Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

POLSTER, Gert: Die elektronische Erfassung des Wolfschen Repertoriums zu den Prozessakten des Reichshofrats im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv

Rezensionen und des Orients in Verbindung kamen. Auf viele durch diese Gelegenheit nach Bosnien gekommen Offiziere und auch auf einfache Soldaten, machten die dort gewonnen Erfahrungen großen Eindruck. Bei den einfachen Soldaten äußerte sich danach die Mitteilsamkeit in Form von Ansichtskarten, die man zu dieser Zeit aus Bosnien gerne schrieb und die durch die k. u. k. Militärpost, die nach der Okkupation eingerichtet worden war, aus Bosnien zum normalen Postwesen innerhalb der Monarchie befördert wurde. Die Offiziere gewannen natürlich dieselben tiefen Eindrücke über Land und Leute, doch war ihre Art, die Beobachtungen festzuhalten manchmal differenzierter. In manchen Fällen, wie etwa beim Künstler Hessheimer, war es der Zeichenstift, der Impressionen zu Papier brachte, oder, wie im Falle des hier „bearbeiteten“ k. u. k. Oberleutnants Emil Balcarek, der Fotoapparat, der, in knapp einem Jahr, ein vielfältiges Bild von Umwelt, Bevölkerung, Kultur und dem Militärleben entstehen ließ. Emil Balcarek, am 19. Oktober 1879 in Hotzenplotz bei Jägerndorf, in österreichisch Schlesien geboren, wurde am 18. August 1900 von der Infanteriekadettenschule in Lobzöw bei Krakau zum k. u. k. Infanterieregiment No. 66, „Ferdinand IV., Großherzog von Toskana“ ausgemustert, einem der „ungarischen“ Regimenter des k. u. k. Heeres. Balcareks Bataillon kam 1907 nach Zvornik, einer Garnisons- und Festungsstadt im Bezirk Dolnja-Tuzla. Die photographischen Dokumente des Bandes reichen von Marktszenen über einzelne lokale „Personentypen“ in Form von Portraitaufnahmen bis hin zu Gebäudeansichten und historischen Bauwerken, wobei auch die alte Brücke in Mostar das Erstaunen Balcareks hervorrief und er ihr gleich mehrere Ansichten widmete. Einige Seiten weiter folgte eine Außenaufnahme mit dem „Schanigarten“ eines „guten Hotels“ in Dolnja Tuzla, sehr sauber und gepflegt. Neben der Eingangstüre weist das Schild „Dreher Bier“ daraufhin, dass man auch dort dieses haltbare Lagerbier aus Triest genießen konnte. Etliche Bilder, fast schon könnte man es einen eigenen Abschnitt nennen, sind der Hauptstadt Sarajevo gewidmet, gefolgt wiederum von der kleinen Umgebung von Zvornik und dem Leben des Militärs an diesem Ort. Man erfährt, dass es dort damals noch keine öffentliche Uhr gab und deshalb täglich um 12 Uhr der „Mittagsschuß“ aus einem alten türkischen Geschütz abgegeben wurde. Im Sandsdchak Novi Pazar trafen schließlich die militärischen Repräsentanten Österreich-Ungarns und der Türkei direkt aufeinander. Einige Fotos dokumentieren dort befindliches türkisches Militär und die so genannte „Grenzbrücke“, bei deren Auffahrt links am Straßenrand ein türkischer und rechts der österreichisch­ungarische Posten standen. Dazwischen immer wieder Fotos, die österreichisch-ungarische Offiziere darunter auch den Photographen selbst im Kreise von Einheimischen zeigen. 680

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