Budapest Régiségei 16. (1955)

TANULMÁNYOK - Holl Imre: Külföldi kerámia Magyarországon, XIII-XVI. század 147-197

terials, der Verzierung und Form in den Kreis der bekannten Dreihausener Typen (Abb. 17 — 19) ein­gereiht werden. Bruchstücke von sieben Exempla­ren stimmen mit der Becherform des Limburger Typus überein, bezüglich der Masse wurden sie je­doch in mehreren Grössen hergestellt Abb. 17—18). Auch ein Steinzeugbecher mit Sechspassfuss, ein Kasseler Typus wurde hier gefunden (Abb. 19). Die Bruchstücke von fünf weiteren Exemplaren stim­men im Hinblick auf das Material und die Glasur mit den vorigen überein, doch erweitern sie mit neuen Formen die bisher bekannten Erzeugnisse der Werkstätte: Typus IV: Walzenbecher, mit parallel gerippten Ringen verziert (Abb. 21c). Typus V: zwei Bruchstücke zeigen das charakte­ristische Dreihausener Stempelmuster, doch weist ihre Profilausbildung auf die bevorzugte Trichter­becherform der Gotik hin (Abb. 21a-b), die sowohl aus Glas als auch aus Metall oder Keramik verfertigt, im Laufe des XV. Jahrhunderts häufig, aber im Drei­hausener Material bisher überhaupt nicht vorge­kommen ist. Auch die Töpfermeister von Buda ver­wendeten diese Form bei den für den königlichen Hof angefertigten Bechern für festliche Gelegen­heiten. Wir sind der Ansicht, dass sie eben die sehr beliebten Steinzeugbecher der königlichen Ge­schirrschränke als Muster genommen haben, als sie auf ihren bleiglasierten Erzeugnissen das kleine Stempelmuster zur Gliederung der glatten Fläche zuerst angewendet haben (siehe Archaeologiai Érte­sítő, 1952, Taf. LUI, 1). Typus VI: mehrere, Kleiderfalten darstellende Bruchstücke und ein fein ausgearbeitetes Gesicht deuten darauf hin, dass sie vom Meister des Limbur­ger bzw. Erfurter Stückes stammen. Die genaue Form des Gefässes ist uns nicht bekannt; unter den ausländischen Exemplaren finden wir lediglich solche, bei denen der Töpfermeister die Köpfe bzw. die kleinen Figuren auf die Seite des fertigen Bechers geklebt hat. Beim Fund von Buda hingegen zeigen die Masse der Kleidung, dass der ganze Gefässkör­per eine menschliche Form aufgewiesen und die Mündung des Bechers unmittelbar beim Scheitel des mit einem Tuch bedeckten Kopfes begonnen hat (Abb. 20). Typus VII: Becherbruchstück mit Stachelver­zierung (Abb. 22); es ist mit dem Becher von Kopen­hagen typenverwandt, gehört aber zu einem Er­zeugnis von anderer Form. Aus der mittelalterlichen Burg von Göltzsch kam ein Kelch mit einer aus gleicher Stempelform aufgedrückten Verzierung zum Vorschein, doch zeugt seine schwächere Aus­arbeitung davon, dass er bereits die Nachahmung einer anderen Werkstätte darstellt (Abb. 23). Die Form des Exemplares von Buda kann mit keiner der bekannten Stücke verglichen werden und bereichert somit diese Gruppe mit einem neuen Bechertypus. Die Funde aus der Burg von Buda erweiterten in grossem Masse die über die Tätigkeit der Drei­hausener Werkstätten bekannten Angaben. Über den Handel der Stücke, da sie lediglich im Denkmal­material des königlichen Hofes aufzufinden waren, können wir nichts sagen. Wahrscheinlich gelangten sie als Geschenke der Gesandten nach Buda, als seltene Erzeugnisse von in fremden Ländern tätigen Meistern. Laut Angaben der Ausgrabungen kamen sie während der Herrschaft des Königs Sigismund hierher; die ersten Stücke zerbrachen zwischen 1460 und 1480. Ihre Mehrzahl war auch noch in der be­rühmten Schatzkammer des Königs Matthias vorhan­den und ging nur während der Belagerung in der er­sten Hälfte des XVI. Jahrhunderts zusammen mit den bekannten italienischen Majolikaservicen zugrunde. 3. Unbekannte rheinische Werkstätte Ausser den besprochenen Gruppen kommt unter den Funden der Burg von Buda auch ein spätgoti­sches Steinzeugmaterial vor, dessen näherer Herstel­lungsort bisher nicht bestimmt werden konnte. Ein lilabraunes lehmglasiertes Exemplar in Bruch­stücken zeigt die im XV. Jahrhundert oft angewen­dete Verzierungsart der Rheingegend: die aufge­klebte plastische Ausbildung betont den anthro­pomorphen Charakter des Gefässkörpers durch Anwendung von Gesicht, Armen und Kleiderfalten. Unser Fund ist den Kölner und Aachener Krügen ähnlich gearbeitet, doch befindet sich bei jenen die Verzierung an der Schulter. Der Fund von Buda ist ein Trinkbecher, und so beginnt die plastische Aus­bildung unmittelbar unter dem Mundsaum (Abb. 24), die Ausführung ähnelt dem anthropomorphen Becher von Dreihausen. Er kam aus der Schutt­schicht des Felsenzwingers der Burg zum Vorschein; die dortigen Münzfunde (1356—-1526) bieten keine genaue Zeitstellung, doch weisen der Stil und die erwähnten Zusammenhänge darauf hin, dass der Becher im XV. Jahrhundert hergestellt worden ist. Steinzeuggefässe, die in der Burgküche verwendet wurden, sind ebenfalls nach Buda eingeführt wor­den. Drei mächtige (53 cm) braunglasierte Krüge mit dicker Wand konnten um die Mitte des XV. Jahrhunderts verfertigt worden sein (Abb. 25). Ihre Bruchstücke kamen zusammen mit Münzen der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zum Vorschein, doch war es bei solchen grossen Vorrats gefäs sen häufig der Fall, dass sie längere Zeit hindurch be­nutzt wurden. 4. Lostice Den Herstellungsort der in böhmischen und österreichischen Sammlungen auffindbaren, mit Blasen bedeckten Steinzeugbecher konnte man auf Grund des im vorigen Jahrhundert zum Vorschein gekommenem Werkstattfundes bestimmen (zusam­menfassende Beschreibung: Molthein, Kunst und Kunsthandwerk 1910, S. 75—85). Ihre Verbreitung in Ungarn ist aus der reichen Serie unserer Sammlungen ersichtlich. Die Fund­stelle bzw. der ursprüngliche Eigentümer zweier Exemplare ist unbekannt. Das Stück aus der Schatz­kammer der Familie Eszterházy, einer der schönsten mährischen Becher, fällt sogar durch seine Masse auf. Aus dem Charakter seiner reichen Einfassung zu 192

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