Budapest Régiségei 25. (1984)

TANULMÁNYOK - Sz. Burger Alice: Későrómai sírok Aquincumban 65-118

ALICESZ. BURGER SPÄTRÖMISCHE GRÄBER IN AQUINCUM Ich möchte eine alte Schuld abtragen indem diesmal im Ungarischen Nationalmuseum verwahrten römische (Funde) aus Aquincum drei spätrömische Gräber be­schrieben werden. Für diese Funde, Fundkomplexe ist im allgemeinen kennzeichnend, dass sie — vor nahezu hundert Jahren — gelegentlich zufälliger Erdarbeiten ans Tageslicht gebracht wurden und eine authentische Er­schliessung nur hie und da erfolgt ist. Von diesen wurden einzelne hervorragende Beigaben zeitweise von ihren Fundumständen herausgegriffen publiziert, oder an in­und ausländischen Austellungen dargestellt. Die Ver­öffentlichung der drei Gräber erfolgt diesmal in der chro­nologischen Reihenfolge ihrer Auffindung. GRAB ,A" (1863? (Abb. 1-25). Es wurde aus Steinplatten errichtet, die Lage des männlichen Skeletts und des — wahrscheinlich — weib­lichen Skeletts ist ungewiss, aufgrund der uns zur Ver­fügung stehenden Angaben ist eine genaue Ortung nicht möglich. Von den reichen Beigaben befassten wir uns eingehend mit dem breiten Ledergürtel, der mit Silber­zubehör hergestellt und mit Niellointarsien sowie Vergol­dung geschmückt ist: (Abb. 5; 9—12). Dieser dürfte zur Zeit Galerius' in Sirmium erzeugt worden sein. Im Grab befand sich ausserdem auch noch ein schmälerer Gürtel mit prächtiger Silberspange (Abb. 4; 8/a—b). Die einstige prunkvolle Kleidertracht wurde durch eine sil­berne T-Fibel mit Niellointarsie, drei Knöpfen und einem Zwiebelkopf ergänzt (Abb. 4; 7). Von den übrigen wert­vollen und abwechslungsreichen Beigaben des Grabes ist von hervorragender Bedeutung ein zweifach zusammen­klappbarer, tragbarer eiserner (mit Bronzeknöpfen ver­sehener) Stuhl (Abb. 21—22), der aufgrund des im Grab gefundenen eisernen Beils (Abb. 4; 17) und sämt­licher sonstigen geprüften Umstände — über den künst­lerischen Wert der Beigaben hinausgehend — auch neue gesellschaftliche Fragen aufwirft. Wir sind der Meinung, dass dieses im Jahr 1863, in der Hügellandschaft von Buda, in der Umgebung des heutigen Hotels Budapest (Abb. 1 und 56) aufgefundene, aus Steinplatten erbaute Doppelgrab eine Beststtung war, die ausserhalb des La­gers von Aquincum, in der Nähe einer einstigen, nach Westen führenden Römerstrasse erfolgt ist. Das um die 3—4. Jahrhundertwende u.Z. entstandene „einsame" Doppelgrab stand wahrscheinlich im Garten einer nahe­gelegenen Villa. Vom Ehepaar (? ) dürfte der Mann mit den von seinem Vater ererbten Amt gebührenden Insig­nien (sella curulis, fasces, mit einem Mercurkopf ge­schmücktes, silbernes Gehänge, Ringe, 4,4 cm breiter, mit vergoldeten Silberniellen geschmückter Prunkgürtel, schmälerer Gürtel mit Silberspange, silberne T-Fibel, Bronze- und Glasgefässe usw.) zu Lebzeiten der Körper­schaft der CURIALIS angehört und im gesellschaftli­chen Leben Aquincums eine wichtige Rolle gespielt ha­ben. ' Die Bestattung fand zur Zeit der ersten Te­trarchie statt (A. D. 293-311). Im Falle des im Grab gefundenen weiblichen (? ) Ske­letts ohne Beigaben müssen wir auch mit der Möglichkeit rechnen, dass die Frau eventuell schon mit dem Christen­tum in Verbindung stand, was in den Jahren um 311 noch ein grosses Wagnis war. GRAB „B"(1880) A(i (Abb. 26-43.). In der Nähe des heutigen Lukács-Bades wurde jener Steinsarkophag in nord-südlicher Richtung gefunden, den J. Hampel freigelegt hat. Dem Erschliesser gemäss wurde das männliche Skelett „von über 30 Jahren" mit sehr reichlichen Beigaben in den Sarkophag bestattet. Zubehör der Kleidung: ein mit goldener Gürtelspange versehenes, 3 cm breites Cingulum (Abb. 28-29). Eine Fibel war im Grab nicht zu finden. Die Verzierung seiner Dolchscheide ist aus Gold (Abb. 28; 30). Wir befassten uns eingehend mit dem im Grab gefundenen und bisher für eine „kleine Pädagogenskulptur" gehaltenen Messer­griff aus Gagat und kamen zum Ergebnis, dass diesmal mit der vorhandenen eisernen Klinge ergänzt ein SCAL­PRUM LIBRARUM ans Tageslich gebracht wurde (Abb. 28; 34; 36.). Weitere reiche Grabbeigaben: 3 St. prächtig gravierte, hohe Zylinderkannen 43-44 (Abb. 36; 38—40). Tafelzeug aus Silber und Bronze, zahlreiche sonstige Glasgefässe usw. Dies alles lässt auf einen römischen Bür­ger von hohem Rang schliessen. Aufgrund der Untersuchung der Beigaben und aller Umstände war der Ende des 3. — im ersten Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts begrabene Mann zu Lebzeiten ein Angehöriger des Ritterstandes. Seine wohlhabende Le­bensführung und betont mit dem Schreiben zusammen­hängende Tätigkeit lässt seine Amtsstellung mit den Aemtern eines PROCURATOR AUGUSTI oder FRU­MENTARII in Verbindung bringen. 65­66 GRAB ,£"(1892) (Abb. 44-55). Das am Hang des József-Berges in Buda aufgefundene „einsame" Grab wurde aus fünf grossen, gemeisselten, unbeschrifteten Steinplatten zusammengestellt. Die Ab­dachung erfolgte mit einer ähnlichen Steinplatte. Es wurde bisher nicht publiziert, bloss das im Grab gefun­dene Holzkästchen ist bekannt. 67 Hinsichtlich der Ortung des Grabes stehen uns leider keine Angaben zur Verfü­gung. Die Beigaben des, aufgrund dieser, weiblichen Ske­letts weisen auf sehr wohlhabende materielle Verhältnisse hin. Was das bereits erwähnte Holzkästchen betrifft (Abb. 45—46), ist für uns neben dem Goldschmuck, Öl­lichtern und Glaswaren von besonderer Wichtigkeit, dass bei Auffindung des Grabes noch eine Aurelianus-Münze vorhanden war, die seither in Verlust geraten ist. Auf­grund dieser liegt der Zeitpunkt der Bestattung des Gra­bes „C" vor jener der Gräber ,,A" und „B". Die topographische Lage der seit einem Jahrhundert in der Archäologischen Abteilung des Ungarischen Na­tionalmuseums untergebrachten Gräber halten wir auf 81

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