Budapest Régiségei 18. (1958)

TANULMÁNYOK - Holl Imre: Középkori kályhacsempék Magyarországon : 1., Az udvari központok műhelyei és hatásuk a vidéki fazekasságra, XIV. század-XV. század közepe 211-300

Am Typus 1. der II. Gruppe ist Sigismunds geviertes Wappenschild mit dem Brandenburger Adler bereits vom Drachenordenszeichen ein­gefasst und so ist es sicher, dass der aus den ersten neun Kacheltypen rekonstruierbare Ofen nur in den Jahren nach 1408 entstehen konnte. Wir besitzen jedoch noch einen ande­ren Hinweis dafür, dass die Werkstätte dieser Gruppe ihre Tätigkeit erst begann, als die Öfen der Gruppe I bereits aufgestellt waren : der Kacheltypus 2 nämlich ist nichts anderes als eine Kopie der in der Gruppe I vertretenen Kachel, deren Vorderseite das Märchen vom Wettlauf zwischen Igel und Hasen illus­triert (Abb. 30, 39). Die charakteristischen Merkmale der von ausgebrannten Scherben genommenen Kopien lassen sich gut verfolgen: die Komposition ist zwar dieselbe, doch von kleineren Dimensionen, die nach dem Abdruck erfolgten Undeutlichkeiten in den plastischen Formen werden durch neuerliche Bearbeitung und durch Schärfung der Konturen ausgebes­sert, wodurch sich an einigen Stellen kleinere Veränderungen ergeben (vgh u. a. Ohren des Hasen; anstatt der an der Originalkachel vorkommenden herausgefallenen Eichel wird eine ganze Eichel neu dargestellt). Es kann kein Zufall sein, dass gerade diese Werkstatt die grösste Tätigkeit in der Schöpfung von Kacheltypen aufweisen kann. Im gesamten Material des 14. und der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fanden wir bisher nur Gruppen oder Werkstätten, die für die königlichen Burgen stets nur einen Ofentypus — wenn auch in mehreren Exemplaren — anfertigten. Diese Werkstatt stellte aber mindestens drei Ofen­typen und einem aus Topfkacheln aufgebauten Ofentypus her; von den Öfen lieferte sie für die angeführten Paläste mindestens 18 Exem­plare. Unter den Werkstätten der Prachtöfen aus der Anjou- und Sigismundsepoche ist zur Zeit diese Werkstatt die einzige, deren Arbeits­stätte eindeutig lokalisiert werden kann. Während seiner Grabungsarbeiten am könig­lichen Jagdschloss in den Budaer Bergen fand S. G ARÁD Y einige Fragmente, die zum Ton­negativ (Abb. 71) des Kacheltypus 11 der Gruppe II gehören (Abb. 45). Die graubraune, aus einem ausserordentlich fein geschwämmten Ton gebrannte Form war augenscheinlich nicht auf dem Wege der Tonmodellierung zu­stande gekommen, sondern als Abdruck des aus Holz geschnitzten äusserst fein gezeichne­ten Musters. Die Werkstatt zu Nyék, welche allem Anschein nach in der Nähe der königlichen Sommerresidenz ihr Lager aufgeschlagen hatte — irgendwo inmitten der Wirtschaftsgebäude der Ansiedlung, deren Lage uns heute noch nicht bekannt ist —-, versah die königlichen Bauten mit Öfen. Ihre Tätigkeit fiel wahr­scheinlich in das zweite und dritte Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts, als das immer aus­gedehntere bauliche Schaffen die Arbeit einer ständigen Werkstätte benötigte, um — sicher­lich unter der Leitung mehrerer Meister — den stets wachsenden Ansprüchen Genüge leisten zu können. Das Fundmaterial der sich an die Werk­statt von Nyék knüpfenden Gruppe II ist in jeder Hinsicht —•" sowohl bezüglich der Kacheltypen als auch der Anzahl der Stücke — das reichste, und gerade diese Werkstatt ist es auch, die im weitesten Masse die sich aus den Bleiglasuren ergebenen Möglichkeiten der Farbenskala ausnützt. Neben den verschieden­artigen Variationsmöglichkeiten der bekann­ten und an den mittelalterlichen Kacheln auch üblichen grünen, gelben und bräunlichen Farben verwendete man hier zwei neue Glasurarten bzw. Farbeneffekte : die durch Eisenoxyd erreichte schokoladebraune, manch­mal beinahe violettschwarze und ihr Gegenteil, die weisse Farbe. Der letzteren suchte man sich auf zwei verschiedenen Wegen anzunä­hern; einerseits verwendete man weissge­brannten Scherben ohne jegliche Glasur (und dass diese Exemplare nicht halbfertige Stücke sind, beweist auch ihre ausgebrannte, von Rauch geschwärzte Rückseite), ein anderes­mal trug man auf den weissen Scherben eine durchsichtige, durch Oxyde nicht gefärbte Glasurmasse auf : man wendete die Technik der Mezza-Majolika an. Selbstverständlich wurde eine reine weisse Farbe in keinem der beiden Fälle erreicht, zumal im ersten Fall das Scherbenmaterial selbst, im zweiten aber die Beschmutzung der Glasur nur eine grau­weisse—gelblichweisse Farbe vermittelte. Diese technischen Anstrengungen der Werk­statt mögen darauf zurückzuführen sein, dass die Meister Majoliken gesehen haben, die Zinnglasurherstellung aber nicht kannten, und aus diesem Grunde nur bis an die Schwelle dieses Verfahrens, nur bis zur Mezza-Majolika­Technik gelangten. Diese Technik ist auch in den europäischen Werkstätten des 15. Jahr­hunderts nicht allzu verbreitet, bei uns jedoch wurde sie zur Zeit Sigismunds mit Aus­nahme dieser Werkstatt von niemand ver­wendet. Auch hierbei handelte es sich nicht darum, dass die in Italien aufgekommenen technischen Griffe übernommen worden wären (auf weissem Grund durch Bleiglasur bewirkte Farbeneffekte), und gerade dieser Umstand mag als Beweis dienen, dass wir von einem unmittelbaren italienischen Werkstätten­einfluss nicht reden können. In der königlichen Werkstatt zu Nyék spielte sich etwas- Bedeut­sameres ab; es wurde erkannt, in welcher Richtung sich die keramischen Werkstätten weiterentwickeln müssen: nach dem Wesent­lichen im Majolika verfahren zu streben, das 290

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