Nyelvtudományi Közlemények 74. kötet (1972)
Tanulmányok - Honti László: Észrevételek a finnugor alapnyelvi szibilánsok és affrikáták képviseleteiről [Bemerkungen zu den Vertretungen der Sibilanten und Affrikaten der finnisch-ugrischen Grundsprache] 3
26 HONTI LÁSZLÓ Nach der in der Arbeit dargelegten Konzeption entstanden die heutigen Vertretungen der grundsprachlich belegten Affrikaten in den finnischstämmigen Sprachen dergestalt, daß im Wortanlaut unmittelbare Desaffrikatisierung eintrat, im Wortinneren die Affrikaten in Verbindungen von ,,Klusil -j- Sibilant" zerfielen. Diese Annahme wird durch die reziproken Vertretungen von nc > nie > > s und nc > nts > > nt gestützt, die wahrscheinlich mit der ursprünglichen Opposition von „mouilliert — nicht mouilliert" in Zusammenhang zu sehen sind, ebenso wie die fakultativ bedingte Entwicklung von c > > ts/s, c > > t/h. Die Fortsetzung des c der Lautverbindung ck durch t wird dann verbindlich, wenn der Konsonant im Wortanlaut auf k (und "in) lautet: k.ck. > > k.tk. (? n.ök. > n.tk.). Für den Zerfall der Affrikaten in Lautverbindungen einerseits und die fakultative Weiterentwicklung der Affrikaten andererseits sprechen auch jene Varianten, die sowohl ts als auch s, bzw. t und h enthalten. Die obugrischen Sprachen stimmen nach Meinung des Verfassers insofern überein, als in sämtlichen Dialekten Desaffrikatisierung eingetreten ist, und Affrikaten in den Dialekten beider Sprachen höchstens in Form vom kombinatorischen Varianten auftreten. STEINITZ (FgrKons. 15, 16-7, 26, 27) und COLLINDER (CompGr. 53, 92, 137, 139) zufolge existierte ein Wechsel né ~ c, ne ~ c in der Grundsprache; nach Auffassung des Verfassers konnte dieser nur innerhalb des Paradigmas auftreten. Der interdialektale Wechsel von nc ~ 6, n6 ~ 6 darf also bei der Rekonstruktion der Grundsprache nicht berücksichtigt werden, da die Formen ohne Nasal erst nach der Trennung in Tochtersprachen entstanden sein müßten; ein Wechsel c ~ é sei — vorallem im Wortanlaut — vollkommen unwahrscheinlich: wenn dem c des finnisch-permischen Zweiges im Ugrischen á entspricht, wäre es eher gerechtfertigt, mit einer Desaffrikatisierung in ugrischer Zeit zu rechnen. Nach Ansicht des Verfassers war die, für das Ugrische anzusetzende Lautentwicklung (ë > s) s > -& (é > s) ein Lautgesetz, das keine Ausnahme kannte. Das in einzelnen ugrischen Sprachen anstelle vom finnisch-ugrischen s erscheinende s sei daher Ergebnis der jeweils unter anderen Bedingungen verlaufenden (wenn man so will: „regressiven") Entwicklung von # > s, nicht aber das Ergebnis eines in der ugrischen Grundsprache sporadisch auftretenden Wechsels von s > é > s. Die Annahme einer solchen, in der ugrischen Grundsprache vollzogenen, nur sporadisch nachweisbaren Lautentwicklung setzt im Stillen voraus, daß zur Zeit des für die ugrische Periode charakteristischen Lautwandels die ugrische Grundsprache bereits in die, dem heutigen Ungarischen, Ostjakischen und Wogulischen entsprechenden Dialekte gegliedert war (nicht also in Dialekte des Urungarischen und des Urobugrischen). Der Widerspruch einer solchen Erkärung entsteht dadurch, daß man ,in dem Bestreben, für die einzelnen Erscheinungen eine Erklärung zu finden, die starke Trennung in den heutigen Sprachen entsprechende Dialekte auf früher als notwendig datierte und gleichzeitig eine Grundsprache voraussetzt, in der bestimmte Kräfte einheitlich wirksam waren. LÁSZLÓ HONTI