Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
MÜLLER, Mathias F.: Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani
Mathias F. Müller Turnierdarstellung am Ehrenbogen47 48 vergleichbar ist, belegt die Datierung auf oder um 1515. Man vergleiche nur einmal die Turnierdarstellungen untereinander, um die gleiche Handschrift und die Stilverwandtschaft zu erkennen. Die trichterförmige Öffnung im Turm entspricht dem Spitzbogen in der Enthauptung Johannes des Täufers48 ebenso wie der Brücke aus der Tafel des Martyriums des Hl. Sebastian vom Altar in St. Florian49 und dem Bogen in der Kreuztragung Christi aus Erlangen, die ebenfalls mit 1515 datiert werden kann.50 Die Dichte der Komposition und dessen motivische Fülle bei gleichzeitiger Individualisierung der einzelnen Figuren charakterisiert dieses Blatt aus Erlangen sowie die erwähnten Historiazeichnungen. Bei der linken Figurengruppe des Blattes Charakterzüge des Kindes Maximilian51 (Abb. 14) ist die ovale, raumgreifende Armhaltung beachtenswert, wobei die mittlere Figur ähnlich voluminös und statuarisch - solitär ausgebildet ist wie beispielsweise der König aus dem Gebetbuch (Abb. 15).52 Im Detail sind die Armhaltung und der komplizierte Faltenwurf der weiten Ärmel miteinander vergleichbar. Hier kann man die Historiadarstellungen Eine Abordnung überbringt König Maximilian Ehrengeschenke,53 54 sowie König Maximilian als Förderer der Wissenschaften54 stilistisch anschließen (vgl. auch Abb. 2, 3, 7, 13). In diesem Zusammenhang sei noch auf die kreisförmige Anordnung der Hauptfiguren im Zentrum des Blattes Kaiser Friedrich befragt Astrologen über das künftige Schicksal seines Sohnes hingewiesen (Abb. 16),55 wo ich auf Grund ihrer Rundheit und der interessanten Verkürzungen ebenfalls die späte Entstehung der Historia zu erkennen glaube. Denn durch die verstandene Perspektive erscheint die szenische Kompositionen nun elliptisch. Hier möchte ich nochmals auf die entwickelte Raumdarstellung insgesamt, sowie auf die vollkommen gelungene Integration der Figuren in den Bildraum hinweisen. Die Armhaltungen sind hier wie Vektoren aufgefasst, die Gliedmaßen sind äußerst raumgreifend interpretiert. Dies ist H o 11 s t e i n : Altdorfer, Nr. w. 82. 48 Ebenda, Nr. w. 55. 49 Winzinger: Altdorfer - Gemälde, Nr. 18. 511 Winzinger: Altdorfer - Zeichnungen, Nr. 96; M i e 1 k e : Altdorfer, Nr. 96. Vgl. auch: G o 1 d n e r, George R. - Hendrix, Lee: A new Altdorfer drawing. In: Tha Burlington Magazine. Nr. 1 011, Vol. CXXIX (1987), S. 383-387. 51 Benesch- Auer: Historia, Taf. 18. 52 Winzinger: Altdorfer - Zeichnungen, Nr. 80. 53 Benesch - Auer: Historia, Taf. 33. 54 Ebenda, Taf. 38. 55 Ebenda, Taf. 21, vgl. auch Taf. 20: Besucher der Burg beurteilen Erzherzog Maximilian, Taf. 40: Maximilian nimmt Bittschriften entgegen. 24