Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52. (2007)

DÖBERL, Mario: Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts

Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof angewachsen, die Equipagen würden demgemäß auch öfter zum Einsatz kommen und stärker abgenützt. Trotz größter Sparsamkeit könnten bei den Wägen und Geschirren ohne gleichzeitige Erhöhung des Sicherheitsrisikos und „Zurücksetzung des Dekorums des Allerhöchsten Hofes“ die Ausgaben nicht vermindert werden.192 Der Kaiser aber wollte die zur Regel gewordenen Mehrausgaben nicht länger hinnehmen. Um besser kontrollieren zu können, wo tatsächlich Geld verschwendet werde, befahl er im Juni 1836, dass jene Rubrik, in der bisher die Stallerfordemisse, die Erhaltung der Stadt- und Reisewägen, Zug- und Reitgeschirre, Sättel und Zelte sowie die Beleuchtung der Fahrzeuge und Reiter zusammengefasst worden waren, nunmehr aufgesplittet werden sollte.193 Der Befehl Ferdinands I. wurde allerdings erst beim Gebarungsausweis des Jahres 1837 umgesetzt. Bei jenem des vorhergehenden Jahres kam es erneut zu unerwünschten Mehrausgaben. Der in der Sammelrubrik angeführte Aufwand überstieg den bewilligten Betrag von 60 000 fl. um 35 161 fl. 7% kr. Wrbna versicherte dem Kaiser, dass nur die notwendigsten Ausgaben getätigt worden seien, und gab zum wiederholten Mal zu bedenken, dass die seit Jahren gleich gebliebene Dotation für diesen Bereich einfach zu gering sei, und es besonders in Zeiten außerordentlicher Ereignisse zu erhöhten Ausgaben kommen müsse. In den Jahren 1835 und 1836 war es tatsächlich zu nicht einkalkulierten Mehrbelastungen gekommen: Nachdem 1835 zahlreiche Gala- und ein Großteil der Reisewägen von einem Gipfeltreffen der Monarchen Österreichs, Preußens und Russlands nach Wien zurückgekehrt waren, mussten sie sofort generalüberholt werden, um 1836 bei der Krönung in Prag erneut in altem Glanz erstrahlen zu können.194 Ferdinand I. war nun zu einem kleinen Zugeständnis bereit: Er hob für das folgende Jahr die Dotation für jene Rubrik, in der auch die Erhaltung der Hofwägen inkludiert war, auf 65 000 fl. an, machte aber gleichzeitig seinen Oberststallmeister persönlich dafür verantwortlich, dass nicht mehr als vorgesehen ausgegeben würde.195 Aber auch dieser leicht erhöhte Betrag sollte nicht ausreichen. Im Jahr 1837 ergaben die in der Sammelrubrik angeführten Ausgaben 95 466 fl. 2/i kr. anstatt der genehmigten 65 000 fl. Erstmals wurden die bisher ausschließlich kumulativ behandelten Gegenstände auch getrennt aufgelistet: Für die Erhaltung der Stadtwägen betrug der Aufwand 57 291 fl. 46 kr., für die Reisewägen 20 195 fl. 55 kr. und für die Zuggeschirre 6 375 fl. 31% kr., der Rest teilte sich auf Stallrequisiten, Reitequipagen, Zelte und Beleuchtung auf. Wrbna versuchte die 192 Oberststallmeister Wrbna an Kaiser Ferdinand I., HHStA, OStA, C, 113, ZI. 2 537 aus 1836, unfol. 193 Kaiser Ferdinand I., Schönbrunn 1836 Juni 28, ebenda . 194 Oberststallmeister Wrbna an Kaiser Ferdinand I., Wien 1839 März 14, HHStA, OStA, B, 66, ZI. 979 aus 1839, unfol. 195 Kaiser Ferdinand I. an Oberststallmeister Wrbna, Schönbrunn 1836 Juli 26, HHStA, OStA, C, 113, ZI. 2 963 aus 1836, unfol. 157

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