Budapest Régiségei 30. (1993)

VALLÁS = RELIGION - Soproni Sándor: CIL III 10481 177-184

liegenden Civitas Eraviscorum, ein Festtag des Haupt­gottes der Civitas, des Jupiter Optimus Maximus Teu­tanus. Auf den in Bölcske bisher zum Vorschein ge­kommenen, zu Ehren des Teutanus gestellten 11 Altarsteinen ist in sieben Fällen der 11. Juni angeführt. Zu dieser Zeit errichteten die Duumviren des Aquin­cumer Munizipiums, bzw. der hiesigen Colonia von Jahr zu Jahr ihre Altarsteine zu Ehren des eraviski­schen Hauptgottes, sowie zum Heil des Kaisers, zur Sicherheit und öffentlichen Wohlfahrt der eraviski­schen Civitas. Zur Ergänzung des fehlenden Teils unserer In­schrift liefert die eklatanteste Analogie die bereits er­wähnte Inschrift von Bölcske vom 11. Juni 226 (Abb. .3). In der ersten Zeile des Inschriftfragmentes von Kiskunlacháza bringt der Corpus nur den allerletzten Buchstaben, ein „M". Die übrigen Teile der 1. Zeile sind abgebrochen und nur dieses „M" blieb erhalten. Im CIL wird zwar die Bruchlinie senkrecht gebracht und sieht so aus, als wenn es in der 1. Zeile keine weiteren Buchstaben geben würden, jedoch führt die ursprüngliche Publikation von Fröhlich die Bruchlinie richtig vor. Der allein stehende Buchstabe „M" hätte auch nebenbei bemerkt keinen Sinn in einem solchen 25 Zusammenhang. Auf den Steinen von Bölcske stehen in der Zeile vor dem Namen der Duumviren in jedem Falle die Wörter civitas Eraviscorum und das erhalten gebliebe­ne „M" kann der letzte Buchstabe sein. Die vollstän­dige Ergänzung der Inschrift ist aufgrund des Denk­males aus dem Jahre 226, wie folgt: [I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Teutano et pro sal(ute) d(omini) n(ostri) Imp(eratori) M (arci) A(urelii) Alex­andri Severi Aug(usti) 5 et incolumitate civit(atis) Eraviscoru]m [.....] Maturus et [M(arcus) Aujr(elius) (A)epictetianus [II virij col(oniae) splendidis­10 [simae] Aq(uincensis) dedicata [(ante diem) HI id(us) ijun(ias) Maximo [etAelia?] no co(n)s(ulibus). p. C. 223 ? Die in Kiskunlacháza zum Vorschein gekommene Inschrift erhöht aufgrund unserer Ergänzung eindeu­tig die Zahl der schon reichen Denkmäler des Teuta­nus, den die interpretatio Romana mit dem höchsten römischen Staatsgott, mit Jupiter Optimus Maximus gleichgesetzt hat. Teutanus ist die Hauptgottheit der keltischen Eravisker, der die höchsten Würden­träger, die Duumviren der Aquincumer Zivilstadt ihre Altarsteine auf dem Budapester Gellértberg gestellt haben. In Bölcske kamen die Teutanus-Altarsteine in die Mauern der Brückenkopffestung aus der Zeit des Constantius II sekundär eingebaut in der Gesellschaft sonstiger verschleppter Inschriften und Steindenkmä­ler ans Tageslicht. Für ihre ursprünglichen Fundorte bietet der Altarstein von T. Fl. Titianus Anhalt, der im vorigen Jahrhundert in der Rezeda utca auf dem Geliertberg zutage gefördert worden ist. 28 Das kelti­sche Oppidium auf dem Geliertberg lebt während der römischen Herrschaft als Kultstätte weiter, und hier dürften die dem Teutanus gewidmeten Altarsteine ge­standen haben. Wir müssen auch noch zwei andere Denkmäler ins Gedächtnis zurückrufen, deren Hierhergehören als sehr wahrscheinlich zu sein scheint. Das eine Denkmal ist die vielumstrittene Inschrift von Székesfehérvár, wo vor dem Kaisernamen unserer Meinung nach die Formel I. O. M. Teutano gestanden haben dürfte. Der andere Stein ist das in der Burg von Buda zum Vorschein gekommene Inschriftfragment, bei dem der Beginn I. O. M. Teutano für wahrscheinlich ge­halten werden kann. Die allernächste Analogie des heiligen Bezirkes am Geliertberg finden wir auf dem Pfaffenberg bei Car­nuntum vor, die auch für uns überraschende Daten liefert. Auf dem Pfaffenberg - der auch „Sacer-Mons Carnuntinus" genannt wird -, gelang es im Laufe der jahrelang anhaltenden Ausgrabungen einen Tempel­bezirk zu erschließen. Was für uns bedeutend ist, daß im Bereich zwischen den kleineren-größeren Hei­ligtümern zahlreiche Altarsteinsockel und Inschrift­fragmente gefunden wurden. An mehreren Inschriften steht nach dem Namen des Jupiter Optimus Maximus der Buchstabe „K". Noch überraschender ist, falls sich an diesen Inschriften eine Datierung findet, so wird den Steinen vom Gellértberg ähnlich, der 11. Juni an­gegeben. Was konnte der 11. Juni für Aquincum und Carnuntum bedeutet haben? Hierzu können wir auch mit mehreren Erklärungen dienen, eine beruhigende Antwort kann aber vorläufig Weh nicht gegeben wer­den. Unlängst dachte I. Piso im Zusammenhang mit dem Datum von 11. Juni an die Gründug des ersten pannonischen Kapitols, was wir weniger für wahr­scheinlich halten. Unserseits würden wir es mit der Organinsierung, eventuell der Zweiteilung der Provinz Pannonién in Verbindung bringen, jedoch das Wahr­scheinlichste scheint zu sein, daß es sich um irgendei­ne lokale keltische Feier handelt. Jedenfalls ist es nachdenklich, daß wir in Aquincum, im Zentrum des keltischen eraviskischen Stammes Teutanus lange Zeit hindurch nur in der abgekürzten Form I. O. M. T. gekannt haben, während im Zentrum des ebenfalls keltischen boischen Stammes amtliche Personen dem I. O. M. K. gleicherweise am 11. Juni Altarsteine stellen. Die Verbindung des 11. Juni mit dem Regen­wunder von Marcus Aurelius-Zeit hat die Forschung schon früher widerlegt. 179

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