Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

ORTLIEB, Eva: Die „Alten Prager Akten“ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien

Reichskanzleihaus in Prag zurückgeblieben war und erst zwischen 1771 und 1773 nach Wien transportiert wurde.20 Die , Alten Prager Akten’ im Rahmen der Neuerschließung der Akten des Reichshofrats Ebenso wie der RHR, war auch die RK verpflichtet, dem Kaiser an seinem jeweiligen Aufenthaltsort zur Verfügung zu stehen und die für die aktuelle Arbeit jeweils benötigten Akten bereitzustellen. Nachdem sich Kaiser Rudolf II. im Jahr 1578 ständig in Prag eingerichtet hatte, bildete sich aus den dorthin übersiedelten und dort entstandenen Akten eine umfangreiche Abteilung der RK,2' die im sog. Reichskanzleihaus auf dem Hradschin amtierte und auch die Reichshofratsakten verwaltete. Ein Teil dieser Akten blieb auch nach der Übersiedelung der RK unter dem neuen Kaiser Matthias nach Wien in Prag und bildete dort eine eigene Filiale, die durch Hausmeister bzw. Registratoren verwaltet22 und aus den Einkünften des Reichstaxamts 20 Groß, Lothar: Die Reichsarchive. In: Gesamtinventar des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs. Hrsg, von Ludwig Bittner. Bd. 1. Wien 1936 (Inventare österreichischer staatlicher Archive V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs 4), S. 275-394, hier S. 301 f. 21 Zur während der Regierungszeit Kaiser Rudolfs II. in Wien verbliebenen Abteilung der RK Groß, Lothar: Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559 bis 1806. Wien 1933 (Inventare österreichischer staatlicher Archive V. Inventare des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1), S. 27. 22 Groß erwähnt den in Prag zurückgebliebenen Kanzlisten Gerhard Ostermay(er), den 1644 zum Registratursadjunkten ernannten Leonhard Pipius, die Hausmeister Franz Urbitsch (um 1723) und Hoh(h)auser (um 1771) sowie den Registrator Rubner: Groß: Reichshofkanzlei (wie Anm. 21), S. 286- 292. Gerhard Ostermayer taucht als in Prag verbliebener Kanzlist im Protokoll über die Neuvereidigung des Kanzleipersonals nach der Kaiserwahl Matthias’ 1612 12 13 in Wien auf: MEA, RHR 3, fol. 260- 263, hier 262r. Das Protokoll auch in RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 35, Nr. 2; MEA, Wahl- und Krönungsakten 12 (alt 8a), fol. 85v-88r. Nach dem Tod Ostermayers 1640 kümmerten sich auf Bitten des Taxators Georg Freisinger der Registrator Dieterlin sowie Georg Weißenberger um das Gebäude, der anscheinend schon zu Lebzeiten Ostermayers dort wohnte: Weißenberger an Freisinger 1641 05 04 und 22: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 42, Nr. 36, fol. 61 und 63-64. Der kaiserliche Schutzbrief für das Reichskanzleigebäude 1642 11 19 nennt Georg von Munschwitz als vereidigten Verwalter der Akten: ebenda, fol. 109-110. Der Sekretär beim böhmischen Appellationsrat Georg von Munschwitz wurde auf Empfehlung des Reichshofrats Matthias Amoldin mit der Stelle betraut, wie aus einem undatierten [nach 1644 05] Bericht an den Reichsvizekanzler (?) hervorgeht: ebenda, fol. 149. Derselbe Bericht erwähnt, die Prager Registraturen seien nach dem Tod Gerhard Ostermayers dessen Sohn anvertraut und nach dessen Tod 1642 Munschwitz übergeben worden. Dennoch quittierte Weißenberger noch im Mai 1644 den Erhalt von Geldern für die Reparatur des Gebäudes: ebenda, fol. 148. Pipius wurde 1644 mit dem Titel eines Registratursadjunkten mit der Verwaltung der Prager Akten beauftragt: kaiserliches Emennungsdekret (Konzept) 1644 06 17: ebenda, fol. 216. Als Hausmeister fungierte 1671 Matthias Vräwitz, der sich zu diesem Zeitpunkt auf eine bereits 33-jährige Dienstzeit berief: Vräwitz an Reichsvizekanzler Leopold Wilhelm Graf von Königsegg, undat. [1671]: ebenda, fol. 304-307; vgl. auch seinen Bericht an Pipius 1653 04 19, in dem er sich als „schneider und wirth in der reichs canzley“ bezeichnete: RHR, Verfassungsakten, Reichshofkanzlei 42, Nr. 37. Der königlich-böhmische Kammerkanzlist Johann Adrian Rubner 601

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