Póczy Klára: Forschungen in Aquincum 1969- 2002 (Aquincum Nostrum 2. Budapest, 2003)

5. Die neuen Ergebnisse der topographischen Forschungen - 5.3. Militärstadt - 5.3.1. Die Canabae legionis (Orsolya Madarassy)

frühen Industrieobjekte am Stadtrand ebensogut zur Canabae wie zu deren territorialem Dienst­leistungsbezirk gehört haben könnten. Die Siedlungsstruktur des 2. Jahrhunderts - Canabae Erst nach der Heeresreform Trajans (98-117), mit dem Ausbau der ständigen Legionslager in den Provinzen, werden die bisherigen Dedukti­ons-coloniae von der dem Militärlager angeglie­derten Canabae abgelöst (MÓCSY 1990). Bei der Auswahl des Gelendes der Canabae rechnet man mit dem ständigen Lebensraum des dort statio­nierten regulären Heeres, die Stadt wächst auf ein Vielfaches der vormaligen Deduktions-Colonia an (PÓCZY 1983/1, PÓCZY 1984/1). Heute ist das Gebiet der Militärstadt vollständig bebaut, so dass ihre Grenzen nur mit annähernder Genau­igkeit ermittelt werden können. Die Parzellen der Anfang des 2. Jahrhunderts eröffneten Friedhöfe lagen damals gewiss außerhalb, 11 und die geolo­gischen Bedingungen vor Ort haben der Ausdeh­nung der Stadt von vornherein Grenzen gesetzt (PÓCZY 1983/1). Nördlich verläuft die Grenze des Insula-Sys­tems vom Anfang des 2. Jahrhunderts von der Südhälfte der Bogdáni út bzw. der südlichen Häuserreihe der Hévízi út nach Süden (MADA­RASSY 2000/1), der nordwestliche Abschluss muss bei künftigen Forschungen noch geklärt werden. Auf der Westseite führt diese Linie unter der Ostseite der Bécsi út hindurch (WELLNER 1973/1, MADARASSY 2000/1) 12 und südlich von der Nagyszombat utca nach Süden. 13 Ein teil der im 2. Jahrhundert vorhandenen Wehranlagen der Militärstadt zu bindendes Objekt (Stadtmauer, Wall, Fossa) kam bislang nicht zum Vorschein. Sofern es solche Wehranlagen gegeben hat, sind sie westlich unter der Ostseite der Bécsi út und 11 Ausführlich dazu s. den Abschnitt „Die Gräberfelder von Aquincum" (5.5.1.). 12 Unpublizierte Ausgrabung von M. Kaba 1966 (Bp. III., Vörösvári út 41.) vorläufiger Bericht: BudRég 23 (1973) 270. 13 S. Anm. 9. nördlich unter den auf der Südseite der Hévízi út - Bogdáni út stehenden Häusern zu suchen, und zwar seit Beginn des 20. Jahrhunderts von einer durchschnittlich 3,5-4 m dicken neuzeitli­chen Verfüllung überdeckt. Außerhalb der Stadt war eine lockerere territoriale Bebauung zu beo­bachten: im Norden in Richtung der nördlichen Hälfte der Hévízi út (MADARASSY 1995), im Süden bei der Ausgrabung in der Lajos utca 79-83. 14 Die an der Wende 1.-2. Jahrhundert am Westrand der späteren Stadt gelegene Töpfersied­lung, die sich in einem ca. 300 m breiten Streifen bis zum Hügelhang an der Bécsi út ausdehnte (PÓCZY 1983/1), lieferte das Baumaterial für die Bauvorhaben des 2. Jahrhunderts (T. NAGY 1973, PÓCZY 1983/1, PARRAGI 1976/2). Auf Grund eines einheitlichen, zentralen Bebauungskonzeptes (HAJNÓCZI 1971) wurden das Legionslager und die dieses umgebende Canabae nach und nach aus Stein errichtet. Straßennetz Für das Legionslager des 2. und 3. Jahrhun­derts wählte man einen Standort weiter westlich, die Retentura des frühen Lagers wurde zur Praetentura des Steinlagers (PÓCZY-NÉMETH­SZIRMAI-KOCSIS 1986, MÓCSY 1990). Die Via principalis des frühen Lagers bildete nun die das neue Lager im Osten begleitende Straße, die man verbreitert hatte, und aus der Verlängerung der Via principalis des Steinlagers wurde die das Palisadenlager im Westen flankierende erneuerte Straße (MADARASSY 2000/1). Die Linienfüh­rung des Straßennetzes wurde von der abwech­selnden Nord-Süd-Orientierung des Lagers und der natürlichen Nordwest-Südost-Ausrichtung des Vörösvár-Tales bestimmte. Wie man die zweierlei Ausrichtungen in Einklang brachte, ist am Verlauf der Straßen von Óbuda bis heute zu verfolgen. Die heutige Vörösvári út folgt der Richtung der durch das westliche Lagertor (Porta decumana) führenden Straße, parallel dazu verläuft die von 14 S. Anm. 9.

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