Budapest Régiségei 33. (1999)

MEGEMLÉKEZÉS - Póczy Klára: B. Bónis Évára emlékezünk = Zum Gedenken an Éva B. Bónis 391-394

ZUM GEDENKEN AN EVA B. BONIS Éva Bonis, verh. Baranyai, wäre heuer 80 Jahre und könn­te das 60 jährige Jubiläum ihrer Museumslaufbahn feiern, auf das sie sich gemeinsam mit uns so sehr gefreut hatte. Sie wurde 1919 in Budapest geboren. 1942 promo­vierte sie an der Péter-Pázmány-Universitat, 1967 verteidig­te sie ihre Kandidatendissertation und graduierte. 1981 verlieh man ihr den Titel Universitätsdozent und 1988 den Doktortitel der Geschichtswissenschaften. Seit 1977 gehörte sie dem Unterausschuß Antike des Ausschusses für Archäologie der Ungarischen Akademie der Wissenschaften an. Neben ihrer Mitgliedschaft in der Ungarischen Gesellschaft für Archäologie und Kunstge­schichte war sie Mitglied der internationalen Gesellschaft Rei Cretariae Romanae Fautores sowie korrespondieren­der Mitglied des Österreichischen und Deutschen Archäo­logischen Instituts. Zweimal zeichnete der Kultusminister sie mit der Pla­kette „Für die sozialistische Kultur" aus (1954, 1977). 1948 erhielt sie als eine der ersten, die Kuzsinszky-Meda­ille der Ungarischen Gesellschaft für Archäologie und Kunstgeschichte und danach 1979 die Rómer-Medaille. 1970 wurde sie vom Ministerium für Kultur und Bil­dungswesen mit einem Niveaupreis und 1976 mit der Mó­ra-Ferenc-Medaille geehrt. Im Jahr 1939 trat Éva Bonis ihren Dienst beim Archä­ologischen Institut des Budapester Historischen Museums an und wechselte 1951 ins Ungarische Nationalmuseum über, von wo sie nach 47 Dienstjahren in Pension ging. 50 Jahre lang war sie technische Redakteurin und Mitglied des Redaktionskomitees der Reihe Archaeológiai Értesítő. Seit 1962 nahm sie auf Ersuchen des Lehrstuhls für Archä­ologie der Eötvös-Lorant-Universität regelmäßig Aufga­ben als Dozentin wahr. Sie unterrichtete Materialkunde­fächer, und im Museum beschäftigte sie sich mit der beruf­lichen und museologischen Anleitung der ihr zugeteilten Archäologiestudenten der Fachrichtung Altertumskunde. Fast gleichzeitig mit dem Abschluß ihres Studiums erschien 1942 als Monographie Éva Bonis' Dissertation unter dem Titel „Das kaiserzeitliche Keramikhandwerk in Pannonién" in ungarischer und deutscher Sprache. Diese Arbeit brachte der jungen Archäologin bald internationale Anerkennung, begründete ihren Ruf, den sie halten, ja im Laufe der Jahrzehnte ausbauen und erweitern konnte. Gerade diese Kontinuität, dieses gleichmäßige Anhe­ben des Niveaus, ist mit Sicherheit der meist charakteris­tische Zug ihrer wissenschaftlichen Laufbahn. Innerhalb der besagten 50 Jahre erschienen 50 fachliterarische Stu­dien und zwei Monographien von ihr. Neben diesen kün­den 62 Buchrezensionen und einige - gemeinsam mit ih­ren Mitarbeitern zusammengestellte - Ausstellungsführer von ihrem ungebrochenen Arbeitseifer. Darüber hinaus konnte man drei Jahrzehnte lang im Durchschnitt aller zwei Jahre ihre Berichte über die internationalen Zusam­menkünfte der Keramikforscher und die neuesten Ergeb­nisse auf diesem Forschungsgebiet lesen. Seit ihrer Grün­dung war sie Mitglied der RCRF. Allein an dieser sachlichen Aufzählung, denke ich, er­kennt man ihre gewaltige Liebe zum Beruf, die bei Éva Bonis mit großer Leistungsfähigkeit und Gleichmaß ge­paart war. Denn mit der Fachliteratur Schritt zu halten (was heutzutage starkes Selektieren erfordert) oder an ausländi­schen Kongressen teilzunehmen (wenn man eingeladen wird), ist auch für andere keine Kunst. Doch nur wenige können die neuen Ergebnisse - ob nun in Form von Re­zensionen oder Berichten - weitergeben. Und noch enger ist der Kreis derjenigen Provinzialarchäologen, die nahe­zu kontinuierlich, von Jahr zu Jahr, diese neuen Ergebnis­se aufarbeiten und publizieren. Außer Zweifel steht, daß Éva Bonis keine unsicheren neuen Theorien niederschrieb. Sie stützte sich auf das Material, ging Schritt für Schritt voran, und ließ sich in ihrem Fach nie auf leichtfertige Abenteuer ein. Tatsache ist aber auch, daß sich die Provin­zialarchäologie in Ungarn ebenso wie in den Nachbarlän­dern und den entlegenen Gebieten des ehemaligen Römis­chen Reiches aus den von ihr produzierten „Ziegeln" auf­baute und aufbaut. In Kürze also etwas über diese „Ziegel". Ihr For­schungsgebiet war vor allem anderen das pannonische Töpferhandwerk. Hierzu gehört die sog. Haushaltskera­mik, der Fundus der Gebrauchsgefäße, d. h. jene Art des archäologischen Materials, das bei Grabungen 80-85% der „Funde" ausmacht, weshalb seine exakte Bestimmung im Hinblick auf die Zeitstellung entscheidend ist. Aus der Datierungsmethode der Keramik folgend arbeitete Éva Bonis mit dem Material von mehreren tausend Grab­komplexen und, aufgrund ihrer bescheidenen Zahl, eini­gen pannonischen Töpfersiedlungen. In mehreren Fällen nahm sie auch selbst an der Freilegung dieser Werkstätten teil (Budapest-Tabán, Almásfüzitő, Balatonaliga, Szőny­Brigetio). Beim Aufarbeiten der Grabkomplexe erweckte, sozusagen als Nebenprodukt, eine andere Materialgruppe ihre Aufmerksamkeit, die Bronzegegenstände. Sie gab mehrere zur Altersbestimmung beitragende Mitteilungen über die Kleinbronzen heraus. (So, wie sie sich auf dem Gebiet der Keramik absichtlich nie mit den repräsentati­veren Terrakottafiguren oder den Terra Sigillaten beschäf­tigte, vermied sie es auch bei den Bronzen beharrlich, das schwankende Terrain der Statuetten zu betreten.) Gleich­393

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