Kaba Melinda: Thermae maiore legionis 2. Adiutricis (Monumenta Historica Budapestinensia 7. kötet Budapest, 1991)
Thermae maiores legionis II. Adiutricis (Deutscher Auszug)
Vierte Periode: Hier kam in dieser noch römerzeitlichen, jedoch in ihrer spätesten Phase schon zu kleineren Umänderungen die Reihe. Eine OW gerichtete Mauer wurde auf den Bogen des hufeisenförmigen Beckens Nr. 24 aufgezogen, der Raum Nr. 32 mit einer östlich gerichteten schmalen Mauer in zwei Trakte geteilt, in diesen ein kleiner Innenhof (Nr. 21) bei der früheren W-Seite des früheren Raumes Nr. 22 ausgebildet und auch die Konstruktion Nr. 47 mit gewölbtem Abschluß wird fertig. Fünfte Periode: Viel später, vermutlich schon nach dem Aufhören der ursprünglichen Funktion der Therme dürfte aus den von den Mauern der Therme abgetragenen Kalksteinblöcken eine sog. trockene Mauer ohne Bindematerial gefertigt worden sein, die wir bei der SO-Ecke der Palästra, über die Kanäle der Latrine Nr. 13 in einigen Reihen fanden. 296 Hier stellt sich die die Forschung seit langem beschäftigende Frage, welche Rolle nach dem Aufhören der Römerherrschaft diesen massiven öffentlichen Gebäuden im allgemeinen und hier bei den Thermae maiores zugefallen ist. In mehreren Städten des Reiches werden die Bäder erneuert, zu Verteidigungszwecken gebraucht oder die massiven und noch in gutem Erhaltungszustand befindlichen Mauern einfach als Wohnstätten benutzt. Über die hochgeschätzte und wichtige Rolle der römerzeitlichen Bäder berichten uns auch die Aufzeichnungen des Agnellus. Er schreibt darüber, daß Odoaker anläßlich seines Einfalles nach Italia, nach der Eroberung von Ravenna sich den Kriegserfolgen gefreut und betont hat, daß er die Stadt in Obhut nehmen wird. Als Zeichen seines Versprechens begann er die Stadtmauern, das Tor und die Thermen neu aufzubauen: „Secundo autem cum cuncta gente equissimum explicuit murum civitatis quousque caput circo et therma, et constituit portam Lunensis, euntes et redeuntes sine periculo, unde multis populis egreditur." • 298 299 In Rom ließ Theoderich d. Gr. die Caracalla-Therme neu aufbauen. Das Badegebäude von Vindobona war — der Feststellung von Neumann nach — auf Grund der dort zum Vorschein gekommenen langobardischen Funde im 6. Jahrhundert n. Chr. noch bewohnt. Von den abgerissenen Badeüberresten \on Aquae Iasae wird angenommen, daß sie militärischen Verteidigungszwecken gedient haben. Obwohl das bisher bearbeitete und bei den Thermae maiores ans Tageslicht gekommene Fundmaterial noch kein Beweis dafür ist, daß das Leben zwischen den Mauern mit dem Zusammenbruch des Römerreiches nicht aufgehört hat, kann dies dennoch vorausgesetzt werden. Das außerordentlich massive Objekt dürfte den auf dem Boden unserer Hauptstadt später angesiedelten Völkern einen sicheren Schutz gewährt haben. Die Bauund Umbauperioden des Bades sind im allgemeinen mit den in den verschiedenen Punkten des Lagers und anläßlich der bei seinen Gebäuden wahrgenommenen Bautätigkeiten und Umbauarbeiten dieselben. Das Weiterleben des Bades hängt eng mit der Frage des Weiterbestehens des Lagers in Zusammenhang, die aber erst nach der Bearbeitung der Grabungsergebnisse und des Fundmaterials aus dem Bereich des Lagers in der weiteren Zukunft und nicht weniger nach der Summierung der Forschungsergebnisse beantwortet werden kann. Hoffentlich werden wir dann auch mit annähernder Genauigkeit Angaben dazu gewinnen, wer alle und wie lange die bedeutenderen Gebäude, unter diesen auch die Therme benutzt haben dürften. In dieser Hinsicht befinden sich sowohl in Aquincum, wie auch in ganz Pannonién viele weiße Flecke, wie dies György Székely in seiner Studie darlegt: „Als eine der kompliziertesten Probleme der ungarischen Geschichte erwies sich die Geschichte des ungarischen Bodens der 4-10. Jahrhunderte, die Erschließung des Nachlebens der pannonischen Siedlungen". 1