Selmeczi Laszló: A négyszállási I. számú jász temető (BTM műhely 4. kötet Budapest, 1992)
Der Friedhof Nr. I. der Jaßen von Négyszállás
Aus dem Fundmaterial des Friedhofes wurden die Kopfbedeckungen, Kopischmucke, Ohrgehänge, Halsschmucke, Kleidungsschmuckstücke, Scheiben, Fingerringe, Gürtel und seine Zubehöre, sowie die sonstigen Befunde eingehend analysiert. Im Laufe der Untersuchung der Funde und der Analyse ihrer Parallelen kam der Verfasser zu den folgenden, auch für die allgemeine Geschichte brauchbaren Schlußfolgerungen: Der Friedhof wurde schon in der zweiten Hälfte des 13 Jh. geöffnet und etwa bis zur Mitte des 15Jh. kontinuierlich belegt. Für seinen frühen Gebrauch liefern, die mit der Münze des Béla III. bestatteten Gräber den besten Beweis. Ein mit Lilie verzierter Fingerring spricht davon, daß das auf die zweite Hälfte des 13.Jh.datierbare Grab 180 bereits in ein früheres Grab eingegraben wurde. Die weitere Belegung des Friedhofes ist mit den Münzen der folgenden Herrscher münzdatiert: Ludwig I. (Grab 41), Königin Maria (Gräber 71., 115., 24., 248., 296., 312., 321 und 334), Sigismund von Luxemburg (Oräber 241 und 398). Der Friedhof von Négyszállás beweist also eindeutig, daß die Jaßen in der heutigen Landschaft Jászság („Jazygien") im Königreich Ungarn zur gleichen Zeit erschienen sind, wie auch die Kumanen. Das erschlossene archäologische Fundmatcrial zeigt auch mehr oder weniger einheitliche und zahlreiche Archaismen. Gewisse Schmucktypen als Modestücke (Scheibe mit Blasen, Fingerring, Kaurimuschel) erstrebte man z.B. von der zweiten Hälfte des 13Jh. an und sogar selbst während des 14.Jh.Das Tragen von nomadischen Taschen auf dem Gürtel war in so prägnanter Weise zuletzt bei den Awaren nachweisbar. Alldies weist darauf hin, daß die Gemeinschaft von Négyszállás ihr ethnisches Gepräge kräftig bewahrt hat und dieser Nachlassenschaft ist in der Bewahrung dieser Tracht zumindest anderthalb-zwci Jahrhunderte lang eine besonders große Rolle zugefallen. Die Jaßen von Négyszállás waren auch schon bei ihrem Einzug christlichen Glaubens, zwar orientalische Christen mit ihren äußeren Zeichen. Sie benutzten alldiejenigen Schmuckgegenstände, die im Laufe des 13-15. Jh. vor allem bei den Kumanen verbreitet wurden, doch brachten sie zugleich auch von ihren Aufenthaltsorten den christlichen Charakter symbolisierende Gegenstände mit, z.B. das Pektorale mit Reliquienbehälter von Kiewer Typ.Der mit heidnischen Elementen gemischte orientalische Christenglauben (ohne Kirche und Priester) trug ebenso, wie die Sprache, das ethnische Bewußtsein und die traditionelle Tracht zur Aufrcchterhaltung ihres ethnischen Gesichtes bei. Nach ihrer Bekehrung zum katholischen Glauben hören die archäologischen Spuren der traditionellen Jaßenüacht mit einem Schlage auf, sie verschwinden endgültig. Im Laufe der Forschung nach den Bestattungssitten und der Analyse der einzelnen Gegenstände, sowie den Parallelen kam der Verfasser zur Schloßfolgerung, daß die Jaßen von Négyszállás, den bekannten historischen Umständen entsprechend, in ihrer Kultur alanische Traditionen bewahren. Solche sind z.B. das System der Bestattung, das dem Wesen (und natürlich nicht der Form) nach mit den alanischen Katakomben- und den nordkaukasischen Steinkistengräbern eine Verwandtschaft zeigt, aber auch sogar mit der späteren, in den auf dem Boden stehenden Grabbauten festgestellten Bestattungsweise. Auf jeden Fall müssen wir zu den alanischen kulturellen Traditionen auch jene Gegenstandstypen rechnen, mit deren Gebrauch sich die Jaßen nicht im mittelalterlichen Ungarn vertraut gemacht haben (z.B.Kaurimuschel, mit Beschlägen verzierte Frauenhauben, Kristeilperle, das System der mit einer Mittelachsenschnalle versehenen Gürtel, usw.), die zwar auch in der archäologischen Nachlassenschaft der in der osteuropäischen Steppenlandschaft gelebten Petschenegen, Torken, kumanischen Stammesverbündeten auftauchen, jedoch sind auch die früheren Forscher auf der Suche nach ihren Parallelen zum alanischen kulturellen und geographischen Milieu gekommen. Im Laufe der Analyse der Gegenstandstypen des Friedhofes (z. B. die Zierscheiben der Bekleidung, Fingerringe, die gegossenen Bronze- und Kupferknöpfe) ist der Verfasser zu dem Schluß gekommen, daß die Jaßen vor ihrem Beziehen der heutigen Landschaft Jászság vermutlich eine längere Zeit, selbst über die kirchliche Wirkung hinaus unter einem starken byzantinischen kulturellen Einfluß gestanden haben. Dies kann auch darauf hinweisen, daß sie vor ihrer Einwanderung nach Ungarn schon eine verhältnismäßig längere Zeit von ihrem früheren Wohnsitz entfernt gelebt haben dürften, u.zw.im Gebiet der historischen Walachei und Moldau.