Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52. (2007)

SCHARR, Kurt: Österreichische Archivalien in der Ukraine (Galizien und der Bukowina)

ÖSTERREICHISCHE ARCHIVALIEN IN DER UKRAINE (GALIZIEN UND DER BUKOWINA) Kurt Scharr Ein Bericht In einigen Ländern des mittleren und südlichen Teils von Osteuropa (v. a. Polen, Ukraine und Rumänien) befindet sich eine nicht unbedeutende Reihe von Archiven, die zu einem großen Teil Dokumente aus der österreichisch-ungarischen Verwaltungs- und Herrschaftsperiode bewahrt haben, deren Existenz aber bis dato von der österreichischen Forschung vernachlässigt oder gar nicht zu Kenntnis genommen wurde. Der Autor arbeitete von 2002-2006 an einem Projekt des Österreichischen Forschungsfonds zur Siedlungs- und Staatsentwicklung im ehemaligen Kronland Bukowina von 1775-1914/18. Im Zuge dieser Forschungstätigkeiten waren u.a. intensive Archivstudien in Czemowitz und in Lemberg notwendig.' In der vorliegenden Miszelle soll neben einer allgemeinen, kurz gehaltenen Geschichte der beiden Kronländer Galizien und Bukowina, vorerst im Speziellen auf die relevanten Aktenbestände des Czemowitzer Archivs eingegangen werden. Im Besonderen wird daher Wert auf die Übersetzung und Erstellung eines ersten Findbehelfes in deutscher Sprache zu den Czemowitzer Beständen österreichischer Provenienz gelegt, der deutsprachigen Forschem den Zugang und gleichzeitig einen ersten Überblick zu diesen Archivbeständen abseits von der nur vor Ort möglichen, meist sehr bereitwilligen Hilfe der Archivare erleichtern soll. Beide Archive waren aus mehreren Gründen bis zu Beginn der 1990er Jahre nicht zugänglich. Zum einen waren beide Städte für westliche Ausländer gesperrt. Zum anderen unterlagen die Archive selbst defacto einer Benutzungssperre. Die in der Nachkriegszeit angelegten Findbücher, nach dem sowjetischen System eines Verzeichnisses aller Aktenfaszikel mit kurzen Inhaltsangaben und den Eckdaten der enthaltenen Dokumente, dienten zu einem großen Teil dem Staatssicherheitsdienst als reiche Nachforschungsquelle für eigene Ermittlungen. Dokumente des 19. Jahrhunderts wurden dadurch naturgemäß kaum bearbeitet. Die Sprach- und die Schriftbarriere, sowie sicherlich auch das fehlende Interesse an Fragestellungen zur österreichisch-ungarischen Monarchie trugen mit Sicherheit dazu bei, dass diese 1 Im Weiteren werden die Bezeichnungen Lemberg und Czemowitz für die ukrainischen Städte Lwiw und Tschemiwzi gebraucht. Für alle anderen Fälle wird der Lesbarkeit wegen die Transkription nach Duden herangezogen. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52/2007 331

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