Nyelvtudományi Közlemények 91. kötet (1990)

Tanulmányok - Leskinen, Heikki: Die Beziehungen der nördlichen osfi. Sprachen 155

156 HEIKKI LESKINEN 1978, 1983). Er nimmt an, daß sich das Späturfinnische spätestens um den Beginn unserer Zeitrechnung in drei Teile aufgespaltet hat: in das Nord-, Süd- und Osturfmnische. Das Kerngebiet des Nordurfinnischen war seiner Meinung nach West-Finnland, wo es eine finnisch-ugrische Besiedlung schon zur Bronzezeit gegeben zu haben scheint (1983.222). Wegen ihrer geogra­phisen Lage begann sich diese Gruppe schon früh zu differenzieren, hatte aber andererseits ständig — bis ins zweite Jahrtausend n.Chr. (1972. 105) — enge Kontakte über den Finnischen Meerbusen hinweg. Für das Zen­trum des Südurfinnischen hält Itkonen in traditioneller Weise Estland und Nord-Lettland. Das Wohngebiet der Osturfinnen setzt er östlich von dem Peipus- und Pskower See an, von wo aus sie schon in den ersten Jahr­hunderten unserer Zeitrechnung nach Nordosten an die Ufer des Ladqga ziehen konnten. Hier traft ihre Sprache ein starker westlicher, namentlich nordurfinnischer Einfluss. Gerade das hat nach Itkonens Auffassung zu der grossen Einheitlichkeit innerhalb der Nordgruppe der osfi. Sprachen geführt (1972.96; 1978.73-74). Erkenntnisse der Sprachwissenschaft und der Archéologie hat Pekka Sammallahti (1977) für die Vorgeschichte der ostseefinnischen Sprachen zu vereinen gesucht. Er hat sogar ein Entwicklungsschema für die ganze Sprach­gruppe aufgestellt, das vom Frühurfinnischen bis zu den Sprachen der Ge­genwart reicht. Er hat sich dabei nicht mit relativen Datierungen begnügt, sondern hat die wichtigsten sprachlichen Änderungsphasen mit archeolo­gischen Stufen verknüpft und ist so auch zu einer absoluten Chronologie gekommen. Sammallahti nimmt an, daß die Bevölkerung Finnlands und des Ost-Baltikums schon zur kammkeramischer Zeit (ca. 4200-2000 v.Chr.) finnisch-ugrisch oder uralisch gewesen ist. Die von Süden her eingedrungene Streitaxkultur hat diese Gruppierung zweigeteilt in das Urfinnische und Ur­lappische (vgl. Carpelan 1984. 97-108). Als erstes hat sich vom übringen Ostseefinnisch das Südestnische abgelöst (ca. 1000-600 v.Chr.), und erst danach (etwa 500-250 v.Chr.) bildet sich die Trennung zwischen Nord­une Südostseefinnischem heraus. Kurz vor Beginn unserer Zeitrechnung zerfällt das Nordostseefinnische in die Vorstufe der Häme-Mundart und in die "Ladoga-Ursprache". Nach Sammallahti (a.a.O. 129) wurde dies dadurch verursacht, daß ein Teil der Nordurfinnen gegen Ende der Vorrömischen Ei­senzeit (200 v.Ch.-0) nach Osten gewandert ist. Estnische Forscher, die die Mundartgruppierung des Urfinnischen un­tersucht haben, halten die West-Ost-Teilung für ursprünglicher. Am weite­sten hat Paul Alvre (1973, bes. 158-162) diesen Gedanken entwickelt. Er ver­mutet nämlich, daß die finnisch-ugrischen Stämme in zwei zeitlich verschie­denen Besiedlungswellen ins Baltikum gekommen sind. Zur ersten gehörten seiner Meinung nach die Vorfahren der Livier, Nordesten und Hämeer (sowie Nyelvtudományi Közlemények 91. 1990.

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