Budapest Régiségei 33. (1999)

TANULMÁNYOK - H. Kérdő Katalin: Beiträge zur Materialuntersuchung der aquincumer Marmordenkmäler = Adatok az aquincumi márványemlékek anyagvizsgálatához 269

behaltlich für einen römerzeitlichen Importgegenstand. 8 Mit der Problematik der Originalität der Statue einer sitzenden Göttin und ihren kunsthistorischen Bezügen hat man sich erst in jüngster Zeit eingehender befaßt. 9 Die Deutung des Frauenkopfes (8) ist umstritten. Er könnte ebenso zu einem Standbild, wie zu einem Grabporträt gehört haben, die Arbeit eines südpannonischen Meisters (eventuell südpannonischer Herkunft) oder eines Aquincumer Meisters sein. 10 Zusammenfassend läßt sich folgendes sagen: Das wichtigste neue Ergebnis ist der Nachweis des Gummerner Ursprungs. Der Steinbruch liegt in der Nähe des norischen Virunum. Dieser römerzeitliche Provinzsitz war zugleich auch Kunst- und Kulturzentrum. Die Sleinmetze, die von hier nach Aquincum übersiedelten und hier eine Werkstatt gründeten, dürften zur Zeit der anloninischen Bautätigkeit eine wichtige Rolle in der Gestaltung des Stadtbildes gespielt haben. Eines ihrer Werke ist unter anderem die Apolloskulptur aus Marmor, die das Militäramphitheater geschmückt haben mag." Es lag also auf der Hand, den ihrerseits wohlbekannten Marmor aus dem in der Nähe ihrer Mutterwerkstatt, am Flusse Drau, gelegenen Steinbruch auch nach Aquincum kommen zu lassen. Das umso mehr, als der Wasserweg Drau-Donau günstige Transportmöglichkeiten bot. Die Nutzung dieses Wasserweges im Altertum ist in der Fachliteratur seit langem bekannt. 12 Mit Marmorhandel rechnete man bislang jedoch nur in Richtung der Flußströmung. Die Identifizierung des Gummerner Steinbruchs deutet daraufhin, daß diesem Wasserweg eine größere Bedeutung zukam als bisher angenommen, und sie bestätigt gleichzeitig, daß auch entgegengesetzt zur Flußströmung Transporte abgewickelt wurden. Dem gegenüber widerlegt sie die mangels Angaben herausge­bildcte Meinung, derzufolge die Benutzung des Donauweges von Vindobona über Aquincum nach Mursa unerheblich war." Der außerordentlich hohe Anteil von Marmor aus Gummern, der im vorliegenden Fall die Hälfte des untersuchten Materials ausmacht, ist ein wei­terer Beitrag zur herausragenden Rolle des Alpenraumes im römerzeitlichen Mannorbergbau. Von einem nicht näher bezeichneten Fundort in diesem Gebiet stammt auch eines der schönsten Stücke der pannonischen Plastik, der im Ungarischen Nationalmuseum aufbewahrte Szekszárder Sarkophag. 14 Wie sich durch die vorliegende Untersuchung weiters herausstellte, unterhielt auch Aquincum, ähnlich wie Carnuntum 15 , anscheinend engere Beziehungen zu den Kärntner Steinbrüchen als zu den übrigen Gebieten des Alpenraumes (z.B. Pohorje). Im Falle der Kunstgegenstände, deren Marmor von der Insel Thassos stammt, lassen sich vorerst keine Werk­slattzusammenhänge nachweisen. Angemerkt sei lediglich soviel, daß das in den Steinbrüchen von Thassos abge­baute Steinmaterial im 2.-3. Jahrhundert allerorts im Reich verwendet wurde. Man findet in zahlreichen antiken Sammlungen Steindenkmäler, deren Marmor von Thassos stammt. 16 Die entgegen der geringen Menge Proben als bedeu­tend zu bezeichnenden Ergebnisse zeigen, daß es sich lohnt, die obigen Untersuchungen fortzusetzen. Ohne die von der Forschung schon seit langem für außerordentlich wichtig erachteten petrographischen Analysen wird es nicht möglich sein, in der Untersuchung der Fragen des Steinabbaus, der Steinbearbeitung und des Steinhandels voranzukommen. Weitere Ergebnisse sind von der archäologisch-kunsthistorischen Analyse der in ein­heimischen und ausländischen Sammlungen befindlichen und von Prof. Harlad W. Müller untersuchten Stein­denkmäler identischen Materials zu erwarten. Vergleichstabelle der wichtigsten Daten der untersuchten Steindenkmäler Probe Nr. Bezeichnung/lnv. Nr. Alter Werkstatt Steinbruch 1 Reliefiertes Sarkophagfragment (66.11.16) 2. Jh. n. Chr. Aus Virunum übrsiedelte Werkstatt Gummern 2 Reliefierter Grabstein ohne Inschrift (66.11.51) l.Jh.n. Chr. Wandermeister aus Norditalien Gummern 3 Statue eines Statthalters (94.11.1) 3. Jh. n. Chr. 7 Gummern 4 Satyr-Torso (64.11.176) 2. Jh. n. Chr. Import Thassos 5 Frauenkopf (64.11.85) 3. Jh. n. Chr. Import ') 6 Widderkopf (64.11.89) 2-3. Jh. n. Chr. ') Gummern 7 Inschriftfragment einer Grabtafel (85.9.27) 2. Jh. n. Chr. Vermutlich lokale 1 8 Frauenkopf (64.11.87) 3. Jh. n. Chr. Südpannonische oder Aquincumer Thassos/ Aliki 9 Sockel einer Votivskulptur mit Fragment des Fußteils und Bruchstück der Inschrift (53632) n n Gummern 10 Fragment einer Bautafel (63.10.38) 2. Jh. n. Chr. Vermutlich lokale 9 11 Fragmente einer Göttinenskulptur (R2199) 9 9 Gummern 12 Statue einer sitzenden Göttin (91.5.6) 7 7 Thassos 13 Graftafelfragment mit Inschrift (81.7.4) 7 Vermutlich lokale 9 14 Veteranen-Votivtafel (63.10.69) lO.jul. 156 Vermutlich lokale Gummern KATALOG DER UNTERSUCHTEN GEGENSTÄNDE 1. Fragment einer reliefierten Marmorplatte. In einer Nische die Darstellung eines nach rechts gewandten Frauenkopfes. Könnte die Vorderplatte eines Sarkophages gewesen sein. 2. Jh. n.Chr. BTM, Museum Aquincum, Lapidarium, Inv.Nr. 66.11.16 Maße: H: 24 cm, B: 45 cm Marmor Fundort: Budapest, III. Óbuda, Kiscelli u. Literatur: KUZSINSZKY 1934. 164., Nr. 428. T. NAGY 1971. Abb. 51. NÉMETH 49., Nr. 128. 270

Next

/
Thumbnails
Contents