Budapest Régiségei 12. (1937)

ÉRTESÍTŐ - Deutsche Auszüge 293-300

|09 gelegt. Gegenwärtig ist die Aufdeckung des zur Lagerstadt gehörigen zweiten Amphi­theaters im Gange, welches bedeutend grössere Massverhältnisse aufweist ; sein grösster Durchmesser beträgt 120 Meter. So dürfen wir uns nicht wundern, wenn unter den Funden Aquincums viele Gladiato­ren-Darstellungen anzutreffen sind, welche zum Teil lokalen Ursprung vermuten lassen und somit auch ihrerseits auf die grosse Arenafreudigkeit der Bevölkerung hinweisen. Bei den hier vorgelegten Beispielen haben wir nur diese heimischen Erzeugnisse in Betracht gezogen, unter Auslassung der Darstellungen auf importierten Lampen und westlichen Terrasigillaten. 1. Ziegelbruchstück mit Darstellung eines retiarius (Abb. 1). Trotz der starken Beschädi­gung ist die Ausrüstung des retiarius genau zu entnehmen : Dreizack (tridens, fuscina) , herabhängender Schurz (subligaculum) , klei­ner Schutzpanzer (spongia). Das Netz fehlt, wohl weil der Ziegelstreicher die Szene in dem Augenblick festgehalten hat, als der Kämpfer nach dem Netzwurf mit dem Dreizack auf den Gegner einstürtzte. Eine ähnliche Ziegeldarstellung aus Trier hat schon Krüger veröffentlicht. (Vgl. Anm. 1—3, auf S. 182.) 2. Graffiti mit Darstellung eines Gla­diators aus der Mailáth-Gasse. (Abb. 2. Originalgrösse.) Die heutige Mailáthgasse war innerhalb des Gebietes des römischen Stadtlagers gelegen, wo unserer Fund in einer Umgebung ans Licht gekommen ist, deren Zeit in die zweite Hälfte des IL Jahr­hunderts anzusetzen ist. Die fragmenta­rische, auf roten Grund eingeritzte Zeich­nung lässt eine nähere Bestimmung nicht zu. Der balteus ist mit einem Frauenkopf verziert, unterhalb dessen das subligaculum herabhängt. In seiner Rechten ist ein kurzer Dolch, am Oberarm und an den Handgelen­ken sind manica zu erkennen. Gesicht und Körper weisen eine fast weibliche Schönheit auf, was übrigens bei Gladiatoren-Dar­stellungen nicht selten anzutreffen ist. (Vgl. Anm. 1—3 auf S. 184.) 3. Thrakischer Gladiatoren als Applika­tionsschmuck eines grossen Gefässes (Abb. 3), kam westlich vom Museumsgebäude im Fundmaterial einer kleinen Töpferwerkstätte zum Vorschein. Diese Topf erei war in der ersten Hälfte des IL Jahrhunderts in Betrieb. Die Ausrüstung des Kämpfers sica, parma, ocrea, balteus, subligaculum. weist eindeu­tig auf das Bild eines Thrakers (thraex, 9pS;) hin. Die schönste Thraker Darstellung aus Pannonién findet sich auf einer Strigilis aus Dunaszekcsö, auf der sich die Meister­signatur AVCTI vorfindet. (Vgl. Anm. 5 auf S. 136.) 4. Lampenmodel in Form eines Gladiato­renhelmes von der Töpferwerkstätte in der Kiscellgasse. (Model Abb. 4, Gipsgüsse Abb. 5.) Diese Töpferei hat zur Lagerstadt gehört, die Zeit ihrer Tätigkeit ist zwischen 90 und 120 n. Chr. anzusetzen. Derartige Ampeln kommen in unserer Fachliteratur häufig vor. (Vgl. Anm. 1—11 auf S. 186.) Unser Stück verrät oberitalienischen Einfluss und kann als ein lokales Erzeugnis der römischen Soldatenkunst angesehen werden. 5. Glasbecher mit Gladiatoren-Darstellung aus der Berendgasse. (Abb. 6—8, aufge­rollte Zeichnung Abb. 9.) Stammt vom Gebiete eines spätrömischen Gräberfeldes. Fremmersdorf vermutet Import aus einer Kölnischen Werkstätte. Das Fragment eines ähnlich gebildeten Bechers, auch im Material und in der Technik übereinstimmend, ist neben, dem Transformatorgebäude zum Vor­schein gekommen. Von dieser Darstellung ist nur ein Löwenkopf erhalten, welcher somit auf eine Venatio schliessen lässt. 6. Horngriff eines Taschenmessers mit einer Gladiatoren-Darstellung, neben dem Transformator gefunden. (Abb. 10—12. Originalgrösse.) Unser Stück zeigt in ge­schickter Technik einen secutor oder contra­retiarius. Die bezeichnenden Ausrüstungs­gegenstände trägt er auffälligerweise in verkehrter Anordnung, sodass wir es mit einer spiegelbildlichen Darstellung zu tun haben scheinen. Die Fundumstände weisen auf das III. Jahrhundert. Ein schöner Horngriff mit ähnlichen Motiven aus Mursa ist im Museum von Osijek zu sehen.

Next

/
Thumbnails
Contents