Budapest Régiségei 21. (1964)

ANYAGKÖZLÉS - Czagány István: A középkori körtetagos profiltípus emlékei a budai Vár területén 267-285

ISTVÁN CZAGÁNY DIE DENKMÄLER DES MITTELALTERLICHEN BIRNSTAB-PROFILSTILS AUF DEM GEBIET DER BURG VON BUDA Im Band XIX des „Budapest Régiségei" (Altertümer von Budapest) veröffentlichte der Verfasser die formkundliche Bearbeitung der Denkmäler des „graphischen Stils" der Burg von Ofen. Als Fortsetzung der baugeschichtlichen Untersuchung macht er im vorliegenden Aufsatz die Denkmäler des Birnstab­Profilstils bekannt, nachher wird die Aufarbeitung des Materials des „zylindrischen Stils" und schliesslich die des „Stockstab-Stils" folgen, da der stilstrukturelle Aufbau der örtlichen Gotik in diese vier Gruppen gegliedert werden kann. Der Birnstab-Profilstil ist von keiner solchen Formreinheit wie der graphische Stil, weil er in der Regel mit den Stilelementen des zylindrischen oder Stockstab-Stils gemischt zur Erscheinung kommt. Dieser Profiltyp hat zwei Hauptsammeitypen, der eine ist das „Leitbirnstabprofil", bei welchem der Birnstab die Symmetrieachse bzw. Achsen liefert. Der andere ist das „Profil mit Birnstabmotiv", in welchem der Birnstab sich zwischen die anderen Gliederungen einschmiegt. Der Birnstabprofiltyp entfaltet sich aus dem zylindrischen Stil zu Mitte des 13. Jahrhunderts. Der Birn­stab selbst entsteht aus der beiderseitigen Ausbuchtung der an einem Punkt keilförmig gespitzten Leit­zylindergliederung. Die erste Entwicklungsstufe stellt das Sockelprofil der südlichen Torsteineinrahmung des ersten Schiffes der zwischen 1257—1276 erbauten Maria-Magdalenenkirche dar, sowie das zwischen 1255 und 1269 ausgebildete Profil des östlichen Gewölbegurtes im Unterraum des Béla—Turmes der Liebfrauenkirche. Die Ausgestaltung des Birnenstabs kann daher auf die 50er, 70er Jahre des 13. Jahr­hunderts gesetzt werden. Als bereits voll entwickeltes Beispiel des Typs erscheint uns das Profil des Marientors der Liebfrauen­kirche, das auf Grundlage des westlichen doppelten Haupttores der Nürnberger St. Lorenzkirche angefer­tigt wurde. Demnach stammt das Profil vermutlich aus der Strassburg —Ulmer Bauhütte. Steine von gleichem Profil kamen aus der, gegenüber dem südlichen, gotischen, grossen Saal des Burgpalastes liegenden Burg­mauer des östlichen geschlossenen Hofes, sowie aus der südlichen Erdgeschossmauer des südlichen Palast­gebäudes zum Vorschein. Diese beiden Profile wurden aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Steinmetz der gleichen Schulung wie der Meister des Marientors verfertigt. An diesen Profilen treten jedoch die Birn­stäbe noch gemeinsam mit Elementen von graphischem und Stockstab-Stil auf. Demgegenüber tritt der Profiltyp in völlig reiner Form, auf den vor 1396 angefertigten Rippenbündeln mit umlaufenden Birnstab, im Sanktuarium der ehemaligen Klosterkirche der Dominikaner auf, und dies dermassen, dass nicht nur die Kantenrippen, sondern auch die Wandrippen des einst in den Sank­tuariumsecken stehenden Rippenbündels mit umlaufenden Birnstab versehen sind. Die ausländischen Ana­logien sind uns derzeit nicht bekannt, wir wissen lediglich, dass ähnliche baustrukturelle Knotenpunkte sich in der St. Michael-Kirche zu Klausenburg befinden. Aus derselben Stilentwicklungsperiode stammt der, in der östlichen Mauer des Strassentraktes des Gebäudes Űri Gasse 33 erhalten gebliebenen gotische Geschossfensterschluss. Dessen Profil ist gleichfalls mit einem umlaufenden Leitbirnstab umrahmt. Zwi­schen den rechtwinkelig angeordneten Gliederungen steht in der Mitte auf einer Achse in einem Neigungs­winkel von 45 Grad der Birnstab, was noch an das Sockelprofil der südlichen Torsteineinrahmung des ersten Schiffes der Maria-Magdalenenkirche erinnert — folglich eine frühe Eigenart darstellt. Der sich an den Leitbirnstab anschmiegende Halbbirnstab erinnert indessen bereits an die an den Rippenbündeln des Sanktuariums der St. Nikolaus Klosterkirche angelegten Wandrippen — bereits ein Kennzeichen des 14. Jahrhunderts. Die schönsten Denkmäler der Entwicklungsgeschichte des „Leitbirnstabprofils" blieben uns auf den Geschossfenstern des mächtigen Turmes der Maria-Magdalenenkirche bewahrt. Nicht allein, dass auf diesen, wie auch auf dem östlichen Gurt des Unterraumes des Turmes der Leitbirnstab in der Mittelachse des Primärprofils steht, sondern auch die Begleitbirnstäbe sind an beiden Seiten des Leitbirnstabs symmetrisch angeordnet. Das gleiche ist am Rippenbündel des Schiffsanktuariums zu beobachten, dessen Gliederungs­verbindung überraschend mit der an den Rippenbündeln des Sanktuariums der St. Nikolaus-Klosterkirche übereinstimmt. Diese Übereinstimmung lässt darauf schliessen, dass sie aus der gleichen Werkstätte her­vorgingen. Der Turm der Maria-Magdalenenkirche dürfte aber nach einem Vorbild aus süddeutschem Gebiet, der Gegend von Ulm-Stuttgart erbaut worden sein, wie dies die enge Verwandtschaft zwischen dem Sternengewölbe des Raumes unterhalb des Turmes und dem Baldachinaltargewölbe der Abteikirche des Württemberger Maulbronn wahrscheinlich macht. Diese Herkunft weist auch hier auf die Umgebung 284

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