Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Jerem Erzsébet - Metzner Nebelsick, Carola: Eine außergewöhnliche Grabausstattung aus dem urnenfelderzeitlichen Gräberfeld von Sopron-Krautacker = Egy különleges síregyüttes a Sopron-krautackeri urnamezős temetőből 313-325

BUDAPEST RÉGISÉGEI XXXVI. 2002. ERZSÉBET JEREM - CAROLA METZNER NEBELSICK EINE AUßERGEWÖHNLICHE GRABAUSSTATTUNG AUS DEM URNEN­FELDERZEITLICHEN GRÄBERFELD VON SOPRON-KRAUTACKER Die in der vorliegenden Publikation zu Ehrende hat durch die Ausgrabung des urnenfelderzeitlichen Grä­berfeldes von Budapest-Békásmegyer einen wesent­lichen Beitrag zum Verständnis der mittleren und jün­geren Urnenfelderzeit im nördlichen Transdanubien geleistet. 1 Das Gräberfeld von Budapest-Békásmegyer stellt in vielfacher Hinsicht, trotz der bislang ausste­henden abschließenden Gesamtvorlage, einen wichti­gen Bezugs- und Ausgangspunkt gegenwärtiger und zukünftiger Forschungen zur Urnenfelderkultur im Gebiet des nordöstlichen Alpenvorlandes und Trans­danubiens dar. Es war uns daher eine Ehre, dem An­denken an Rózsa Schreiber-Kalicz einen Beitrag aus ihrem eigenen Forschungs- und Interessenbereich zu widmen. Aus dem an Metallfunden außergewöhnlich reichen mittel- bis späturnenfelderzeitlichen Gräberfeld von Sopron-Krautacker 2 soll Grab 127 hier zur Vorstellung gelangen, da es aufgrund seiner bronzenen Beigaben besondere Beachtung verdient. FORSCHUNGSGESCHICHTE Der Fundort Krautacker wurde 1973 im Zuge der Vorbereitungen zum Bau einer größeren Wohnsied­lung entdeckt und mit einigen Unterbrechungen bis 1988 archäologisch untersucht. Erst nach vier Jahren Grabungstätigkeit im Areal der Siedlung wurde das Gräberfeld entdeckt. Auf­grund der Siedlungsfunde konnte man bereits eine Periodisierung erahnen: es ergaben sich Funde aus der älteren und jüngeren Urnenfelderzeit, aus der Spät­hallstatt- und La Tène-Zeit sowie aus dem frühen Mit­telalter. Die sich ausdehnenden Planierungsarbeiten erreichten das Areal des Gräberfeldes im Herbst 1976. Interessanter Weise betrafen die allerersten Funde ge­rade die Urnenfelderzeit. Die Abtragung der Humus­schicht machte eine Rettungsgrabung auch in diesem Bereich notwendig. Sie erfolgte mit größerer Intensität in den Jahren 1977-79 und 1983-86. Die Planierungsarbeiten zerstörten vor allem viele der in der Humusschicht liegenden Urnengräber, wäh­rend die jüngeren, mit Steinsetzungen versehenen Gräber relativ unversehrt blieben. Dennoch gelang es, 1 KALICZ-SOHREIBER 1991; KAUCZ-SCHREIBER-KALICZ 1996; 1997. 2 Eine komplette Bearbeitung des gesamten urnenfelderzeitlichen Gräberfeldes befindet sich in Vorbereitung durch die beiden Ver­fasserinnen. 154 urnenfelderzeitliche Gräber zu retten. Das Gebiet wurde zwar schon am Anfang der Siebziger Jahren un­ter bodendenkmalpflegerischen Schutz gestellt, den­noch konnte dadurch nicht immer die meist sehr bru­tale Vernichtung der Funde und Befunde verhindert werden. Manchmal wurden sehr große Flächen von ei­nem Tag auf den anderen gänzlich durch die Planie­rungen beseitigt und anschließend überbaut. Dies hat­te zur Folge, daß wir über keinen vollständig ausge­grabenen Bestattungsplatz verfügen, was natürlich die Aussagekraft einer künftigen horizontalstratigrafi­schen Analyse vermindert. Das Grab 127 lag am nord­westlichen Rand des Gräberfeldes in der Nähe der mit mächtigen Steinsetzungen versehenen Späthallstatt­und La Tène A-zeitlichen Gräber. DER FUNDORT Das Gräberfeld liegt an einer Niederterrasse des Ikva Flußes in einem fruchtbaren Tal zwischen 214-221 m ü. NN. An dem höchstgelegenen Rücken erstreckt sich das Gräberfeld, in unmittelbarer Nähe der zeit­gleichen Siedlung. Die gemeinschaftlichen paläoökolo­gischen Untersuchungen haben wichtige Informatio­nen über das ehemalige Landschaftsbild geliefert. 3 DER BEFUND Grab 127 wurde am 19. Mai 1978 ausgegraben und dokumentiert. Es handelt sich um ein Brandschüt­tungsgrab (Abb. 1. 1-4). Die Scherben des großen Zy­linderhalsgefäßes (Abb. 6. 1) waren auf einer Hache von ca. 0,75 x 0,60 m verstreut. Dazwischen befanden sich größere Stücke des Leichenbrandes. 4 Da gerade Teile des Bodens fehlen, ist die Störung vermutlich nicht durch rezente Aktivitäten entstanden, bei denen beispielsweise im Zuge des Pf lügens die Oberkanten der Gefäße abgerissen wurden. 5 Das Rasiermesser, das Messer und die Nadel lagen dicht beieinander (Abb. 1. 3). Möglicherweise waren sie ursprünglich in ein Tuch eingeschlagen, da sich vor der Restaurierung Ablagerungen eines feinen Gewebes auf den Gegenständen zeigten. Zudem stimmt ihre 3 JEREM et al. 1984-85; JEREM 1986; JEREM 1996. 4 Die Leichenbrandanalysen werden bei der abschließenden Pub­likation des Gräberfeldes vorgelegt. 5 Diese Beobachtung ist wiederholt am Befund des teilweise bereits erheblich durch landwirtschaftliche Tätigkeit beeinträchtigten Gräberfeldes gemacht worden. 313

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