Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)
Buchwaldek, Miroslaw: Zu den Beziehungen zwischen Böhmen, Mähren und Karpatenbecken in der Frühbronzezeit = Csehország, Morvaország és a Kárpát-medence korabronzkori kapcsolataihoz 211-220
BUDAPEST RÉGISÉGEI XXXVI. 2002. t MIROSLAV BUCHVALDEK ZU DEN BEZIEHUNGEN ZWISCHEN BÖHMEN, MÄHREN UND KARPATENBECKEN IN DER FRÜHBRONZEZEIT Die Bedeutung des kulturellen Milieus im Karpatenbecken für die Entwicklung Mitteleuropas (im engeren Sinne) seit dem Neolithikum bis zur Bronzezeit ist allgemein bekannt und wird seit langem diskutiert. Für das Spätäneolithikum - in der ungarischen Terminologie Frühbronzezeit - steht allerdings die Bedeutung Karpatenbeckens außer allem Zweifel. Vom Standpunkt der tschechischen Archäologie handelt es sich um zwei Grundprobleme: a) die Frage der Beziehung der Kultur mit Schnurkeramik (SCHK) und der Glockenbecherkultur (GBK) in Böhmen und Mähren zum Kulturmilieu im Karpatenbecken, b) die Frage der Entstehung der Aunjetitzer Kultur. Auf dem Symposium in Budapest - Velem im J. 1977 1 wurde eine bestimmte Forschungsetappe abgeschlossen. Zugleich wurde dort der Bedarf erörtert, die bisher bekannten Funde zu veröffentlichen und neue Studien auszuarbeiten, damit die kulturellen und chronologischen Beziehungen im Karpatenbecken und in den Nachbargebieten deutlicher werden könnten. Obwohl seit dieser Zeit sowohl Funde, als auch theoretische Betrachtungen und mehrere 14 C - Daten publiziert wurden, sind einige Fragen nach wie vor diskutabel. Meine Bemerkungen dazu führe ich in folgenden kurzgefassten Thesen an. 1. Die Ausnutzungsmöglichkeiten der 14 C - Daten sind sehr beschränkt, weil die Kalibrationskurve im 3. Jt. B.C. einen sehr ungünstigen Verlauf aufweist (sog. Wiggle - Bereiche), wenn wir schon von der kleinen Anzahl der bisherigen 14 C - Daten absehen (z. B. ein einziges Datum für die Makó-Kultur, kein Datum für die GBK in Böhmen, keine Daten für die SCHK in Mähren usw.). 2 2. Was die Quantität der bisherigen Funde anbelangt, ist sie immer noch unausgeglichen, weshalb die Funde auch unterschiedlich repräsentativ sind. So wurden während der letzten 20 Jahre neue Verbreitungsbereiche der schon bekannten Kulturen erforscht und publiziert (z. B. Funde der Kultur KosihyCaka-Makó in Mähren und in Österreich, der SCHK in Niederösterreich, der Bosaca-Kultur in Böhmen). Andererseits fehlen im Falle der Somogyvár-VinkovciKultur ausführlichere Veröffentlichungen der größeren Grabungen (Nagyárpád, Ilok u.a.). 1 FRÜHBRONZEZEIT 1981 2 Letzte Zusammenstellung für das Karpatenbecken s. GOGÀLTAN 1999. 211-226, PL 1-20. 3. In den weiteren Bemerkungen sind verschiedene Typen der Krüge bedeutsam, den ich meistens schon frühe Aufmerksamkeit widmete: a) „Drevohosticer" Krug (Abb. 1. 1-8), b) Krug vom balkanischen Typ (Körper ist doppelkonisch! Abb. 2. 1-7), c) Krug vom Somogyvárer Typ (Abb. 3. 9-12), d) Krug vom Ökörhalomer Typ A (Abb. 2. 8-9), e) Krug vom Ökörhalomer Typ B (Abb. 3. 1-4). 4. Einen ziemlich deutlichen Horizont in Mitteleuropa bilden die Kulturen Rivnác - Kugelamphoren Cham - Jevisovice B - Bosáca - Kostolac - Vucedol Cotofeni - evtl. die älteste Schnurkeramik in Böhmen und Mähren (Ende um 2800-2700 B.C., weiter entwickelt sich im NW und N die SCHK, im S die VucedolKultur). 5. Neue Impulse kommen in das Karpatenbecken, wie die Mehrheit der Autoren annimrnt, wahrscheinlich vom Süden. Als ihr Ergebnis ist die Kultur Kosihy-Caka-Makó in Nordteil Karpatenbeckens und vielleicht auch der ältere Somogyvár-Vinkovci-Komplex im südlichen Transdanubien (Abb. 5) und in Slawonien 3 anzusehen (der Inhalt des letzteren ist allerdings nur ungenügend bekannt). 4 In Mähren und in Böhmen erscheinen in der SCHK wahrscheinlich fast gleichzeitig große Amphoren, Drevohosticer Krüge (Abb. 1. 1-8), eiförmige Gefäße mit verschiedenen Knubben am Rande (meistens jedoch mit glattem Körper), was vielleicht auf die Einflüsse eher aus dem Kulturrnilieu des Komplexes Kosihy-Caka-Makó zurückzuführen ist. In dieser lila - Phase der SCHK in Mähren ist unklar, wer in SW Mähren lebte. In der gleichen Zeit gelangten die SO - Impulse auch in die SCHK in Nieder Österreich (Traisental). Es scheint, dass sich in dieser Zeit auch die Kupferschmuckstücke in der SCHK verbreiteten („Spiralröllchen" = schraubenartig gewundene Lockenringe, Halsringe, Armringe, Pfrieme u. a.). 6. Die ziemlich homogene Phase Illb (einschl. IIIc) der SCHK in Mähren, in der Krüge vom balkanischen Typ (Abb. 4. 2, 5) (und ihr Derivat „Letonicer Typ") und Schalen mit erweitertem Rand („Schalen mährischen Typs," Abb. 4. 4) samt den weniger ausgeprägten Typen der Henkeltöpfe vorkommen, zeugt von den 3 TASIC 1984. 4 FlGLER 1994. 23: „Jedoch ist bisher nicht vom niemanden der Unterschied zwischen Früh- und Spätperiode (der SomogyvárVinkovci-Kultur) bestimmt worden." 211