Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)
NAUHAUS, Julia M.: Die archivalische Überlieferung der Weimarer Goethe-Säkularfeier von 1849
DIE ARCHIVALISCHE ÜBERLIEFERUNG DER WEIMARER GOETHE-SÄKULARFEIER VON 1849' Julia M. Nauhaus Die Spurensuche nach Archivalien zur Goethe-Säkularfeier, die in Weimar vom 27. bis 29. August 1849 stattfand, begann im Sommer 1995, als ich mich zum ersten Mal in die Weimarer Archive begab; Anlass war ein Referat, das auf der Weimar- Exkursion des Würzburger germanistischen Seminars gehalten werden sollte. Damals nahm ich tatsächlich an, es existiere ein wohl geordnetes Konvolut im Goethe- und Schiller-Archiv, in dem sämtliches Material über die Weimarer Goethe-Säkularfeier zusammengetragen worden sei, so wie dies Johann Georg Keil (1781-1857) in einem Brief, den ich später in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek fand, dem Weimarer Oberbibliothekar Ludwig Preller (1809-1861) vorgeschlagen hatte. Keil schrieb am 12. September 1849: Es müßte recht interessant seÿn die Festanordnungen der verschiedenen Städte, in denen eine Jubelfeier stattfand, Dresden, Frankfurt, Berlin pp. pp. genau aufzuzeichnen und zusammenzustellen zur Nachricht für die, welche nach hundert Jahren diesen Tag feiern werden. Sie, mein Freund, sollten sich dieses Verdienst erwerben, die Beschreibung in der Großherzogi. Bibliothek niederlegen, oder noch besser, es drucken lassen [...]' * 1 Der vorliegende Text ist die überarbeitete Fassung eines Referates auf dem 70. Deutschen Archivtag 1999 in Weimar. Der Tag des Vortrags fiel mit dem 23. September auf den 100. Geburtstag von Wilhelm Nauhaus (1899-1979), dessen Andenken ich diesen Aufsatz widme. Er hat sich nicht nur lesend und als Buchgestalter, sondern auch schreibend und vortragend zeit seines Lebens mit Goethe befaßt. 1 Der autographe Brief befindet sich unveröffentlicht als Nr. 22 im Goethe-Feier-Konvolut (Goe Qu. 33) der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar (kurz: HAAB) und ist unterschrieben „Dr. Keil“. Die spätere Bleistiftergänzung „[Robert]“ ist falsch, da Robert Keil erst 1826 geboren wurde, der Verfasser des Briefes jedoch auf sein Alter und seine Kränklichkeit anspielt. Es handelt sich daher sehr wahrscheinlich um Prellers Berufskollegen, den Juristen und Großherzoglich-Weimarischen Hofrat Johann Georg Keil, der in Jena studierte, dann Bibliothekar in Weimar war und seit 1814 als Privatier in Leipzig lebte. Er war ab 1831 Mitglied der Gewandhaus-Konzertdirektion sowie Mitbegründer und erster Direktoriumsvorsitzender des Leipziger Konservatoriums. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51/2004 97