Budapest Régiségei 32. (1998)

MEGEMLÉKEZÉSEK - Póczy Klára: Hajnóczi Gyula emlékezete =Erinnerung an Gyula Hajnóczi 365-368

Vielseitigkeit nicht zerstreut war, weil er die Zielstrebigkeit seiner verschiedenen Fähigkeiten und sein vielseitiges Interesse auf der Bahn hielt. Sein Fleiß, seine Standhaftigkeit und erstaunliche Arbeitsfähigkeit halfen ihn zur Beharrlichkeit. (Dazu brauchte er nur noch einen Hinferhalt, das seine Frau Jahrzehnte lang für ihn sicherte.) So gelang er zu den aufgezählten Titel, Ränge und Auszeichnungen. Man könnte es sagen, daß seine philosophische Zuneigung von seinem mitgeborenen Geltungsdrang - dem er nie bewußt war - ausgeglichen wurde. Er war zwar nicht diplomatisch eingestellt, er wich unbewußt von denen ab, die ihm im Wege standen, er schadete niemandem und nahm keine Rücksicht. Er betrachtete und sah die Welt aus einem eigenartigen Augenwinkel. Er glaubte vielleicht nicht daran, daß alles anders ist, wie er sich erträumt hatte. Seine Disziplin, die sich in seiner Arbeit und in seinen Werken zeigte, half ihn seine persönlichen Problemen zu überwinden. Er ertrug geduldig seine schwere Krankheit und deren Folgen, nahezu zehn Jahre lang. Zur Zeit seiner ersten Operation begann er, noch im Krankenhaus liegend, in der Zustand der Hoffnungslosigkeit sein Werk "Die römischen Ruinen Pannoniens" zu schreiben. Auf einem kleinen Reißbrett skizzierte er die Rekonstruktionen der Gebäuden, und zählte die Literatur der einzelnen Kapitel aus Gedächtnis auf. Mit dieser legendären Willenskraft bezwang er in der nächtsfolgen­den Periode die Schranken der Bewegungsunfähigkeit, und arbeit­ete danach wieder auf dem Gelände in Carnuntum (Österreich) ver­maß er solcherweise die Ruinenfläche der römischen Stadt, und lenkte die mühevollen technischen Arbeiten. Er besuchte und besichtigte noch mit seinem Wagen die neuesten europäischen Baudenkmalrekonstruktionen, kehrte mehrmals nach Italien zurück, zum letzten mal suchte er noch einige Monate vor seinem Tod Rom auf. Er übte seine Tätigkeit für die Betreunung der römerzeitlichen Monumente aus Ungarn auf verschiedenen Wegen aus. Seine inter­nationale Anerkennung konnte er seiner individuellen Betrach­tungsweise danken. Auch andere schrieben Fachbücher über die Baukunst der Antike, auch andere überschauten die Architektur von Ägypten, die Entwicklungsphasen der griechischen und römischen Epochen, aber niemanden gelang es so wie Hajnóczi alles auf einen Ideengang zu bringen, und im Hintergrund, die aktuelle Geschichte des Zeitalters zu stellen. Damit können wir es erklären, daß seine Bücher, und sein bauphilosophisches Werk über die Rauman­schauung der Antike auf mehrere Sprachen übersetzt worden, und sie werden bis heute als Lehrbücher in Österreich, in Deutschland un in der Tschechoslowakei verwendet. In seiner Freizeit schrieb er eine tagebuchartige Selbstbio­graphie als Roman. Als Ausspannung - bis zu seinem Tod - kom­ponierte er auf seinem Synthetisator Musik. Er kommentierte sein Steckenferd wie folgt: "... der Architekt wird als gefrorener Musiker genannt, was ich nie verstand. Auf meine Person paßt lieber die Benennung übergeheizter Musiker." Keine Erinnerung kann frei von persönlichen Erlebnissen sein. Der Anfang unserer Bekanntschaft mit Gyula Hajnóczi war - vor fast 60 Jahren, mehr als ein halbes Jahrhundert - ziemlich stürmisch gewesen. Wie gewöhnlich lief ich mit einer viertelstündigen Verspätung in die Schule, als eine Ecke unweit vom Gymnasium eine alte Dame auf dem Gehsteig fiel. Ich konnte sie nicht hochheben deshalb schrie einen Mann an, der im benachbarten Toreingang stand und bat um seine Hilfe. (Ich erinnerte mich unklar an ihn, seit mehreren Tagen begrüsste er mich ständig an dieser Stelle.) Wir schleppten die Dame ins einzigen offenen Laden der Straße, aber hier im Tabakwarengeschäft befand sich kein Telefon, deshalb bat ich den Jungen, er solle schnell Hilfe bringen, das Pförtnerhaus des nahen Rathauses lag eine halbe Minute von hier entfernt. Er stand erschrocken und stotterte, er sei nur seit einigen Tagen in Klausenburg und kenne sich nicht aus. Ich steckte meine Schulmütze in seine Hand: "Bei Unheil gibt es immer eine Lösung, rennen Sie durch den Hof und diese Zauberkappe wird Sie ans Ziel lenken." Wir arbeiteten rund 40 Jahre zusammen vor allen Dinge an der Wiederherstellung der Baudenkmäler von Aquincum. Wir über­windeten drei schwere Amtsperioden (im Durchschnitt eine kürzere Periode pro Jahrzehnt) und er erwähnte in jedem Fall die Geschichte der "Zauberkappe", die aus der Problemwelt führt. Zur Zeit unserer letzten Besprächung hatte er sehr große Sorgen, die Gesundheit seiner Frau bekümmerte ihn, aber er kam unterwartet zu sich, wurde froh und sagte nur: "Ich bewahre noch die Mütze". Damals ahnten wir nicht, daß, dies bei seiner letzten Lösung dabei sein werde... Er verabschiedete sick am 26 Juli 1996 vom erdlichen Leben. Die ungarische Denkmalpflege vermißt sein Wissen, seine Fantasie, seine einmalige Persönlichkeit. Ókeresztény sírkápolna Óbudán a Raktár utcában. (Hajnóczi Gyula rekonstrukciós rajza, 1968 és 1993.) 368

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