Budapest Régiségei 40. (2007)

TANULMÁNYOK - Nagy Margit: Kora népvándorláskori sírleletek Budapest területéről = Grabfunde aus der frühen Völkerwanderungszeit im Gebiet von Budapest 95

NAGY MARGIT 3. XI. BUDAFOKI ÚT 78 Fundort und Fundumstände Das Grab wurde im November 1958 bei der Fundrettungsgrabung von Géza Alföldy im Zusammenhang mit Fundamentierungsarbeiten für eine Kranbahn gefunden. Der Fundort liegt am rechten Donauufer auf einer vom einstigen westlichen Nebenarm eingefaßten Landzunge, am Nordufer des Keserű ér (Abb. 12.1-2; Abb. 19.10). Das Grab und die Funde Frau, sen. T: 40 cm, Grabsohle -50 cm. O: NW­SO (42-10). Grabfleck: 200x75 cm, Rechteckig mit abgerundeten Ecken. Das Skelett war mäßig erhalten; der Schädel von der Erde zerdrückt. Skelett-L: 155 cm. Die im Block C gefundene kupferzeitliche Grube wurde von der Eintiefung des Grabes geschnitten (Abb. 14.1). Den Fotos ist zu entnehmen, daß das Skelett sichtlich in anatomischer Ordnung, ungestört gefunden wurde und nur ein linker Unterschenkelknochen ordnungswidrig bewegt worden war (Abb. 13.1-3). Neben der linken Schädelseite, etwa 20 cm zum Grabrand hin, lag ein 20x20 cm großes Kalksteinstück (Abb. 14.2). 1. Neben der rechten Seite des Schädels, großenteils unter den daraufgedrückten Gesichtsschädelfragmenten, zerfallene Stücke eines kleinen Tongefäßes (nicht zu finden). 2. Zwischen dem rechten Schlüsselbein und den Rippen Bronzefibel mit umgebogenem Fuß, mit dem Fuß in Richtung Schädel. In der Mitte von Bügel und Fuß eine Reihe von punzierten Kreisen in Längsrichtung. L: 4,9 cm. Bügel-B: 0,5 cm. (Abb. 15.2; Abb. 16.2). 3. Auf der Seite des rechten Oberarms zu den Rippen, teils unter dem Oberarm, schräg, mit den Zähnen zum Schädel hin, einseitiger Beinkamm mit halbkreisförmiger Griffplatte. Den Kamm aus geschliffenen Beinplatten halten an der Griffplatte und der Querleiste Bronzenägerl zusammen. An beiden Seiten der Griffplatte zieren den Kamm in entgegengesetzte Richtungen schauende Pferdeköpfe mit gebogenem Hals; der eine Kopf ist abgebrochen. Auf dem erhaltenen Tierkopf ist ein Punktkreisauge und geritzte Linienumrahmung (Andeutung des Kopf geschirrs?). Der Kamm ist auf beiden Seiten mit gravierten Kreisen verziert. L: 9,9 cm. H: 4,9 cm (Abb. 15.1; Abb. 16.1). 4. Auf dem Wirbel über dem Kreuzbein gegossene Bronzeschnalle mit dem Dorn nach links. Die zwei Seiten des Beschlagbleches faßt ein Niet zusammen. Oben und auf beiden Seiten des Schnallendorns gravierte Linienzier, am verbreiterten Ende des Schnallenbeschlags gravierte Doppellinie. L: 6 cm, Ring-Dm: 3 cm (Abb. 15.7; Abb. 16.6). 5. Bei den Füßen Fragmente von größerem Tongefäß. (Die am Kopf und den Füßen abgestellten handgeformzten Gefäße zerbrachen wahrscheinlich beim Herausnehmen. Keines wurde inventarisiert.) 6. Geschlossener Bronzering, Dm: 2,2 cm (Abb. 15.3; Abb. 16.3). 7. Bronzenadel, L: 4,3 cm (Abb. 15.4; Abb. 16.4). 8. Zwei viereckige, an einer Stelle durchbohrte Bronzebleche, Eckunterlagen. 1,2x1,2 cm (Abb. 15.5­6; Abb. 16.5). Die Fundstelle der Funde Nr. 7 und 8 ist unbekannt. Orientierung Die Graborientierung NW-SO ist eine Variante der in Sarmatengräberfeldern als Ausnahme geltenden N-S-Orientierung. Die mehrheitlich N-S gerichteten Gräberfelder gibt es nach Valéria Kulcsárs Feststellung an der N-Grenze des sarmatischen Siedlungsgebietes bei der Linie Isaszeg-Hévízgyörk-Hatvan; diese Erscheinung kann mit dem Auftreten germanischer Ansiedler zusammenhängen. Der Orientierung des mit Sicherheit in die Hunnenzeit zu datierenden Grab 1 von Árpás-Szérűskert 1 gemäß kam die NW-SO­Orientierung in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts auch bei einem Einzelgrab vor, das in einem verlassenen Gebäude einer römischen Stadt gegraben wurde. Aufgrund der Zusammenstellung von Irina Zasetskaya wurden bei der Mehrzahl der südrussischen und ukrainischen hunnenzeitlichen Einzelgräber mit Angabe der Orientierung die Toten mit dem Kopf nach NW bestattet. In dem vom Fundort Budafoki út ca. 6 km nordwestlich liegenden freigelegten Gräberfeld des 4.-5. Jahrhunderts von Gazdagrét können zwei von der Orientierung her und auch lokal gesonderte Grabgruppen registriert werden. Die NW-SO gerichtete Gruppe I bestimmte die Ausgräberin Paula Zsidi als Hinterlassenschaft der spätrömischen Lokalbevölkerung vom Ende des 4. und Anfang des 5. Jahrhunderts, die SW-NO orientierte Grabgruppe II als Gräberfeld der am Anfang des 5. Jahrhunderts aus dem Barbaricum umgesiedelten Bevölkerung wahrscheinlich heterogener Zusammensetzung. Der Brauch, die Gefäßbeigaben an den Kopf und die Füße zu stellen, halten wir für einen Bestattungsbrauch der Jahrzehnte unmittelbar vor und in der Hunnenzeit. Die Sarmaten stellten im allgemeinen ein Gefäß ins Grab; die Beigabe mehrerer Gefäße kann als unüblich gelten. In der 130

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