Budapest Régiségei 25. (1984)
TANULMÁNYOK - Póczy Klára: Későcsászárkori falfestmények Aquincumban 53-63
KLÁRA PÓCZY SPÄTKAISERZEITLICHE WANDMALEREIEN IN AQUINCUM Im Laufe der archäologischen Ausgragungen der letzten Jahrzente kamen im Legionslager, in der Militär-, und in der Zivilstadt von Aquincum aus den Trümmern römischen Gebäude Wandmalereien in grosse Mengen zum Vorschein. Die Konservierung, Zusammenstellung und Aufarbeitung dieser farbigen Wanddekorationen ist im Gange. Vor der Publikation dieses reichhaltigen künstlerischen Materials erachten wir es als notwendig, einige frühere Feststellungen im Zusammenhang mit der Kronologie der örtlichen Malerwerkstätten von Aquincum berichtigen. Die ungenauen Datierungen führten die Forschung bis zu einem gewissen Grad, lange Zeit hindurch, auf eine falsche Bahn. Der eine, vielleicht der bedeutendste Wandmalereikomplex von Aquincum wurde 1935, gelegentlich einer Rettungsgrabung, freigelegt. Über die Grabung wurde keine eingehende Dokumentation angefertigt, Lajos Nagy, der Ausgraungsleiter veröffentlichte aber seine Ansicht 1937 in einem vorläufigen Bericht und 1942 in einer Publikation (die Wandmalerei stammt aus der Vihar utca in Óbuda, in der Fachliteratur wird die Gruppe mit dem Namen der Fundstelle bezeichnet). Auf den Wandmalereifragmenten sind auch figurale Darstellungen zu sehen. Als Schlüsselfigur der Komposition bot sich die Gestalt eines erntenden Sklaven, den der Autor als Symbol des Sommers bezeichnete. Das Fresko aus der Vihar utca datierte Lajos Nagy aufgrund der bekannten Wanddekoration der Pretextatus-Katakombe in Rom ins 2. Jh., genauer in die sechziger, siebziger Jahre. Eine nachliegende pannonische Parallele der Fresken von Óbuda erblickte er in der Weinleseszene der Villa von Baláca; das Alter letzterer nahm die Forschung mit einem späteren Zeitpunkt als die von Óbuda an, und zwor die erste Hälfte des 3. Jh. Sowohl die Datierung der Wandmalerei mit der Ernteszene aus der Vihar utca in Óbuda, als auch die des Freskos mit der Weinleseszene aus Balácza, würde durch die archäologische Fachlteratur bis in die letzte Zeit unverändert übernommen. Zum Ausgangspunkt des neuen Datierungsversuches beider pannonischen Wandmalereien wählten wir die porträts. Sie sind durch kräftige Konturen, durch eine übermässige Betonung der Augen, durch üppigen Lippenzüge und struppiges Haar charakterisiert. All diese Züge zählen für sich allem und insgesamt zu den Abbildungen Abb. 1 1 : Erntende Männergestalt. Detail aus Óbuda, Vihar utca; 2: Herakles-Alkestis-Szene. Rom, Via Latina — neue Katakombe; 3 : Samson mit Löwen. Ebd.; 4: Szene eines Eucharistie-Mahls. Rom, St. Peter- und Marcellinus-Katakombe. ausdrucksvollsten Merkmalen der spätantiken Kunst und weisen auf eine bestimmte. Epoche hin. Wir brachten die figuralen Darstellungen der Weinlesenszene von Baláca mit der Mariendarstellung und mit der Gestalt Evas aus der Paradiesszene aus der Grabkammer 1. in Sopianae (Pécs) in Zusammenhang, die um die Mitte des 4. Jh. werfertigt murden. Als fernere Analogien verwiesen wir auf die Deckengemälde der Aula des Kaiserpalastes zu Treviri (Trier) auf die bekannten Bilderreihen der St.-Peter- und Marcellinus-Katakombe in Rom, sowie die Gemälde der „neuen" Katakombe in der Via Latina. Der Stil der Darstellungen und die Konzeption der Bildertypen weisen eine enge Beziehung zu den besprochenen Gemälden in Pannonién auf. Sämtliche angeführten Analogien stammen aus der Periode zwischen dem Ende des 3. und der Mitte des 4. Jhts. Wenn wir also von der bisherigen Datierung der Wandmalerei mit der Ernteszene aus der Vihar utca in Óbuda in die zweite Hälfte des 2. Jh. und jener des stilarisch ihr verwandten Freskos mit der Weinleseszene aus Baláca in die erste Hälfte des 3. Jh. absehen, ferner das Alter der angeführten Analogien zusammenfassen, können wir feststellen, dass die Malerein nicht vor der Zeit der Tetrarchie entstehen konnten und sich in die das erste Drittel des 4. Jh. umfassende konstantinische Stilperiode eingliedern lassen. Die im Zusammenhang mit den Wandmalereien genannten drei pannonische Fundstellen, AquincumÓbuda) Standquartier des die Donauarmee kommandierenden Dux der Provinz Valeria, Caesarea (Nemesvámos-Balácapuszta) kaiserliches Gutszentrum nörclich des Balaton und Sopianae (Pécs) frühchristlicher Bischofssitz an der Strasse Treviri-Sirmium— Constantinopolis, spielten in der ersten Hälfte des 4. Jh. eine bedeutende wirtschaftlichpolitische Rolle in der Geschichte der Provinz. In diesen Siedlungen dürften die Besteller der Wandmalerein hohe Offiziere lind Staatsangestellte gewesen sein, die als Mitglieder der Reichsaristokratie zu ihren Bauvorhaben Meister aus den künstlerischen Zentren ausserhalb der Provinz kommen Hessen. Damit kann das hohe künstlerische Niveau der Malereien aus der Vihar utca in Óbuda und aus Baláca aus der ersten Hälfte des 4. Jh. erklärt werden. Abb .2 1 : Porträtfragmente . Óbuda, Vihar utca; 2 : Frauen köpfe mit Schleier. Balaca, Detail der Weinleseszene; 3: Mariadarstellung. Pécs, Detail aus der Grabkammer. 56