Budapest Régiségei 38. (2004) – Tanulmányok dr. Gerő Győző tiszteletére

Papp Tímea: Az óbudai Szent Péter prépostság románkori faragványai 167-180

PAPP TÍMEA DIE ROMANISCHEN STEINSCHNITZEREIEN DER ST PETER PROPSTEI VON OBUDA Der Großteil der romanischen Steinschnitzerei­en der Kirche der im 11. Jahrhundert von König Peter gestifteten St. Peter Propstei sind nicht in der Umgebung des Gebäudes, auf dem Hauptp­latz von Óbuda zum Vorschein gekommen. Der Grund dafür ist, dass König Mátyás die Kirche 1483 niederreißen ließ, und ihr Steinmaterial für die Paulinischen Bauarbeiten des nahe liegenden Fehéregyház verwendet wurde. Als die türkischen Heere das Gebiet des Landes im 16. Jahrhundert besetzten, haben die Pauliner ihr Kloster verlas­sen. Später haben die Türken die Steine aus dem leer stehenden Gebäude für ihre eigenen profanen Bauarbeiten (für Bäder sowie für die Herstellung des Schlosses und der dortigen öffentlichen Gebä­ude) weggetragen, worauf man in der Neuzeit in denselben Gebäuden in sekundärer Verwendung gestoßen hat. Bezüglich der heutigen Verstauung der Schnitzereien wird ihr größter Anteil im His­torischen Museum der Stadt Budapest aufbewahrt (einige der Fragmente sind auch ausgestellt), zwei Stücke sind in der Ausstellung der Ungarischen Nationalgalerie zu sehen, ein kleineres Fragment ist im Besitz des Ungarischen Nationalmuseums. Die zur Propstei von Óbuda gehörenden Ste­inschnitzereien sind hinsichtlich ihres Materials aus Kalkstein. Die überwiegende Mehrzahl der Fragmente gehört zu dem Steinmaterial aus dem 12. Jahrhundert und vor allem aus der Mitte des Jahrhunderts, die frühen Stücke aus dem 11. Jahr­hundert sind sehr selten. Die gefundenen Schnit­zereifragmente gehörten beinahe ausgeschlossen zu korinthischartigen Kapitellen (Abb. 1, 2, 3) und auch ein fragmentarischer korinthischartiger Säu­lenkopf hat sich erhalten (Abb. 5). Aus dem Stein­material des 12. Jahrhunderts sind Schnitzereien von bedeutender Anzahl gefunden worden. In der Mitte des Jahrhunderts, um den Zeiten der 1148 gestifteten bedeutenden Gabe des Géza IL wurde die plastische Ausbildung des Gebäudes erweitert. Aus den zur Verfügung stehenden Schnitzereien sind die korinthischartig verzierten Kapitelle (Abb. 6), die Schnitzereien mit Akant­husblättern - zumeist Gesimse (Abb. 7, 8) - und die Fragmente mit Tierfiguren und Ranke (Abb. 8, 9,12) hierhin gruppierbar. Die mit Tierfiguren und Ranke verzierten Schnitzereien von Óbuda tragen die Züge des norditalischen, sog. lombardischen Stils, der wahrscheinlich durch Dalmatien in unserer Hei­mat gelang. In Lombardei ist die Dekoration der Kanzel der mailändischen Kirche Sant' Ambrogio aus dem 12. Jahrhundert von ähnlichem Stil, hier ist aber die Komposition mit den dalmatischen und ungarischen Beispielen verglichen weniger kompliziert und dicht. Die hiesigen Tierfiguren ragen aus dem Hintergrund kräftiger hervor, diese Stücke sind eher klassisch. Zusammenfassend können wir sagen, dass die königlich gestiftete St. Peter Propstei über eine reich dekorierte, monumentale Kirche verfügte. Die Bauarbeit selbst dauerte wahrscheinlich lange an und das Gebäude erhielt seine plastische Aus­bildung während der Herrschaft mehrerer Könige. Das Material aus dem 11. Jahrhundert ist weniger bekannt, die Datierung der hierher gehörenden Stücke beginnt im zweiten Drittel des Jahrhun­derts. Über dem Material aus dem 12. Jahrhundert beweist das mit Tierfigur und Ranke sowie mit Akanthusblättern verzierte Fragment (Abb. 8), dass die Schnitzereien zu dem selben Stil, also wahrscheinlich in die selbe Periode gesetzt wer­den kann. Dieser Zeitraum ist die Mitte des 12. Jahrhunderts, womit sich die 1148 gestiftete Gabe von Géza II ausgezeichnet verbindet. Die Dekorationen der Kirche sind sehr qua­litätsvoll und beweisen die niveauvolle Qualifi­kation der Steinhauer. Die hierhin gehörenden Schnitzereien vertreten einen einheitlichen Stil, der Musterschatz zeigt im ungarischen Material jedoch in mehreren Fällen eine einmalige Ver­zierung. Die Schnitzereien konnten bisher nur einzeln untersucht werden, ich hoffe, dass mir mit dieser Arbeit gelang, ein einheitliches Bild über das romanischen Steinmaterial der Propstei zu entwerfen. 176

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