Budapest Régiségei 34. (2001)

STUDIEN = TANULMÁNYOK - Kremer, Gabrielle: Grabbauten des Aediculatypus in Noricum 163-176

Aediculawand hinweist. Demnach war wohl auch hier die Außenseite in ein Mittelfeld und zwei seitliche Pilasterfelder gegliedert. Das Stück wird wegen des typischen Blattornamentes ebenfalls der "Werkstatt der Mysterienreliefs" zugewiesen und in die 1. Hälfte des 3. Jahrhunderts datiert. c.) Ein ähnlicher Reliefblock ist in der Pfarrkirche von Pöchlarn/Arelape eingemauert 28 (Abb. 6). Die Außenseite ist im Hauptfeld mit einer nach rechts gerichteten tanzenden Mänade dekoriert. Das rechts anschließende seitliche Pilasterfeld ist horizontal unterteilt und zeigt im oberen Register eine weitere tanzende Mänade, im unteren Register einen tanzen­den Satyr. Von der Innenseite ist nur das Relieffeld mit zwei Dienerinnenfiguren sichtbar. Auch die übrigen Seiten dieses Blockes sind derzeit eingemauert, doch ist rechts neben dem Dienerinnenrelief wohl eine senkrecht verlaufende Anschlussfläche anzunehmen, der an der Außenseite des Blockes ein linkes seitliches Pilasterfeld entspricht. Auch die vordere Schmalseite des Blockes dürfte reliefiert sein. Aufgrund der Dienerinnendarstellung, für die sich eine Parallele auf dem so genannten Hochzeitssarkophag von San Lorenzo in Rom findet, 29 wird eine Entstehungszeit im mittleren 3. Jahrhundert angenommen. d.) Ein Fragment mit beidseitiger Reliefdekoration aus Wallsee-Sindelburg 30 möchte ich per Analogie auch als Teil einer Aediculaseitenwand ansprechen (Abb. 7). Die eine, wahrscheinlich äußere Reliefseite zeigt den Rest einer Berufsszene (Fleischhauer), die andere, innere einen schlafenden Jüngling (Endymion?). Die obere Lägerfläche weist ein Klammer- und ein Dübelloch sowie eine weitere (sekundäre?) Ausnehmung auf. Es muss sich bei diesen vier Blöcken um jeweils eines von zwei gegengleichen Stücken handeln, die zusammen mit einer einseitig verzierten Rückwand eine Art Nische bildeten. Diese Annahme scheint aus drei Gründen berechtigt: Erstens geben die bei (a) und (b) erhaltenen Anschlussflächen sowie die Gliederung durch vorkra­gende seitliche Pilasterfelder einen gesicherten Hinweis auf die Verwendung dieser Platten in mehrgliedrigem architektonischem Zusammenhang. Zweitens handelt es sich bei den Mänaden- und Dienerinnendarstellungen um Pendantfiguren, die sowohl inhaltlich als auch von der Komposition her in der Regel ein Gegenstück erfordern: einer tanzenden Mänade entspricht auf den römerzeitlichen Grabbauten Noricums meist eine gegengleich aus­gerichtete weitere Mänade oder ein Satyr, einer Dienerin eine entsprechende Dienerfigur, einer Opferdienerin ein Opferdiener. 31 Bei den hier ange­führten Beispielen kann beobachtet werden, dass an Außen- und Innenseite die Figuren sich zur Vorderseite des Monumentes hin bewegen. Die Mänade an der Außenseite von (a) bewegt sich zur Rückseite hin, wendet den Kopf aber zurück, so als würde die Rückseite des Monumentes den Tod, die Vorderseite das Leben symbolisieren. Bei allen vier Blöcken sind an den Außenseiten mythologische - vor allem dionysische -, an den Innenseiten auf das Leben der Verstorbenen bezogene Figuren dargestellt. Drittens kommen in Pannonién und vor allem in Dakien Seitenwände ganz ähnlicher Struktur und Darstellungsinhalte vor, die paarweise und sogar teil­weise in ihrem architektonischen Zusammenhang überliefert sind. Zwei Beispiele seien genannt 32 : e.) Rechte und linke Aediculaseitenwand aus Intercisa 33 (Abb. 8). Die Außenseiten sind durch Pilaster mit korinthischen Vollblattkapitellen gegliedert; die vorderen Pilaster tragen Rankendekor, die hinteren Kanneluren. Dazwischen stehen auf hohen Postamenten jeweils zur Vorderseite hin gerichtete Graberoten, auf gesenkte Fackeln gestützt. Darüber ist ein steiler Dreickgiebel über einer sehr flachen Rundbogennische angedeutet. Auch die vorderen Schmalseiten zeigen Rankenpilaster. An den Innenseiten sind entlang der hinteren Kanten geglät­tete, etwas zurückspringende Anschlussflächen zu erkennen. Die oberen zwei Drittel der restlichen Flächen tragen Darstellungen einer Frau in einheimi­scher Tracht und eines bärtigen Mannes mit Schriftrolle, dessen Hände auf die nicht erhaltene Darstellung der Rückwand zu deuten scheinen. f.) Eine etwas grob gearbeitete linke Aediculawand in Cluj 34 (Abb. 9) zeigt auf der Außenseite einen Graberos, auf eine gesenkte Fackel gestützt. An der Innenseite ist die Anschlussfläche entlang der hinteren Kante und daneben, in den oberen drei Vierteln der verbleibenden Fläche, die Reliefdarstellung einer Dienerin zu erkennen. Wenn auch das Gegenstück in diesem Fall nicht erhalten ist, so kann doch die Zugehörigkeit zu einer aus drei innen und außen reliefdekorierten Platten bestehenden Nische mit Dachaufsatz aus den zahlreichen dakischen Parallelen erschlossen werden. 35 Wir möchten also für die norischen Einzelteile eine Verwendung als Seitenwände von Grabaediculae vorschlagen, deren Nische sowohl innen als auch außen mit Reliefs versehen ist (vgl. Abb. 1,3). Wegen der geringen Höhe der Wandteile dürfte es sich um zweigeschossige Grabmäler handeln, wobei am Sockelgeschoss wohl die Grabinschrift angebracht war. Wie der obere Abschluss einer derartigen Aedicula aussah, kann man sich nun anhand eines glücklichen Neufundes vorstellen: g.) Ein Dachblock aus Feldkirchen 36 (Abb. 10, 11) hat eine untere Auflagerfläche in Form eines rechteck­igen U. Die Decke ist flach gewölbt und zeigt einen weiblichen (?) Kopf innerhalb eines Medaillons; die beiden Dachschrägen sind an der Vorderseite von halb­plastischen Tritonén gesäumt und am Giebelfirst weist ein Dübelloch auf einen heute fehlenden Mittelakroter hin. Die Form der unteren Auflagerfläche zeigt an, dass dieser Block den oberen Abschluss einer aus drei 165

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