Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

MÜLLER, Mathias F.: Die Zeichnungen der Historia Friderici et Maximiliani

Mathias F. Müller Der Autor dieses Buches ist der Humanist Dr. Joseph Grünpeck, der ebenfalls in der oben genannten Dedikationsillustration zu sehen ist. Ursprünglich stammte Grünpeck aus Burghausen und war seit seiner Ingolstädter Studien- und Lehrzeit mit Konrad Celtis befreundet. Auch Maximilian schätzte ihn sehr, was sich in seiner 1498 erfolgten Krönung zum poeta laureatus zeigt. Die Historia entstand aber schon nach dieser Frühzeit, als er sich nicht mehr ständig in unmittelbarer Nähe des Kaiserhofes, sondern bereits in der Reichsstadt Regensburg aufhielt.4 Wie Grünpeck in der Vorrede deutlich herausstreicht, wurde die Historia in bewusster Anlehnung an die großen antiken Schriftsteller verfasst, wobei er sich an Homers Achilles sowie Alexander Magnus [sic!], an Vergils Aeneis und an Suetons Vitae orientiert habe.5 Somit sollte diese hausgeschichtliche Chronik sowohl an der griechisch-römischen Heldendichtung, als auch an der Tradition der antiken Biografieschreibung anknüpfen und gemäß den humanistischen Idealen der Renaissance nun das Haus Österreich als Herrscherfamilie insgesamt und die beiden Protagonisten Friedrich und Maximilian im Einzelnen mit den aus der Antike bekannten Identifikationsmodellen assoziieren. Damit stellt die Historia nichts geringeres als die moderne Form der mythologisch-historischen Kaiserbiografie dar. Maximilian kannte die korrelierenden Bezüge von Kunst und Politik sehr genau und so zeigt sich in diesem Vorgehen ganz exakt die politische Ikonographie seiner Dynastie und deren systematische, mediale Verbreitung. Man sieht, dass großer Wert darauf gelegt wurde, die dargestellten Herrscherpersönlichkeiten bei der Ausübung ihrer angesehendsten Tätigkeiten zu beschreiben wie auch die Autonomie und positive Bedeutung ihres Handelns zu vermitteln. Dies war damals gültiger Gegenstand der höfischen Geschichtsschreibung und bildete die Grundlage für die Mythologie des Fürsten und des Staates. Daher bezog verständlicher Weise auch Joseph Grünpeck das aus der Antike stammende Ideal Arte et Marte als das Ergebnis einer Jahrhunderte andauernden Debatte über die Grundlagen einer guten Regierung gezielt auf Friedrich III. und Maximilian I. Denn als echter Humanist war er davon überzeugt, dass die Erinnerung an die Vergangenheit und die Erzählung der Gegenwart, beide der Literatur anvertraut, für die neue Profangesellschaft etwas Wirkliches und Notwendiges darstellte, aber gleichzeitig war er sich auch bewusst, dass dies genauso die Verherrlichung der von ihm neu geschaffenen Realität bedeuteten würde. Er stilisierte Friedrich und Maximilian im Auftrag des Letzteren zu Vorbildern und konnte so nun den Verantwortungsbereich des neuen Herrschers in Burgund umschreiben, für den dieses Buch ja eigentlich 4 Ebenda, S. 14-21. 5 Historia, fol lr. 10

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