Budapest Régiségei 18. (1958)
TANULMÁNYOK - Sz. Póczy Klára: Az aquincumi helytartói palota falfestészete 103-148
ment, als Erinnerung an die Säulen, Gesimse und Pfeiler wird nun die Fläche von Spiralen und verschiedenen geometrischen Figuren ausgefüllt. Die lockere und fleckige Bemalung der in diese erstarrte Umrahmung gesetzten schwebenden Figuren entbehrt jeder Natürlichkeit. Doch gerade diese gegensätzliche Lösung von Einrahmung und Bildfeld verleiht in dieser Periode der Wandmalerei noch den Eindruck von Proportion und Ausgeglichenheit. Mitte des 3. Jahrhunderts wird auch dieses Gleichgewicht zerstört, und zwar bewirkten das nicht nur die Unregelmässigkeiten, die in der Einteilung der Wandflächen zu bemerken sind, sondern auch dadurch, dass die getäfelte Einteilung nun schon als Selbstzweck in den mittleren Zonen von Hauptfeldern verwendet wird, ohne an ihre ursprüngliche Funktion der Einrahmung zu erinnern. Infolge der die Bildrahmen ausfüllenden Marmorimitation oder der Vielfalt der stilisierten Rankenornamente machen auch die grösseren Säle einen überladenen und gedrückten Eindruck. Diese Überladung kommt auch in den figurengeschmückten Wandflächen zum Ausdruck, da anstatt des einfarbigen Hintergrundes der vorangehenden Periode die ganze Bildfläche dicht mit pflanzlichen Zierelementen bestreut ist. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts geht, dank einer weiteren Vereinfachung, sowohl die getäfelte Gliederung als auch die kassettenartige Dekoration der Wände in ein sich ständig wiederholendes Tapetenmuster über, das die ganze Wandfläche ausfüllt. Folglich verliert die Wandbemalung etwas von ihrer Gedrängtheit und die fortwährende Wiederholung des einen oder anderen geometrischen Motivs ergibt eher eine fade, eintönige Dekoration. Im Entwicklungsverlauf der zwei Jahrhunderte umfassenden Palastdekoration fanden ausser in der Wandeinteilung auch in der Farbenverwendung grosse Veränderungen statt. Die Maler in der Zeit Hadrians arbeiteten mit wenigen Farben und Tönen, waren bestrebt, durch feine Betonung von Gegensätzen eine Raumwirkung von angenehmer Gesamterscheinung zu erreichen. Später gelang ihnen, diese Raumwirkung gerade durch das Nebeneinandersetzen der schreienden Grundfarben zu erreichen. Die Wände erstrahlten in rot, blau und gelb, immer in den GrUndtönen, ohne eine geringste Schattierung. Nur am Girlandenschmuck sehen wir die Auftragung weissschimmernder Lichter, wodurch die Dekoration der Wände noch glänzender und lebhafter erscheint. Die Meister der späteren Perioden waren auf die Hervorrufung von Licht- und Schatteneffekten dieser Art nicht mehr bedacht, ja, an die Stelle der reinen Farben treten jetzt im Statthalterpalast zum erstenmal die Mischfarben auf. Grau, braun, graugrün, bräunliches violett, dunkelblau sind die häufigst verwende146 ten Farben. An das klassische »pompeianische« Rot klingen die bräunlichroten Konturen an. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts verschwindet diese mannigfache Farbenmischung beinahe vollständig von den Hauptwänden. Rot und Grün beherrschen den weissen Hintergrund und die bräunlichroten, graugrünen, blauen Farben werden nur als Ergänzung bei der Marmorierung der Sockelteile und an den Randstreifen verwendet. Eine auffällige Wandlung macht auch die Marmorimitation im Verlauf der besprochenen Periode durch, um nur eines der angewandten Dekorationsweisen anzuführen. In der ersten Periode erzielte man mit feiner und minutiöser Pinselführung eine wirklich treue Nachahmung des Marmors. Bei der Marmorimitation der zweiten Periode wollte man nur den Eindruck des Steinmaterials geben, indem auf den einfarbigen Grund eine abstechende Farbe gespritzt odei Flecken aufgesprenkelt wurden. Bis zur dritten Periode erstarrt dieses Verfahren in einem solchen Masse, dass lediglich unregelmässige Wellenlinien oder ovale Formen mit scharfen Konturen aufgetragen werden, die die Aderung des Marmors versinnbildlichen sollen. In der 4. Periode endlich erinnert die mit unregelmässigen Linien gezeichnete »Marmorierung« überhaupt nicht mehr an die ursprüngliche Vorlage und war nur eine geistlose Kopierung der vorangehenden Perioden. Derselbe rapide Verfall kann in der Ausführung der Wandmalerei und selbst im Stoff des Mauerverputzes wahrgenommen werden. Nachdem wir das Material der Wandmalerei im Statthalterpalast in der Reihenfolge der Räume beschrieben und in Perioden eingeteilt haben, wollten wir einstweilen nur auf zwei Fragen eingehen. Eine endgültige Wertung des Materials und eine Aufstellung weiterer Perspektiven kann erst nach Beendigung der Grabungen in diesem Gebiet, im Laufe der endgültigen monographischen Bearbeitung an die Reihe kommen. Nach Zusammenfassung der Ergebnisse stellten sich von selbst die Fragen, welche Stilwandlungen das zwei Jahrhunderte umfassende Wandmalereimaterial des Statthalterpalastes widerspiegelt und welche Handwerkermeister bzw. Werkstätten an der Dekoration des Palastes teilnahmen. Vielleicht scheint unser Versuch etwas gewagt, dass wir auf Grund der aus dem 3. Jahrhundert stammenden Wanddekoration des Palastes an einigen Stellen die Hand von Wandmalerwerkstätten oder von einzelnen Lokalmeistern zu erkennen meinen. Auch in der römischen Wandmalerei — worauf W. DRACK gerade in jüngster Zeit aufmerksam machte — wurden bisher nur Versuche angestellt, anhand der Wandgemälde Pompeji und Rom, die Person des ausführenden Künstlers