Budapest Régiségei 21. (1964)
ANYAGKÖZLÉS - Wellner István: A Mithras-kultusz újabb emléke Aquincumból 253-260
ISTVÁN WELLNER EIN WEITERES DENKMAL DES MITHRAS-KULTES AUS AQUINCUM i Am Nordrand der Canabae von Aquincum kam im Jahre 1959 in der heutigen Bogdáni-Strasse (Budapest III.) im Laufe einer Notbergung, bei einer Bauarbeit ein schlangenverziertes Gefässbruchstück zum Vorschein. Bereits mehrere mit Schlangen geschmückte Gefässbruckstücke kamen im Gebiete von Aquincum zutage, diese sind jedoch dem oben erwähnten Stück nicht ähnlich, dessen genaue Analogie wir auch auf anderen Gebieten des Römerreiches nicht finden. Eine Zusammenfassung der Kultgefässe solchen Typs gab E. Swoboda. Das zur Rede stehende Fragment steht dem von ihm mit der Nr. 1. bezeichneten Typ am nächsten. Es ist hellziegelfärbig, fein geschlämmt, mit ziegelroter Farbe bemalt. Am dreiteiligen Bandhenkel ist ein kleines, rundes 8 mm tiefes Schüsselchen von 50 mm-Durchmesser angebracht. Der Körper der Schlange dürfte sich um den Henkel gewunden haben. Der Kopf biegt sich über das runde Gefässchen, als wollte die Schlange daraus trinken. Am Rücken der Schlange ziehen sich bis zum Kopf in sieben Reihen nebeneinander eingegrabene Kerben. Der Kopf selbst ist waagerecht stark abgeflacht und erweckt deshalb nicht den Eindruck als ob es ein Schlangenkopf wäre. Die verhältnismässig grossen Augen sind durch tiefe, runde Löcher dargestellt, der Mund ist ein wenig geöffnet. Die Gesamthöhe des vorhandenen Bruchstückes beträgt 78 mm. Im Verhältnis zum Typ 1./ von Svoboda ist die Ähnlichkeit augenfällig, jedoch auch der Unterschied offenkundig. Auch auf unserem Stück windet sich die Schlange über den Henkel des Gefässes aufwärts, legt jedoch ihren Kopf nicht auf den Rand des grossen Gefässes, sondern trinkt dem Anscheine nach aus dem Schüsselchen, das sich am Henkel befindet. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte auch das Gefäss aus Aquincum ein dreihenkliger Krater gewesen sein, was sich jedoch aus dem erhalten gebliebenen Fragment nicht mit Bestimmtheit ermitteln lässt. Die mit Schlange verzierten Gefässe brachte Staehelin mit der Verehrung des Sebasios in Verbindung. Da bislang der Kult dieser Gottheit in Aquincum nicht bekannt ist, wird unser Gefäss eher mit dem in dieser Provinz sehr populären Mithras in Zusammenhang zu bringen sein. Da es nicht aus einem Mithräum hervorgekommen ist, kann auch die kultische Bestimmung des Gefässes nicht einwandfrei bewiesen werden. Die unmittelbare Umgebung des Fundortes konnte der sich dort im Gange befindlichen Bauarbeit wegen nicht freigelegt werden. Einige Meter weiter vom Gefäss wurde indessen ein dem Silvanus geweihter Alterstein vorgefunden, dessen Mass: 21 X 19 X 45,5 cm beträgt. Seine Inschrift lautet folgendermassen: SILVANO/SILVESTRO (sic)/SEP. KARVS/MILES.LEG.II/ADI.V.L.S. Den am Ende der zweiten Zeile stehenden unrichtigen Buchstaben O wollte man möglicherweise nachträglich verbessern und vielleicht zu dieser Zeit wurde über den senkrechten Stiel des Buchstaben R der richtige Buchstabe I in Ligatur eingeschnitten. Ein Septimius Carus, ebenfalls Soldat der legio II. adi., ist auf einem anderen Altarstein aus Aquincum genannt. Die zweierlei Schriftweise schliesst nicht schlechthin aus, dass die beiden Altarsteine von ein und derselben Person gesetzt wurden. In der Fachliteratur sind viele Mithräen bekannt, aus welchen auch anderen Gottheiten gewidmete inschriftliche Steindenkmäler zum Vorschein gekommen sind. Natürlicherweise bedeutet dies nicht, dass auch hier notwendigerweise ein Mithräum gewesen sein musste. Mit Schlange verzierte Gefässe wurden auch aus Gräbern zutage gefördert und unmittelbar in der Nähe dieses Fundortes befand sich ein spätrömischer Friedhof. Welche Rolle dem Gefässtyp in den Zeremonien des Mithraskultes zugekommen ist, wissen wir leider nicht. Die praktische Bedeutung der auf den Henkeln befindlichen kleinen Schüssel lässt sich vielleicht aus dem griechischen Kernos ableiten. Der Gefässtyp stammt wahrscheinlich aus dem Nahen Osten her, doch ist unser Exemplar vielleicht ein hiesiges Erzeugnis. Dies wird ausser seinem Material auch dadurch wahrscheinlich gemacht, dass in einer Aquincumer Töpferwerkstätte negative Formen zur Anfertigung von aufgesetzten Schlangen gefunden wurden. 260