Budapest Régiségei 26. (1984)

VITA - Entz Géza: Lektori vélemény Szakál Ernő: "A budavári gótikus szoborlelet sérüléseinek és eltemetésének jelképrendszere" c. munkájáról 323-325

waren. Dies stimmt mit der heute schon in breitem Kreis bekannte Erkenntnis vollkommen überein, wonach im Mittelalter die Gebäuden, Skulpturen, im allgemeinen die Kunstobjekte ursprünglich farbig, bemalt, vergoldet wa­ren. — Viele seiner Beobachtungen (Unvollendetheit An­fertigung von Studien und Modellen) beweisen klar, dass im 14.-15. Jh. in Buda eine Bildhauerwerkstatt tätig war, was auch die Tatsache der Vergrabung und deren Umstände unterstützen. Das Bestehen der Werkstatt be­stätigt eindeutig auch die Tatsache, dass das Material der Skulpturen aus der Umgebung Budas stammt. — Der Ver­fasser ist besonders darauf bedacht, die Fundumstände der Skulpturen festzustellen, ihre Lage, wie sie angeord­net waren, was für Begleitfunde sich mit ihnen vermisch­ten, welches Verhältnis zwischen diesen und den Skulp­turen bestanden hat, zu ermitteln. Diese Beobachtungen machen es wahrscheinlich, dass die Vergrabung nicht zu­fälliger Art war, dass die Statuen nicht aufs Geratewohl in die Grube gelangten, sondern eine gewisse Systematik anzunehmen ist. Dies alles kann aufgrund der entsprechen­den Photographien der archäologischen Dokumentation ziemlich klar festgestellt werden. Die besprochenen Beobachtungen sind jedoch nicht nur an sich interessant und in vielen Beziehungen neuartig, sondern auch hinsichtlich ihrer Begründung. Auch der Ver­fasser forscht nach einer Antwort auf die beiden Haupt­gruppen der Fragen: Warum wurden die Skulpturen ver­stümmelt und warum wurden sie vergraben. Der erste Problemenkreis eröffnet erne verblüffend weite Perspektive der Bilderstürmerei. Eine derartige Tätigkeit der byzantinischen, islamischen Kunst sowie jener der Reformation war schon bisher bekannt. Zu die­sen gesellen sich aber auch neue Beispiele: die absicht­lichen Skulpturenverstümmelungen der Anabaptisten von Münster,.die Stürzung der Königsstatuen in der Pariser Notre Dame zur Zeit der französischen Revolution, die Skulpturenverstümmelungen der sog. persischen Trümmer der Akropolis zu Athen. Die Verstümmelung von Nase und Lippen hatte im Altertum und im Mittelalter entehren­den Charakter, wie dies aus zeitgenössischen Texten (z. B. Odyssee, Margit-Legende, Klára Zách usw.) hervor­geht. Die angeführten Beispiele weisen darauf hin, dass die Forschung mit einer absichtlichen Skulpturenver­stümmelung und deren entehrenden Charakter rechnen muss. Zweifellos musste diese Handlung einen geistigen Hintergrund haben wie auch die byzantische, islamische usw. Bilderstürmerei ihre ideologische Erklärung hat, ob­wohl deren Sachverhalt und vollständige Erklärung in ihrer historischen Tiefe noch nicht eindeutig gegeben sind. Daraus folgt, dass man weder verallgemeinern noch vereinfachen darf. Die Wirklichkeit ist stets vielseitig zusammengesetzt, namentlich dann, wenn eine bisher unbekannte, vernachlässigte Seite der Wirklichkeit ent­deckt wird, ist besondere Vorsicht geboten. Die äusseren gemeinsamen Merkmale (z. B. absichtliche Nasenverstüm­melung) sind leicht feststellbar (obwohl man auch diese bisher nicht genügend beachtete), die Frage ist jedoch, inwiefern auch die Motive gemeinsam sind. Jeder Fall ist daher nach Feststellung der Tatsache individuell zu prü­fen. Auch muss man sich davor hüten, in jedem Phäno­men auf ein symbolisches, geisitges Motiv zu folgern. Auch bei den Symbolen selbst ist Vorsicht geboten. Im Mittelalter waren Symbole sehr beliebt, und doch kann man nicht alles auf diese zurückführen. Wenn Bern­hard, Abt von Qairveaux, die in den Kirchen der Bene­diktiner und in sonstigen Gotteshäusern vorkommenden sehr reichen Verzierungen auf den Säulenkapitellen und Gesimsen usw. als „schöne Hässlichkeiten" und „häss­liche Schönheiten" bezeichnet, kann man schwerlich an­nehmen, dass jede Darstellung einem Symbolsystem an­gehörte. Die Begründung der Vergrabung der Skulpturen ist von grosser Wichtigkeit, es gibt aber kaum einen verläss­lichen Anhaltspunkt. Die Erklärung des Fundes von Kar­nak ist freilich unbekannt, der Regensburger Fund ist nicht vergleichbar, die Verbergung in Paris hingegen ent­fällt der angenommenen Konzeption, weil es sich dort wahrscheinlich um eine politische Reaktion einer politi­schen Zerstörung handelt (der Verberger war königstreu!). Zusammenfassend kann man feststellen, dass eine Veröffentlichung der Studie unbedingt erwünscht ist, denn sie wirft bisher wenig beachtete Gesichtspunkte auf, die die Forschung nicht allein in Richtung des Skulpturenfundes von Buda, sondern auch in die des Lebens der mittelalterlicher Bildhauerei, ihrer Rolle die sie in der Gedankenwelt des mittelalterlichen Menschen eingenommen hat, lenken. Die Arbeit ist ein Beispiel dafür, dass sich die Restaurierungsarbeit nicht nur auf ihre Aufgabe im engeren Sinn beschränken darf, sondern, dass in ihrem Verlauf auch auf die praktische und geistige Welt des Handwerks solche Schlussfolgerungen gezogen oder wahrscheinlich gemacht werden können, die auf den üblichen künstlerischen und geschichtlichen Wegen kaum erreichbar sind und für die Forschungsmethoden neue Perspektiven erschliessen. Ich ersuche um Beachtung meiner Bemerkungen, erachte die Veröffentlichung der Studie für wichtig und empfehle diese wärmstens. 325

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