Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)
Kalicz Nándor: Eigenartige anthropomorphe Plastik der kupferzeitlichen Badener Kultur im Karpatenbecken = A rézkori Baden kultúra sajátságos ember alakú plasztikája a Kárpát-medencében 11-53
EIGENARTIGE ANTHROPOMORPHE PLASTIK DER KUPFERZEITLICHEN BADENER KULTUR IM KARPATENBECKEN Kontakte ist einstweilen unbekannt, doch könnten sich diese sogar auf die sakrale Sphäre erstreckt haben. Die Zahl der Statuetten mit mobilem Kopf der Cernavodä III-Kultur ist noch nicht allzu hoch. Man sollte sie aber zweifellos als selbständige Gruppe betrachten, deren Stücke chronologisch ausschließlich mit der Frühphase der Badener Kultur (Boleráz) gleichzusetzen sind. Die vier entfernt gelegenen Fundorte erhärten die Annahme hinreichend, dass Statuetten mit mobilem Kopf in dieser Kultur genauso allgemein gewesen sein dürften wie es im Badener Komplex zu beobachten war. Die Frage ist nur, warum sich der Brauch der Statuetten mit mobilem Kopf im Gebiet der Cernavodä III-Kultur nicht gleichzeitig mit der ganzen Dauer der Badener Kultur fortsetzte? Die dritte geographische Gruppe der Statuetten mit mobilem Kopf konzentriert sich auf den Südbalkan (Albanien, Makedonien und Thessalien), und zwar im kulturellen Komplex von Suplevec-Bakarno Gumno sowie in der Rachmani-Kultur, die nicht nur typologisch und chronologisch, sondern auch genetisch eine Einheit bilden (Abb. 25. 1-5, 9-14, Abb. 26. 3,5). Charakteristisch für die Statuetten der erwähnten Kulturen ist, dass sie verglichen mit dem Badener Komplex um mindestens eine Phase früher angefertigt und benützt wurden: Maliq IIa - Suplevec 1— II - Bakarno Gumno1-ÍI - Rachmani, mittlere und jüngere Phase. 27 Die erwähnten Kulturen sind in die erste Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. (kalibriert) zu datieren, chronologisch kann man sie also mit der mittelkupferzeitlichen Hunyadinak) m-Kultur und der Furchenstichkeramik des Karpatenbeckens in Parallele setzen. 28 Trotz der geographischen Entfernung und der chronologischen Distanz muss, wie ich meine, zwischen dem Badener Komplex und den erwähnten kulturellen Einheiten auf dem Südbalkan irgendeine Beziehung existiert haben, die unter anderem auch in Statuetten mit mobilem Kopf ihren Ausdruck fand (Abb. 25. 1-14, Abb. 26. 3, 5). Bei den Idolen beider Gebiete ist in den Details der Formgestaltung eine so starke Ähnlichkeit nachweisbar, dass dies auf keinen Fall als Zufall betrachtet werden kann. Und das dürfte ungeachtet der leichten Abweichungen gelten. Die gemeinsamen Hauptmerkmale der Statuetten beider Gebiete sind: Loch an der Stelle des Kopfes, brettartig flache Gestaltung, gegenständige deltoidé Körperform ohne Arme, das große Schamdreieck und die stehende Haltung. Als kleinere Unterschiede kann man beobachten, dass die Proportionen der Körperteile geringfügig abweichen, da in der südbalkanischen Gruppe der Statuetten mit mobilem Kopf der Oberkörper schlanker und um vieles kürzer ist als der Unterkörper, dass 27 RACZKY 1995. 60, Abb. 1; PARZINGER 1991; BANKOFF-WINTER 1990; FIGLER u.a. 1997. 212, Taf. 2. 28 Ebda. die Arme doch nicht immer durch kurze, waagerechte Stumpf angedeutet, die Beine meistens getrennt sind und die Position zuweilen sitzend oder halb sitzend ist. Die schönsten Exemplare stammen aus Pelagonien und griechisch Makedonien, und sie stehen auch den Statuetten des Badener Komplexes am nächsten (Abb. 26. 3, 5). 29 Mit ihrer besonderen Form fallen unter den Statuetten mit mobilem Kopf die thessalischen Stücke auf, da sie oftmals büstenartig geformt sind. 30 Ausschließlich in diesem Gebiet treten die Steckköpfe aus Stein, und mitunter bemalt, in großer Zahl vorwiegend in Pevkakia-Magula auf. 31 Obwohl nach H. Hansen in Makedonien, Pelagonien und Thessalien die „kopflose" Art der Figuralplastik vorherrschte, scheint seine Feststellung nur vorbehaltlich gültig zu sein. 32 In Thessalien wurden parallel, d.h. zeitgleich dazu, zahlreiche Idole anderen Typs gefunden. Leider ist die Zahl der Statuetten noch immer zu gering, um ihnen einen repräsentativen Wert zuschreiben zu können. Laut Hansen sind die Statuetten mit mobilem Kopf Offenbarungen des Wandels, der sich am frühesten während der Dimini-Zeit in Thessalien vollzog und in weiten Gebieten (auf dem Balkan und im Karpatenbecken) zum Tragen kam. Seiner Ansicht nach hat sich dieser Wandel von den eher realistischen Darstellungen der Statuetten zur Schematisierung vollzogen und als überregionale Erscheinung auf ganz Südosteuropa (das Karpatenbecken eingeschlossen) erstreckt. Für den Grund des Wandels im Karpatenbecken hält er die Veränderung der Wirtschafts- und Siedlungsweise, als die früh- und mittelkupferzeitliche Tiszapolgár- bzw. Bodrogkeresztur-Kultur entstanden. 33 Tatsächlich brach die Fertigung der Tonfigürchen während der Früh- und Mittelkupferzeit sowohl in Ostwie auch in Westungarn ab, nachdem die spätneolithischen Teil-Siedlungen nicht mehr bestanden. In Bulgarien und Rumänien setzte sich der Brauch der Tonstatuetten im Laufe des erwähnten Zeitalters ohne Bruch fort, während die Umwandlung der traditionellen Plastik, wie Hansen feststellt, im Zeitraum der Dimini-Kultur in Thessalien ihren Anfang nahm, wo die Transformation der „an frühneolithischen Bildtypen orientierten Figuralplastik in neue Ausdrucksformen (Figuren mit mobilem Kopf) zuerst erfolgte". 34 29 KITANOSKI-SIMOSKA 1985. Vorder- und Hinterseite; MARANGOU 1992. Abb. 73. a-b; ALRAM-STERN 1996. Abb. 44. 30 WACE-THOMFSON 1912. Abb. 25a-c, Abb. 28g; MlLOjclC u.a. 1976. Taf. 19, 2; HAUPTMANN 1981. Taf. XVIII, 2; HANSEN 1999. 412-413. 31 WEISSHAAR 1989. 49, Taf. 65, 1-9, Taf. 82, 10-12, 16-17, Taf. 83, 11-12, mit ausführlicher Literatur. 32 HANSEN 1999. 417. 33 HANSEN 2000.121,125. 34 HANSEN 2000.129. 15