,8 ha), seine größte Ausdehnung beträgt in nordsüdlicher Richtung 535 m und in ostwestlicher Richtung 180 m (ca. 8-10 ha). In diesem gewaltigen Areal muss es zwischen den Gebäuden ausgedehnte Parkanlagen, Gärten, Säulenhallen, Heiligtümer und Wirtschftsgebäude gegeben haben. Das steht auch im Einklang mit den neuen Forschungsergebnissen von Apulum, die das Praetorium des dakischen Statthalters als einen Gebäudekomplex bestimmen, der sich über ein Gebiet von 4-5 ha oder mehr erstreckte. 17 Eine ähnliche Ausdehnung vermutet man in Carnuntum, der Hauptstadt der Provinz Pannónia Superior. 18 Dass der Statthalterpalast von Aquincum eine größere Ausdehnung hatte, begründet seine geographische Lage, d. h. seine Insellage, deren Möglichkeiten man selbstverständlich ausnutzte. Diese abgeschiedene Lage sowie die Tatsache, daß die Verwaltungstätigkeit überwiegend in den oben erwähnten Amtsgebäuden des Legions15 Uber die römische Brücke bzw. die bei der Regulierung der Donau verschüttete Badeinsel: WELLNER 1970, 119-120; NÉMETH 1999/1, 142-144. 16 Bei den 1998 durchgeführten Forschungen stellte sich heraus, daß die südliche Abschlussmauer nicht bis zum Ostufer der Insel reicht, sondern etwa drei Meter vom Turm nach Norden abbiegt. Erklären könnte das ein in einem anderen Suchgraben beobachteter natürlicher Graben. Demzufolge müßte man in der Römerzeit hier sogar mit mehreren kleineren Inseln rechnen. Östlich von der Rechtskurve der Abschlussmauer kam die Ecke eines Gebäudes zum Vorschein, doch das chronologisches Verhältnis beider bedarf noch der Klärung (KÉRDŐ 1999/2, 139-140.). 17 PISO 1995, 206. 18 Carnuntum/Bad Deutsch Altenburg (PISO 1995, 209). Ähnlich in ihrer Monumentalität: Castra Regina/Regensburg, Lauriacum/Lorch-Enns, Colonia Agrippinensis/Köln (PISO 1995, 208-209). Über die Beziehung Canabae-Praetorium: PISO 1991, 141-142. Lage des Praetoriums in Apulum/ Gyulafehérvár (Karlsburg): I. Piso - A. Diaconescu, Apulum. In: Politique edilitaire dans les provinces des l'empire romain. ClujNapoca, 1993, 78, Abb. 2. Architekturhistorische Zusammenfassung über den Statthalterpalast von Apulum in den Akten des Kongresses zum Thema „Provinzialrömisches Kunstschaffen" in Köln, 2001 (im Druck).