Budapest Régiségei 40. (2007)

TANULMÁNYOK - Nagy Margit: Kora népvándorláskori sírleletek Budapest területéről = Grabfunde aus der frühen Völkerwanderungszeit im Gebiet von Budapest 95

KORA NÉPVÁNDORLÁS KORI SÍRLELETEK BUDAPEST TERÜLETÉRŐL meersiedlungen aufgetaucht sei. Eines dieser Beispiele ist der goldene Hufeisenanhänger in einem beraubten Grab des Kurgangräberfeldes aus dem 3.-2. Jahrhundert v. Chr. von Petuchovka, dessen gekerbte Aufhängeöse eine kleine Rosette ziert. In Pannonién trugen die eingeborenen Kel­ten-Eraviskerfrauen, wie dies der Darstellung eines Aquincumer Grabsteins zu entnehmen ist, um den Hals Halbmondanhänger am Band. Auf den Bezug der römerzeitlichen Lunula zu orientalischen Kulten weist der an einer geflochtenen goldenen Halskette getragene Anhänger in der Harriilton-Sarnmlung hin, dessen Aufhängeöse mit dem Attribut des ägyptischen Frühlingsgottes Horus, mit der Uraeus­Schlange geschmückt wurde. Zwischen die Kugelenden anderer Goldlunulen wurden vieleckige Perlen mit geschliffenen Ecken eingepaßt. Der Halbmond mit Kugelenden als astrales Symbol kommt auf römischen Grabsteinen Pannoniens vor allem im NO-Teil der Provinz auf Grabstelen vor, auf denen die Toten nach Feststellung von András Mócsy noch lokale (nicht lateinische) Namen tragen. Das Symbol der Göttin Selene-Luna, das Halbmondamulett, findet sich seit dem 1. Jahrhundert im Material römischer Gräberfelder. Eine römische Parallele (Silberanhänger von Kempten Grab 278, zwischen den Lunulabögen Glaseinlage in Phallusform) der sarmatischen Anhänger mit Kugelenden, ergänzt durch dreieckige oder tropfenförmige Zusätze, steht unzweifelbar mit dem Fruchtbarkeitskult in Beziehung. Diese spezielle Form der Lunulaanhänger erscheint in Pannonién zwischen frühkaiserzeitlichen Funden. Aus dem spätrömischen Gräberfeld von Szentendre wurde zusammen mit einer nor-pannonischen Flügelfibel eine granulatverzierte Silberlunula mit gefurchter Aufhängeöse und Kugelenden veröffentlicht. Alán Kralovánszky stellte in seiner Studie über die Halbmondanhänger des 10.-11. Jahrhunderts fest, daß die apotropäischen und glückbringenden Anhänger bei den Ackerbauervölkern zur Tracht der Frauen und Kinder gehörten, von der Urzeit bis ins Mittelalter. Die Beliebtheit der Lunulaanhänger ließ auch in der spätrömisch-frühvölkerwanderung­szeitlichen Periode nicht nach. Die Sarmaten konnten die Lunulaamulette mit Kugelenden bei den Griechen im Schwarzmeergebiet, den Alanen im Vorkaukasus oder den pannonischen eingeborenen Eraviskern kennengelernt und übernommen haben. Die Herstellung der lokalen Variante der kleinen Anhänger verlangte keine komplizierte Technik; die pannonischen Werkstätten konnten sie ebenso herstellen wie die sarmatischen Metallhandwerker in der Tiefebene. Der Goldanhänger des Grabes am Rákos-Bach ist, wenn man die Zusammen­gehörigkeit der Fundstücke des Grabes akzeptiert, ein Exemplar aus der spätesten Periode der Lunulaanhänger mit Kugelenden, der Periode Di der Völkerwanderungszeit. Da weder am Torques noch am Anhänger Gebrauchsspuren zu erkennen sind, können sie nicht als die am frühesten gefertigten Gegenstände des Grabkomplexes gelten. Aufgrund der Forschungen von Mihály Párducz, Mihály Kőhegyi und Andrea Vaday wird heute akzeptiert, daß die goldenen Exemplare der tordierten Torques typische Schmuckstücke der frühen Sarmatenzeit sind. Die bisher bekannten Exemplare der sarmatischen Goldtorques wurden durch zwei ineinander gefügte Haken geschlossen. Der Sammlung von Eszter Istvánovits und Valéria Kulcsár gemäß kamen aus der ungarischen Tiefebene in acht Fällen Goldtorques in Museumssammlungen. 1. Budapest-Káposztás­megyer (Gewicht: 13,18 g); 2. Dunavecse; 3. Füzesabony-Kettőshalom Grab 1; 4. Mezőcsát-Hör­csögös Grab 63; 5. Nyíregyháza-Felsősima, Gyebrás­tanya; 6. Szank-Móricgát (Gewicht: 19,5 g); 7. Törökszentmiklós-Surján-Újtelep Grab 54; 8. Újszil­vás-Gólyajárás Grab 1. Die aus den Publikationen bekannten sieben tordierten Exemplare werden durch an beiden Enden umgebogene Haken geschlossen. Die unter authentischen Umständen gefundenen Goldtorques gehörten in zwei Fällen zur Frauen- (Mezőcsát-Hör­csögös Grab 63 und Szank-Móricgát) und in einem Falle zur Männertracht (Ujszilvás-Gólyajárás); um letzteres kann es sich auch bei dem Grab am Rákos­Bach handeln. Das Tragen der Goldtorques kann also bei beiden Geschlechtern beobachtet werden, obwohl der Anteil sich wohl zugunsten der Männer verschieben kann. Die räumlich nächstliegende Parallele des Goldtorques am Nordufer des Rákos-Baches (Abb. 2.1) ist aus dem Nordteil der Pester Gemarkung, aus Káposztásmegyer bekannt. Über die Fundzusammenhänge des als Streufund ins Ungarische Nationalmuseum gelangten Torques ist nichts Sicheres bekannt. Der Schlaufen-Haken­Verschluß wurde nach der Feststellung von Andrea Vaday und Eszter Istvánovits bei den sarmatischen Ohrringen seit der Mitte des 2. Jahrhunderts verwendet. Die Obergrenze der Verwendung der mit Schlaufe und Haken geschlossenen Ohrringe ist das 5. Jahrhundert, wie dies Gabriella Vörös z. B. mit dem Fundkomplex im Grab von Szeged­Szőreg-Homokbánya belegte. Nicht wahrscheinlich 125

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