Budapest Régiségei 40. (2007)

TANULMÁNYOK - Havasi Krisztina: Az óbudai királyi, utóbb királynéi vár kőemlékei = Steindenkmäler der königlichen Burg von Óbuda 221

HAVASI KRISZTINA den Lapidarien zwar zahlenmäßig mit denen aus dem 13. Jh. Überseinstimmen, sie sind aber leider viel mehr fragmentarisch. Es sind glücklicher Weise zeitgenössische historische Quellen über die Bauarbeiten erhaltengeblieben, aber wir haben immer noch wenig gut analysierbare, stilkrirtisch relevante Anhaltspunkte, mit deren Hilfe die Bruchstücke genauer datiert werden könnten. Man darf auf Grund der erhaltenen Fragmente und Quellen neben der aktiven Bautätigkeit in der Mitte des 14. Jahrhunderts (Schlosskapelle und Erweiterung des östlichen Burgflügels) auch zur Zeit von Sigismund (das erste Viertel der 1400-er Jahre, unter Borbála Ciliéi) und im späten 15. Jh. (unter Erzsébet Szilágyi und vielleicht auch z.Z. von Königin Beatrix) mit weiteren kleineren Arbeiten rechnen. Der zweite Teil der Studie untersucht die Baufragmente und Schnitzwerke der Burg von Óbuda, die im Laufe des 13. Jahrhunderts auch als Residenz der ungarischen Könige galt. Den mittleren Teil des Nordflügels im quadratisch gelegten Gebäudekomplex nimmt ein massives, viereckiges Bauwerk mit dicken Wänden ein. Es soll innerhalb des Komplex als Turm erschienen und gleichzeitig als Vorhalle der Burg gedient haben. An der nördlichen Wand öffnete ein Leibungsportal, der Boden im Innenraum ist mit rotem Marmor, die Wände sind mit Polichrom (mit rotem Marmor und weißem Kalkstein) bedeckt. Die zusammengesetzt gegliederten Pilaster deuten auf ein Rippengewölbe. Auf der östlichen Seite sind die Überreste des Portals der Burgkapelle zum Vorschein gekommen­teilweise auch heute noch in situ. Die Sockelzone mit Leibung ist aus rotem Marmor gefertigt. Weitere Überreste von dem Portal sind uns von dem Hof im östlichen und westlichen Burgflügel bekannt. Wir können in dem Komplex aus dem 13. Jh. grundsätzlich zwei Stilschichten unterscheiden. Die Datierung der Schnitzwerke von Óbuda ist immer eine ziemlich offene Frage gewesen. Die Ornamentik der Kapitelle zeigt eine gewisse Verwandtschaft teils mit den Fragmenten der II. Kathedrale von Kalocsa, der Zisterzienser Abtei in Pilisszentkereszt und der Benediktiner Abtei in Vértesszentkereszt (etwa um 1200, bzw. die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts). Teils aber scheinen die Fragmente der pilier cantonné, die zur inneren Gliederung des Westflügels diente, sowie die des Portals im Ostflügel verwandt mit denen der Propsteikirche des Protomartyren Hl. Stephan (1210-er, evtl. Anfang der 1220-er Jahre) zu sein. Gleichzeitig treffen wir hier wohl das erste Mal in der mittelaterlichen Kunst Ungarns auch die weit verbreiteten Ornamente und Type der ungarischen und nieder-österreichischen Spätromanik, und zwar auf den Fragmenten des Westflügels und des Nordportals der Vorhalle, auf einigen Säulenköpfen. Es ist immerhin fraglich, ob diese Stilschichten das chronologische Nacheinander oder Zusammenleben bezeugen? Weitere kunsthistorische Unter­suchungen sollen noch die gegenseitige Beziehung der Stilschichten, ihre Stelle in der Rezeption der ungarischen Frühgotik, weiters ihre Rolle in der Architektur und Zierplastik der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts differenzieren. 244

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