Budapest Régiségei 40. (2007)
TANULMÁNYOK - Nagy Margit: Kora népvándorláskori sírleletek Budapest területéről = Grabfunde aus der frühen Völkerwanderungszeit im Gebiet von Budapest 95
NAGY MARGIT ist, daß die Schlaufen-Haken-Konstruktion ausschließlich bei den Torques aus Buntmetall und den kleineren Ohrringen verwendet wurde. Der Zweihakenverschluß benötigt einfach einen kürzeren Draht; Diese Art, die Goldtorques zu schließen, wird vermutlich durch Materialeinsparung erklärt. Die Analogien der Torques-AnhängerKombination im Grab am Rákos-Bach finden sich in einem sehr großen Gebiet und vertreten mehrere Jahrhunderte. Eine Richtung der Verbreitung führt in Richtung des römischen Schmuckes, in dem Torques mit Halbmondanhänger oder Bulle in der Männer- und Frauentracht gleicherweise vorkommen. In der Castellani-Sammlung hängt an einem mit zwei Schlaufen geschlossenen tordierten Goldtorques eine runde Bulle. Bei den Germanen hatte das Tragen des Torques eine besondere Bedeutung. Goldtorques und goldene Armreife sind die Würdezeichen in barbarischen Königsgräbern des 3.-5. Jahrhunderts (Hassleben, Céke, Osztrópataka, Sackrau, Pietroasa usw.). Wie Michael Schmauder in seiner detaillierten Zusammenfassung nachwies, kann das Tragen des Torques in spätantiker Zeit, im römischen Milieu, amtliche rangbezeichnende Funktion gehabt haben, mit bestimmendem militärischen Charakter. Die andere Richtung der Torques-LunulaSchmuckzusammensetzung führt nach Osten in das nördliche und östliche Küstengebiet des Schwarzen Meeres. Die alanischen Aristokraten des Kuban'-Gebietes trugen Halsschmuck aus glattem Golddraht mit Schlaufen-HakenVerschluß schon im 1.-2. Jahrhundert. In den Katakomben von Kertsch wurden am Ende des 4. Jahrhunderts bis in die ersten Jahrzehnte des 5. Jahrhunderts die Mitglieder der lokalen Aristokratie mit ihrem Schmuck versehen bestattet: mit Diademen, goldblechüberzogenen Fibeln, Goldtorques mit Schlaufen-Haken-Verschluß. Kleine tordierte goldene Halsringe mit 8,5-11,1 cm Dm lagen in den Kindergräbern der Kertscher Katakomben. Die in die Kölner DiergardtSammlung gelangten tordierten Goldtorques mit Schlaufen-Haken-Verschluß hat Inciser Gürcay Damm aufgrund der Kertscher Parallelen in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts datiert. Es verdient Erwähnung, daß bei den südrussischen Goldtorques ebensowenig Spuren des Gebrauchs zu erkennen sind wie bei dem Exemplar am Rákos-Bach. Aus dem Fehlen von Abnutzungsspuren kann darauf geschlossen werden, daß die Goldgegenstände unmittelbar vor der Bestattung hergestellt worden waren. Von der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, von der Hunnenzeit an wurde der massive, schwere Goldtorques zu einem wichtigen Bestandteil der Männertracht. Michael Schmauders Zusammenfassung gemäß hat den Torques als Rangbezeichnungsschmuck die hunnische militärische Führungsschicht im Karpatenbecken vom spätantiken Heer übernommen. Die Goldtorques junger Knaben werden vererbte Rangsymbole gewesen sein. Einen glatten Goldtorques mit Schlaufen-Haken-Verschluß trug der etwa 10 jährige Junge von Keszthely-Téglagyár. Allerdings hat sein Goldschmuck mehr als das sechsfache Gewicht des Torques am Rákos-Bach. Der Typ der Lunulafibel vom Rákos-Bach (Abb. 2.2-2a) war nach den summierenden Arbeiten von Ibolya Sellye und Erzsébet Patek in den römischen Siedlungen an Donau (Carnuntum, Brigetio, Intercisa, Gradise, Novi Banovci) und Drau (Poetovio und Siscia) verbreitet. Am Oberrhein mag diese Fibelform besonders beliebt gewesen sein. Emilie Riha veröffentlichte eine ganze Serie ähnlicher Fibeln aus Äugst und Kaiseraugst, die großenteils den Schichtenangaben gemäß in die Zeit vom Ende des 1. bis zur 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts zu datieren sind. Aufgrund der Begleitfunde ist bloß bei zwei Exemplaren damit zu rechnen, daß sie am Ende des 4. Jahrhunderts in die Erde gelangten. Aus dem Sarmatengebiet kenne ich keine Lunulafibel mit Email. Möglicherweise hat der junge Mann vom Rákos-Bach die alte Bronzefibel mit unbrauchbarer Nadelkonstruktion sekundär verwendet, als Gürtelbeschlag. Die Gefäßbeigabe des Grabes am Rákos-Bach gehört zu den spätrömischen Krügen mit eingeglättetem Hals (Abb. 3). Mit seinem feinen Material, seiner guten Bearbeitung auf der Töpferscheibe, seiner dunklen, geglätteten Oberfläche sowie dem etwas eingedrückten Rand, kurzen Hals und hohen Fuß stellt dieser Krug in seiner Gruppe eine neue Variante dar. Die Krugform tauchte in Pannonién in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts auf (Ottományi Typ 9). Ihre Verwendung wurde schnell international und verbreitete sich in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts auch im Karpatenbecken. Nach Katalin Ottományis Feststellung stellen das Ende das Krugtyps mit trichterförmigem Rand und eingeglättetem Hals die Krüge des Murga-Typs in Einzelgräbern des 5. Jahrhunderts dar (Abb. 4.2). Der Krug im Grab am Rákos-Bach ist eine Variante der sog. „Föderatenkeramik", deren Exemplare im spätsuebischen Siedlungsgebiet sowie am norischen und pannonischen Donaulimes von 126