Budapest Régiségei 36. (2002) – In memoriam Rózsa Kalicz-Schreiber (1929-2001)

Kalicz Nándor: Eigenartige anthropomorphe Plastik der kupferzeitlichen Badener Kultur im Karpatenbecken = A rézkori Baden kultúra sajátságos ember alakú plasztikája a Kárpát-medencében 11-53

BUDAPEST RÉGISÉGEI XXXVI. 2002. NÁNDOR KALICZ EIGENARTIGE ANTHROPOMORPHE PLASTIK DER KUPFERZEITLICHEN BADENER KULTUR IM KARPATENBECKEN I. Szathmary, Radioreporterin, und I. Lázár, Journalist, hegten Jahrzehnte lang eine besondere Neigung für Archäologie, und daraus resultierend dienten sie den Archäologen und dem Museum mit zahlreichen nütz­lichen Informationen über neue Funde oder Fundorte. 1975 berichteten sie von einer Fundstelle, die sie am Donauufer bei Tököl (in der Nähe des, seit dem 19­Jahrhundert bekannten Glockenbecher-Gräberfeldes) entdeckten. Im Rahmen eines Ausfluges begleitete das besagte Ehepaar Rózsa Kalicz-Schreiber und mich zu einer Besichtigung der Fundstelle. Dort konnten wir feststellen, dass wiederholte Überschwemmungen das Stromufer durchgehend beschädigt und dabei große Erdblöcke herausgerissen hatten. Nach einem solchen Hochwasser waren am Uferprofil die Umrisse von ver­schiedenen archäologischen Objekten zum Vorschein gelangt. Bei niedrigem Wasserstand lassen sich in dem abgestürzten Erdreich Scherben und Tierknochen sam­meln. Dasselbe beobachteten wir auch bei unserer Be­sichtigung. An dem langgestreckten Profil konnte man die Umrisse mehrerer Gruben erkennen und aus dem abgestürzten Schutt viele Keramikscherben und Tier­knochen auflesen. Die Objekte am Profil gehörten teils zur kupferzeitlichen Badener Kultur und teils zur Glo­ckenbecher-Csepel-Gruppe. Bei dem längsten Gruben­profil befand sich unter den gesammelten Funden das obere Halbfragment eines sog. „kopflosen Idols" (Abb. 8. 2, Abb. 10. 4). Da es das erste bekannte Exemplar in Ungarn war, dessen Fundumstände sich zweifelsfrei bestimmen ließen, und auch die chronologische Lage eindeutig war, konnte ich dort im November 1975 eine kurze Rettungsgrabung durchführen. 2 a Die ursprüngliche Fassung dieses Beitrages entstand 1981 zum Symposium von Xanthi. Entgegen der Absicht des Veranstalters N. Xirotiris unterblieb die Veröffentlichung jedoch Nur für die Autoren, deren Familienname mit den Buchstaben zwischen A bis M beginnt, wurden jeweils 50 Sonderdrücke hergestellt, ohne dass der Band erschienen wäre. Deswegen besitzen die erwähnten Sonderdrucke keinen bibliographischen Wert und dürfen nur als Manuskripte bertachtet werden. Nach 21 Jahren habe ich gedacht, dass die erste Zusammenfassung über das Thema der "kopflosen Idole" der Badener Kultur in Ungarn infolge der zunehmenden Zahl dieses Idoltyps immer mehr an Aktualität gewinnt. Aus die­sem Grund habe ich den ursprünglichen Beitrag überarbeitet und mit den Kleinplastiken ergänzt, die seit der ersten Zusammenfas­sung zum Vorschein gelangten und für mich in der Literatur zugänglich waren. Somit wird der erste zusammenfassende Bei­trag nach den neueren Forschungen und nach der veränderten ab­soluten Chronologie nun tatsächlich veröffentlicht werden. Die kurze Grabung beschränkte sich auf die Freile­gung der am Profil sichtbaren spätkupferzeitlichen Objekte. Diese lagen südlich der Ortschaft Tököl, zwi­schen den Flusskilometern 1617 und 1618 an der Do­nau, in unmittelbarer Nähe der Olpipeline. Unter den zu beobachtenden Objekten schien die das längste Profil besitzende Grube am vielversprechendsten zu sein, aus der das oben erwähnte und von uns gefun­dene Kleinplastik-Fragment (Abb. 8. 4, Abb. 11. 4) so­wie andere Gefäßscherben abstürzten. Bei der Ret­tungsgrabung wurde eine Hache von 9 x 3-4 m aufge­deckt, die den noch erhaltenen Teil der großen Grube (Nr. 1) einschließt (Abb. 1. 1-3). In der Ausfüllung wechselten Schichten mit Asche, Ruß und gebrannten Erdklumpen sowie viele Keramik- und Tierknochen­funde einander ab. Die unebene Grubensohle erreich­te 146 cm Tiefe. Der großen Grube schloss sich östlich ein kleiner, aber tiefer Grubenteil mit wenigen Fun­den und mit 176 cm Tiefe an (Nr. 2). Gegen Norden berührte die Grube ein vertiefter, gewölbter Ofen mit durchbrannter Wand bis zur 40 cm Höhe und Back­platte. Auf Grund einiger größerer Gefäßbruchstücke, die auf der Backplatte lagen (Abb. 6. 3), war der Ofen gleichzeitig mit der Grube benutzt worden. Die große Grube hatte ein tiefer gelegenes Objekt der Glocken­becher-Csepel-Gruppe gestört (Nr. 3), wodurch das Fragment der Kleinplastik und einige Scherben aus der Grube der Badener Kultur in dieses Objekt ge­langt waren. Die große Grube enthielt viele Kera­mikscherben der spätkupferzeitlichen Badener Kul­tur, die nach Y Nemejcová-Pavúková zum Teil in den späten Abschnitt der frühklassischen Phase (III), eher jedoch an den Übergang von der frühen zur späten Etappe der frühklassischen Phase dieser Kultur zu datieren sind (IIb— III). Außer den Keramikscherben (Abb. 2-6) fanden wir in derselben Grube, zusammen mit dem beim ersten Besuch aufgelesenen, insgesamt 13 Fragmente von Tonplastiken, die höchstwahr­scheinlich zu 12 Statuetten gehörten. Alle vertreten den Typus des sog. „kopflosen" Idols, d.h. der Plastik mit mobilem Kopf (Abb. 8-11). Leider lässt sich nicht mehr vermuten, ein wie großer Teil der Grube durch die Donau vernichtet wurde und wieviele Plastiken dabei verloren gingen. Merkwürdig ist, dass ein einziges Objekt so viele Plastik-Fragmente enthielt. 2 KALICZ 1977. 126-128; Ders. 1981. 232-256. 11

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