Budapest Régiségei 37. (2003)
Rusu, Andrian Andrei: Die Burgen von Turnu Severin im 13-14. Jh. = Turnu Severin 13-14. századi várai 63-77
DIE BURGEN VON TURNU SEVERIN IM 13.-14. JH. bedeutendere Ausstrahlungskraft als Italien hatte, 67 während der deutsche oder böhmische Raum ebenfalls von denselben Baulösungen, und nicht von den italienischen, angezogen waren. Auch eine von den Fürsten des Geschlechts Babenberg ebenfalls in der ersten Hälfte des 13. Jhs. errichtete unmittelbare Beziehung zu den östlichen Mittelmeerburgen 68 kann nicht ausgeschlossen werden. Aber es gibt Zeichen, daß jenseits der benachbarten österreichischen Grenze des ungarischen Königreichs nicht gebaut wurde. In diesem Punkt kommen wir mit den Folgen zu Ende, denn für die Burgen aus der ersten Hälfte des 14. Jhs. wurde noch keine Feinchronologie ausgearbeitet. Folglich bietet uns der Bau der großen Burg von Severin bloß einige Interpretationsmöglichkeiten, jedoch keine sicheren Beweise. Unter diesen Möglichkeiten können wir die Anwesenheit verschiedenartiger Ursprünge, als bis jetzt vermutet wurde, erwähnen. Auf keinen Fall kann die von den Ruinen der spät römischen oder byzantinischen Burgen gespielte unmittelbare und anregende Rolle völlig ausgeschlossen werden. Auch der Einfluß der Klostereinschließungen kann nicht unterlassen werden. 69 Wie es auch die Elemente zeigen, die wir zusammenbringen konnten, ging es dabei um eine planimetrische Form, die über passende Baustellen verfügte. Auf einem relativ flachen Grund, mit wenig Baustellezwang, wurde die regelmäßige Planimetrie automatisch eingeführt, wahrscheinlich von jedem Burgbaumeister. Es ist ebenfalls noch so möglich, daß derselbe Horizont bis zu einem Punkt das evolutive Mittelglied zwischen der durch die Kőszeg Burg vertretene österreichische Einflußgruppe und jene der Burgen Ludwigs I. bildet. Aber in diesem Fall, gemäß den von uns bis zu diesem Zeitpunkt gesammelten Daten, hat kein absichtlich ausgearbeiteter Plan mit denselben Planimetrien funktioniert, oder aber wurde er nicht identifiziert. Das heißt, daß wenigstens bis in der zweiten Hälfte des 14. Jhs. Dieser Gedanke erscheint insbesondere in den neuesten Arbeiten Th. Durdiks. Ebenda, S. 207-210. MAROSI 1990. 43; MAROSI 1998.173. die Königsmacht über keine Burgbaumeister als Verfasser eines einmaligen und einheitlichen Befestigungsbauprogramms verfügte. In vollständiger Anreihe an der vorherigen Entwicklungsperiode der Militärarchitektur gab es also stets örtliche und häufig zufällige Entwicklungsformen. Die Sachlage hätte wahrscheinlich einen anderen Gang nehmen können, wenn wir eine aufgrund der archäologischen Forschungen direkte und sichere Datierung der Severin Burg erhalten hätten. Die von den Woiwoden der Walachei bis zum Tode des Mircea cel Bäträn (der Alte) (1418) übernommene Herrschaft der Burg ist schon allbekannt. 70 Die Änderung der politischen Lage des Fürstentums, bzw. die Anerkennung der türkischen Oberherrschaft, bestimmte die Wiederübernahme der Burg vom ungarischen König. Der vom König unternommene erste bedeutende Schritt war jener, seinen Hauptmitarbeiter im Südosten des Königreichs, Filippo Scolari (Pipo de Ozora), Temesvárer Gespan, mit der Wiederherstellung der Burg zu beauftragen. Die Verordnung kam 1424 an, 71 ohne daß wir ihr konkretes Ergebnis kennen. Die Burg war ja schon errichtet, und der beste Beweis dafür war gerade der Unterschied zwischen ihrer Planimetrie und jener von Ozora (ein Burgschloß mit einer quadratförmigen Plartimetrie), Scolaris Sitz. Aber lohnte es sich in einer so verletzbaren Gegend, wie die von Severin, eine der von Ozora ähnliche Sitzanlage aufzubauen ? Das gehört zu einem neuen Fragenkreis, der dem Inhalt dieser Seiten ausweicht. Am Ende der Herrschaftszeit Sigismunds von Luxemburg, wurde die Severin Burg kurzfristig vom Deutschen Ritterorden innegehabt. Ihre Geschichte setzte sich dann ohne Veränderungen bis zu ihrer Eroberung und endgültigen Zerstörung durch die Türken (1524) fort. 72 Überraschenderweise haben sich die Türken nicht dort installiert und die Burg verfiel. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch die große Burg endgültig zum Gegenstand der historiographischen Forschung. 70 Siehe ENGEL 1996. 435. 71 Hazai Oklevéltár 1 S. 317. Sie wurde auch von ENGEL 2003. 292-293: „pro constructione, reformatione ac restauratione castri nostri Zewriniensis" erwähnt. In der rumänischen Historiographie, siehe HATEGAN 1992. 269. 72 Unter den abgebrannten Balken der Turmdecken wurde eine vom König Vladislav II. 1505 erlassene Münze entdeckt (DAVIDESCU 1970. 13-14). Aber die Münze führt keinesfalls zur Schlußfolgerung, daß es im selben Jahr eine Zerstörung gab, sondern sie bietet nur den Anlaß zu einer Datierung post quem. Siehe auch CANTACUZINO 2001126. 71