Nyelvtudományi Közlemények 83. kötet (1981)

Tanulmányok - Kálmán Béla–Berta Árpád: Tatár jövevényszavak a vogulban [Tatarische Lehnwörter im Wogulischen] 43

TATÁÉ, JÖVEVÉNYSZAVAK A VOGULBAN 55 5. wogT ilpäx 'mehr' < tat. *übek 'Reichtum, genug, reichlich'. Das türkische Wort stammt aus dem mongolischen elbeg, und ist in den sibirischen Türkensprachen verbreitet. 6. wogK käkenäx 'eine Art Pflanze, JKaöpeÄ' < tat. *kökänäk 'Schlehbusch' oder *kegänäk ~- *kekänäk 'Klette, Dornstrauch'. Die Bedeutung des wogulischen Wortes ist ziemlich unsicher angegeben, daher gibt es zwei etymologische Deutungen. Die erste stammt aus dem tat. Wort *kok 'blau', die zweite aus tat. Higän 'Stachel'. 7. wogT käleskän "iuyjiaHKa, ein kleiner, weißer Vogel mit roter Brust' ? < sib.-tat. qulîsqan 'Möwe'. Die Etymologie ist wegen der unsicheren Bedeutung des wogulischen Wortes und wegen des Vokalismus (wog. palatal ~> tat. velar) unsicher. 8. wogK kon- 'wünschen, wollen'. Das Wort wurde auch von Kannisto (TLwW S. 123) in der Bedeutung 'einwilligen' als tat. Lehnwort angegeben. Sicherlich gehört auch wogT kunäl- 'können, aushalten' auch hierher. In den südlichen ostjakischen Mundarten kommt ein ähnliches Wort vor (OWE S. 643) und wurde bereits von Paasonen (FUF 2: 125) aus dem tat. kün- 'mit etwas einverstanden sein, sich etwas zuneigen' abgeleitet. 9. wogT pêli ~ päli 'Arbeiter, Diener , p.-khdr id., pëtèfjt- 'dingen', pèlè%tè%t­'sich verdingen' < tat. *päle. Im Arabischen ist ein Wort fala 'Lohnarbeiter' belegt. Es wurde vom Aserbeidsehanischen (fählä ~> fälä) und Turkmenischen (pale) über­nommen. Obwohl das Wort aus dem Tatarischen bisher nicht aufgezeichnet wurde, ist es sehr wahrscheinlich, daß das Wort durch eine tatarische Sprache ins Wogulische übermittelt wurde. 10. wogK pés 'Wollgarn' < tat. pes id. Das Wort ist ein altes Wanderwort (ar. > gr. > türk.) und kommt schon in den kiptschakischen Sprachdenkmälern des 13. Jh.-s vor. Wog. pês muß von dem homonymen (~ pis) 'Schicht, Mal' getrennt werden. Das letztere ist ein einheimisches Wort (s. MSzFE s. v. fagy). 11. wogN (sim- > por, LM -pár ~< -pari, P (sim- > (por ^ -pore, K (sèm- > parT (sdm- ~ sam- > poro (N T) 'Herz', (P K) 'Bauch', (LM) Deminutivsuffix < tat. *bör *por 'Herz, Leber, Bauch, lieb' (vgl. tat. bavvr u. ä.).Auch in einigen sibirischen Türken­sprachen kommt das Wort einsilbig vor (alt. bür, tuv. bär, hak. par). Bei den Türken wurde das Leber als Mittelpunkt der Gefühle aufgefaßt. Das erste Glied der wog. Zusam­mensetzung (sim- usw.) bedeutet 'Herz'. 12. wogP párwes, K parwes 'Einlage, Unterlage' < tat. *parwas 'Unterlage'. Das türkische Wort stammt aus dem Persischen (parwäz). 13. wogN eakän, LM säkwän ~ eäkwän, K so%went (N) 'Binse', (LM K) 'Schachtel­halm'; LM tur-s. 'Binse' < tat. *säkän 'Binse'. Das Wort wurde bereits von MUKKÁCSI (KSz. 7: 314) und GOMBOCZ (BTLW. 77) aus dem Tschuwassischen abgeleitet, doch wurde die Etymologie und überhaupt die Möglichkeit der wog. Entlehnung aus dem Tschuwas­sischen von KANNISTO (TLWW S. 231) abgelehnt. Doch besteht die Möglichkeit, daß einige tschuwassische Lehnwörter durch die Vermittlung der Tataren ins Wogulische eingedrungen sind. 14. wogT tgslgx 'Freundschaft', tgslQxir) 'freundlich' < tat. *duslîq 'Freundschaft'. 15. wogT tdsdl- : kun-t. 'auslaufen, überlaufen (Milch)' < tat. *tas- id. Das -l kann sowohl ein tatarisches als ein wogulisches Ableitungssuffix sein. WogT kun- ist ein Verbal­präfix ('aus-, hinaus'). 16. wogT tupsà: ajuw-t. 'Türschwelle' (ajuw 'Tür') < tat. Hupsa id. 17. wogT uit-: il-u. 'gerinnen (Milch)' < tat. uyît- 'säuern'. 18. wogT ujmät 'Tal' < tat. *oymat ~ oypat 'Vertiefung'. 19. wogLM üs <**> us, LU us 'Verstand, Bewußstein' < tat. us id. 20. wogT usän 'Steigbügel' < tat. *üzär]i id. 21. wogTuèit- : pâl-u. 'zerdrücken (Kartoffel)' < tat. *usat- (~< *uSU-) 'zerbrechen, zerdrücken'. Das Wort ist eine Ableitung aus dem alttürk. Verbalstamm *uvSa- ~ *uêa­'drücken, zerdrücken'. 22. wogN värtäk, IMvartäk, P vartèx, K.vârtêx~vodrtêx 'Teppich' < tat. värtäk 'Decke, Teppich'. Da das anlautende alttürk. ö- im Tschuwassischen teils eine anlautende vi- teils eine va- Entsprechung hat, können wir annehmen, daß das Wort aus dem Tschu­wassichen durch eine tatarische Vermittlung ins Wogulische übernommen wurde.

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