Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Hänsel, Alix - Hänsel, Bernhard: Zwei Glockenbecher aus Budapester Boden im Berliner Museum = Két Budapestről származó harangedény a Berlini Múzeumban 191-197

ZWEI GLOCKENBECHER AUS BUDAPESTER BODEN IM BERLINER MUSEUM ken zwischen 9 und 12 mm. Die beiden flächig gefüll­ten, breiten Zonen messen oben 18 und unten 21 mm. Der Künstler hat bewußt durch das breitere untere Band der Bauchung des Gefäßes ein ästhetisch har­monisch lastendes Gewicht verliehen. Aus den Zahlen ergibt sich, dass das benutzte Maßband eine Grun­deinheit von der Größe von ungefähr 3 mm besessen hat. Die Zahlenfolge von oben nach unten entspricht einem Rhythmus für die einzelnen Horizontalzonen von 4, 4, 3, 6, 3, 4, 3, 7, 3, 4, 3 (Abb. 1. g). Technisch hat die Künstlerin oder der Künstler ver­schiedene Stempel genutzt (Abb. l.f). Zuerst hat er mit einer zahnstocherartig fein einreihig gekerbten Leiste die Horizontallinien um die Ornamentfelder einge­stochen. Das dafür benutzte Gerät dürfte wiegenmes­serartig verwendet worden sein, es ist über unter­schiedlich lange Strecken von zwischen zwei und drei Zentimeter langen Abschnitten immer wieder ange­setzt worden. Das Werkzeug dürfte eine etwa 3 cm lange, gebogene Kerbleiste besessen haben. Es hat die tiefsten Einschnitte erzeugt, die später bei der Aus­führung der Hächenornamente gelegentlich über­lagert worden sind. Nachdem durch die Horizontallinien die Einteilung des Gefäßes in Zierzonen vorgezeichnet war, wurden die Hauptfelder verziert. Dabei dürfte für die schachbrettartig gegliederten Felder der gleiche Stem­pel benutzt worden sein. Zunächst sind es die flächig mit Einstichen gefüllten Felder, die angelegt worden sind, dann sind diese sorgfältig durch senkrecht aus­geführte Stichreihen konturiert worden. In der Breite schwanken die stichgefüllten und die tongrundigen Felder nicht unerheblich zwischen 8 und 13 mm, ihre Zahl beträgt im oberen Streifen 32, in der Mitte 38 und unten 26. Der Künstler hat sich also bei der Felderaufteilung auf sein Augenmass verlassen. Dies hat er routiniert gehandhabt. Man kann an keiner Stelle beobachten, dass er bei der Fertigstellung des Musters seinen Rhythmus im Wechsel zwischen den Feldern auffällig manipulieren musste. Mit einem ganz anderen, flächig mit Kerbungen versehenen Gerät sind die beiden breitesten Bänder gefüllt worden. Es dürfte fünf parallele Reihen von Einstiche erzeugenden Buckelchen besessen haben; seine Länge wird nicht viel größer als 2 cm gewesen sein. Zumeist wurde es aber über kürzere Strecken zum Stempeln benutzt. Es kam nicht darauf an, die Hächen regelmäßig zu füllen, Ziel war die flächen­deckende, recht flach angelegte Aufrauhung des Untergrundes zur Aufnahme und zur Festigung der später die Vertiefungen völlig überdeckenden Inkrus­tation. An sehr wenigen Stellen kann man noch erah­nen, dass diese aus einer weißen Kalkpaste bestanden haben dürfte. Stellt man sich die Inkrustation flächen­füllend und als homogene, ungegliederte Hache vor, die in ihrer Helligkeit dominant wirkte, so entsteht ein ganz anderer Eindruck von der ursprünglichen Verzierung des Glockenbechers, bei dem die horizon­tale Bandgliederung als Negativmuster zusammen mit den drei schachbrettartigen Bändern den Charak­ter des Zierstils bestimmt haben. Blickfang auf dem durch dunkle Streifen gegliederten hellen Becher waren die drei schachbrettartigen Bänder (Abb. 1. h). 2. DER GRÖßERE BECHER (luv. Nr. IV d 2914) Stärker in seiner oberen Hälfte beschädigt ist der zweite und größere Glockenbecher (Abb. 2. a-b). Auch er ist verhältnismäßig stark geschweift - jedenfalls im Vergleich zu den von der gleichen Fundstelle im Bu­dapester Museum befindlichen Stücken. 9 Seine Pro­portionen sind ausgesprochen ebenmäßig im S-för­migen Schwung. Die Höhe von 14,9 cm entspricht genau der größten Breite und zugleich auch dem Mündungsdurchmesser. Die Profilierung ist ebenfalls ausgewogen dreigeteilt: Die größte Breite und die stärkste Einziehung des Halses markieren jeweils fast genau die mathematische Dreiteilung. Vom Boden bis zur größten Bauchung mißt die Höhe 5,2 cm, bis zur größten Einziehung weitere 5,3 cm und bis zum Rand ist es dann wiederum ein fast gleichgroßer Wert, näm­lich 4,5 cm. Der Bodendurchmesser beträgt mit 7,8 cm das Eineinhalbfache des eben genannten Maßes. Die offenen Bruchkanten erlauben einen besseren Einblick in den Ton: Er ist ganz ähnlich fein ge­schlämmt, kaum und mit sehr kleinen Partikeln gema­gert sowie hart gebrannt, wobei der oxidierende Brand den Tonkern nicht voll erfasst hat. Dieser ist schwärzlich grau. Abgesehen von einigen grauen Hecken ist die Oberfläche des Gefäßes innen wie außen ziegelrot und mit einem feinen Überzug verse­hen, der vor der Anbringung der Ornamentfelder aufgetragen worden ist. Auffällig ebenmäßig ist die Wandstärke, der etwas dickere Boden ist zur Mitte hin aufgewölbt. Die Herstellung des Ornamentes ist analog zu dem zuvor beschriebenen Glockenbecher verlaufen. Sie soll nicht noch einmal ausführlicher beschrieben wer­den. Zunächst wurden die Gruppen von fünf Mal drei horizontalen Linien angebracht, die das Gefäß gliedern. Dazwischen wurden zweimal je drei Felder stempelverziert (Abb. 2. c). Drei ganzflächig mit flachen Stempeleinstichen aufgerauhte Flächen dürften mit einer weißen Inkrustationsfläche gleich­mäßig überzogen worden sein. Geringe Reste dieser weißen Kalkpaste sind noch erhalten (Abb. 2. d). Als dominantes Zierelement umspannen drei Bänder diesen Becher. Sie sind durch drei parallel verlau­fende, tief eingestochene Zickzackbänder gefüllt. Die Aufteilung der Ornamentfelder ist durch ein Messen 9 CSETNEKI JELENIK 1879. 47-59. 193

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